Fake Liste? – Greenwashing Vorwürfe gegen Sustainable JGU

29.08.2023
Campus-News, Studium

Zur StuPa-Wahl 2023 trat Sustainable JGU als neue Liste an. Im Januar beschuldigte Campusgrün die neue Liste nun ein Projekt der Finther CDU zu sein und kein Interesse an Klimaschutz zu haben.

Zur Wahl des Studierendenparlaments (StuPa) vom 17. bis 19. Januar 2023 trat zum ersten Mal die im Dezember 2022 gegründete Liste „Sustainable JGU – Liste für Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ an. Ihr Versprechen für mehr Klimaschutz auf dem Campus bescherte der Liste laut endgültigem Wahlergebnis 110 Stimmen, und somit drei Plätze im Studierendenparlament (campus-mainz.net berichtete).

Kurz vor der Wahl, am 12. Januar 2023, wurden allerdings schwere Vorwürfe gegen Sustainable JGU erhoben. Die politische Hochschulgruppe Campusgrün veröffentlichte einen Instagram Post in dem die Sustainable JGU beschuldigt wurde Klimaschutz nicht ernst zu nehmen, keine konkreten Vorhaben zu verfolgen und ein Projekt der Finther CDU zu sein. Auch der Vorwurf Kontakt zu Personen der Rechtsaußen Szene zu pflegen, kam auf.

Doch wer steckt hinter Sustainable JGU? Die Liste besteht aus zwei Mitgliedern: Elias Offermann und Fabian Kaltz. Eine eigene Hochschulgruppe sind sie nicht. „Wir sind Mitglieder beim RCDS, aber wir wirken da nicht mit“, so Kaltz im Gespräch mit campus-mainz.net. Sie behaupten von sich eine echte grüne Partei und Alternative zu den bereits bestehenden Listen sein zu wollen. Dabei gehe es ihnen darum einen nachhaltigeren und grüneren Campus zu erschaffen. Sie möchten „echte grüne und nachhaltige Politik in den ASTA bringen“, heißt es auf ihrem Instagram Account.

Was sagt Sustainable JGU zu den Vorwürfen?

Kaltz und Offermann zeigten sich auf Anfrage von campus-mainz.net verwundert über die Vorwürfe, da niemand von Campusgrün je mit ihnen gesprochen hätte oder sie besser kennen würde. Von dem Vorwurf hätten sie erst über Instagram erfahren. Daher würden sie sich fragen, wie man ihnen vorwerfen könne es nicht ernst mit dem Klimaschutz zu meinen.

Zudem würden sie nicht verstehen, woher der Vorwurf käme, dass ihre Vorhaben unkonkret seien. Sie würden unter anderem „mehr digitale Lehre, mehr Nachhaltigkeit bei Sanierungen und Neubauten und ungenutzte Flächen in grüne Erholungsflächen umzugestalten“ fordern, so Kaltz und Offermann.

Sie fänden es sehr schade, dass sie „so grundlos von Campusgrün angefeindet werden. Anstatt sich über eine weitere engagierte, nachhaltige Hochschulgruppe zu freuen, steht bei Campusgrün anscheinend nur die Konkurrenz zueinander im Vordergrund“, so Kaltz. Dass ihr politisches Angebot eine Lücke in der Nachfrage gefüllt habe, zeige seiner Meinung nach das Ergebnis der letzten StuPa Wahl.

Keine Verbindung zur CDU Finthen?

Dass er selbst Verbindungen zur CDU Finthen habe, bestreitet Offermann. Er habe weder zur CDU noch der JU (Junge Union) Kontakt. Kaltz hingegen ist CDU-Mitglied und im Vorstand der CDU Finthen als Mitgliederbeauftragter tätig. Nach eigener Aussage wisse er das aber gut zu trennen. Zudem hätten hochschulpolitische Angelegenheiten keinen Nutzen für die Finther CDU. Sustainable JGU sei für ihn eine Herzensangelegenheit, der sich Offermann angeschlossen habe.

