FILMZ 2020 | Festivalplanung in Zeiten einer Pandemie - Teil 2

10.11.2020
jsc

Ein Filmfestival mit bundesweitem Zulauf ehrenamtlich zu stemmen, war schon vor 2020 aufwändig. Mit Kontaktbeschränkungen und Kinoschließungen wurde es für das FILMZ-Team zur noch größeren Herausforderung.

Noch im März 2020 war der Verein FILMZ e.V. mit 25 ehrenamtlichen Mitgliedern – etwa der Hälfte der Helfenden beim Festival 2019 – relativ dünn besetzt. Vor allem in den Filmgruppen gab es ernsthafte Sorgen, ob sie ihr Arbeitspensum in der Form bis zum Festival stemmen können würden. Ute Petermann sieht einen Grund dafür in fehlendem Interesse und Zeitmangel für eine ehrenamtliche Tätigkeit während der Pandemie, was die Anwerbung von Interessierten erschwere.

Ein weiterer Grund dafür, dass das Festival mit einer recht jungen, besonders studentischen Zielgruppe anfangs unter Personalmangel litt, war der eingeschränkte Universitätsbetrieb: So sagte beispielsweise der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der JGU Mainz seine Hochschulgruppenmesse für das Sommersemester 2020 ab. Dort lernen v. a. Studienanfänger:innen die Arbeit verschiedener Hochschulgruppen wie die des FILMZ-Vereins kennen und können sich so auch langfristig in den Gruppen engagieren.

Da andererseits Studierende ihren Abschluss machen und sich danach weniger oder gar nicht mehr im Ehrenamt beteiligen, hat sich der personelle Schwund bei FILMZ e.V. dieses Jahr relativ früh gezeigt. Die lange geschlossenen Gebäude auf dem Campus machten auch die Werbung an schwarzen Brettern oder anderen Infoständen für das Festivalteam schwer bis unmöglich.

Der Weg aus der Personalknappheit

Damit blieb Social Media als meistversprechender Ausweg für die Personalrekrutierung, u. a. über den Instagram-Account mit derzeit etwa 1.400 Follower:innen. Seine Reichweite konnte im Sommer mit einem eigenen Werbebudget versechsfacht werden. Auch Kennenlerntreffen mussten umgedacht und stattdessen als Videokonferenz veranstaltet werden. Obwohl die Hürde, so schätzt Ute Petermann, bei dem digitalen Format höher sei als bei der Vorstellung vor Ort, ist sie erleichtert, dass in den ersten Kennenlernrunden zumindest einige Interessierte langfristig dabeibleiben wollen würden.

So waren im Juli mindestens zwei Ehrenamtliche in jeder der Festivalgruppen vertreten. Damit wurde die offensive Suche nach mehr ehrenamtlichem Personal zeitweise eingestellt, bis wenige Wochen vor Festivalbeginn noch zur kurzfristigen Unterstützung der Betreuung im Kino aufgerufen wurde.

Diese kurzfristigen Freiwilligen werden in erster Linie traditionell zur Umsetzung des laufenden Festivals gebraucht und nicht für das dauerhafte Engagement im Verein eingeplant. Dieses Jahr hatte man für das Hybridformat beispielsweis zusätzlich zur Lichttechnik und der Kartenkontrolle auch Freiwillige für die Platzanweisung im Kino gesucht, um Abstandsregeln einzuhalten. Doch diese Suche über die sozialen Medien wurde durch die Schließung der Spielstätten hinfällig.

Die Ausrufung von kurz- und langfristigen Freiwilligen prägte auch die Arbeit der Hochschulgruppe des Festivals. Denn im Wintersemester konnte ein Teil der Werbung an der Universität, die im Sommersemester weggefallen war, in anderer Form nachgeholt werden: Für die Hochschulgruppenvorstellung des AStA nutzte das FILMZ-Team Ende Oktober das Kulturcafé auf dem Campus, bevor auch dieses vorrübergehend schließen musste.

Gewürdigte Mühen

Vor der ursprünglichen Publikumseröffnung vor Ort am 6. November war auch ein Empfang mit geladenen Gästen geplant, u.a. mit Julia von Heinz und Marla Emde, Regisseurin und Hauptdarstellerin von "Und morgen die ganze Welt", der als Eröffnungsfilm gezeigt werden sollte. Durch die komplette Festivalverlegung ins Netz musste dieses Event jedoch ebenfalls gestrichen werden. Die Ministerpräsidentin und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling steuerten dafür digitale Grußbotschaften bei. Darin betonen sie u. a. den Stellenwert der Kultur im Allgemeinen und des FILMZ-Festivals im Speziellen (campus-mainz.net berichtete).

Im Einklang damit sieht auch Marianne Grosse, die Beigeordnete des Kulturreferats der Stadt Mainz, im FILMZ-Festival "ein Forum für junge, deutschsprachige Kinoschaffende". Die Stadt Mainz ist seit 2009 der offizielle Veranstalter des Festivals, lässt dem Verein inhaltlich jedoch "absolute Planungsfreiheit", so Grosse auf einer Pressekonferenz zur FILMZ-Ankündigung am 29. September 2020. Dadurch entsteht für Grosse "ein spannendes Programm, das mal wieder unter Beweis stellt, was der deutsche Film alles kann".

Noch bis zum 14. November lässt sich dieses Programm des FILMZ-Festivals über die Server von alleskino statt in den Sesseln von Capitol, Palatin und anderen Mainzer Spielstätten erleben. Die unterschiedlichen Themen und Formate des Festivals bedienen potenziell verschiedene Geschmäcker – egal, ob das eigene Mikrowellenpopcorn dazu nun lieber süß oder salzig sein soll. 

<<< Teil 1

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