Standpunkt des RCDS

Auch der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) bestreitet im Gespräch mit campus-mainz.net, dass Sustainable JGU ein Projekt der CDU-Finthen sei. Das sei dort nie Thema gewesen, erklärt Herbert Lengfeld, Vorsitzender des Mainzer RCDS. Er ist selbst im Vorstand der Finther CDU aktiv. „Es sind so viele RCDSler im Vorstand der CDU-Finthen, das hat sich einfach so ergeben und wir haben das nicht aus der CDU-Finthen heraus geplant“, so Lengfeld. Der RCDS-Bundesverband zähle auch nicht zur CDU und sei nur eine Sonderorganisation.

Stattdessen bestätigt der RCDS, dass Kaltz und Offermann Mitglieder des RCDS sind und Kontakt besteht. Beide seien aber nicht sonderlich aktiv beim RCDS gewesen. Der RCDS halte Sustainable JGU für eine positive und glaubhafte Bewegung. Sie würden sie „voll und ganz“ bei ihren Zielen unterstützen.

Lengfeld erklärt zudem, dass es ihn nicht überrascht habe, dass Kaltz seine eigene Liste gegründet hat. Denn Kaltz, den er schon lange kenne, sei jemand der sich innerhalb der CDU viel für Klimaschutz interessiere. Dennoch sei der RCDS zunächst nicht begeistert von der Neugründung gewesen, so Lengfeld. Da man konservative Hochschulgruppen nicht immer mit Klimaschutz verbinde, könnte er den Schritt aber verstehen.

Lengfeld glaube zudem, dass Kaltz sich auch für mehr Klimaschutz auf dem Campus einsetzen wolle, da Campusgrün seiner Meinung nach nicht viel in diese Richtung tue. Bezüglich des Greenwashing-Vorwurfs gegen Sustainable JGU erklärte Lengfeld, dass man diesen stattdessen Campusgrün vorwerfen könne. So habe Campusgrün in der letzten Legislaturperiode keinen einzigen Antrag zum Klimaschutz gestellt. Von vierzehn Abgeordneten seien im Schnitt vier bei den StuPa Sitzungen gewesen. Die Redaktion von campus-mainz.net kann diese Aussagen weder widerlegen noch bestätigen.

Keine Übernahme eines Arbeitsbereichs

Im AStA selbst, scheint Sustainable JGU jedoch kein Interesse an einem grünen Posten zu haben. Elias Offermann wurde während der konstituierenden Sitzung des AStA als Referent für den Arbeitsbereich Ökologie und Studierendenwerk vorgeschlagen. Nachdem er während des ersten Wahlgangs keine Mehrheit erreichte, war er jedoch kein zweites Mal angetreten. Das habe, laut Offermann selbst, zwei Gründe: Zunächst sei er erst ein paar Tage vor der Sitzung gefragt worden, ob er antreten möchte. Zweitens, sei er erst seit dem Sommer 2022 in der Hochschulpolitik tätig und hätte davor noch keine Berührungspunkte damit gehabt.

Da er auch im Jurastudium sehr viel zu tun habe, sei er nach der Sitzung dann noch mal in sich gegangen und zu dem Schluss gekommen, dass es ihm zu viel Verantwortung sei. Sein Kollege Kaltz hat nach eigener Aussage volles Verständnis für Offermanns Entscheidung. Der Druck vor einer öffentlichen Versammlung zu sprechen, könne, laut Kaltz, sehr einschüchternd wirken, wenn man das Ganze noch nicht gewohnt sei.

Referent für den Arbeitsbereich Ökologie und Studierendenwerk ist nun Nikolai Hübel vom RCDS. Sustainable JGU sei, nach eigener Aussage, auf den RCDS zugegangen im Vertrauen, dass diese einen geeigneten Kandidaten finden würden. Kaltz meinte, er kenne Lengfeld persönlich sehr gut. Lengfeld hätte Hübel vorgeschlagen, da er der Meinung sei, dieser würde sich einsetzen und Themen, die sich mit den Interessen der Sustainable JGU überschneiden, ansprechen.

Mehr zu den Vorwürfen, Kontakt zur Rechtsaußen Szene zu haben, sowie die Einschätzungen der anderen politischen Hochschulgruppen erfährst du in

>>> Teil Zwei.

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!