Eröffnung FILMZ 2023 | "So vielseitig wie noch nie"

05.11.2023
Freizeit
cd

Am 1. November wurde das FILMZ-Festival in Mainz eröffnet. Die Veranstaltung fand vor großem Publikum statt und wurde von Gästen aus Politik und Kultur begleitet. Als Eröffnungsfilm wurde "Kommt ein Vogel geflogen" gezeigt.

Im Kleinen Haus des Mainzer Staatstheaters dominierte am Abend des 1. Novembers die Farbe Gelb. Grund dafür war die Eröffnungsfeier der 22. Ausgabe von FILMZ-Festival des deutschen Kinos, dem älteste Langfilm-Festival in Rheinland-Pfalz. Vor der Feier hatten die Gäste die Möglichkeit, sich bei dem Sektempfang miteinander auszutauschen. Obwohl laut Andreas Reinhart, der das Publikum als Moderator durch den Abend führte, Sequels üblicherweise schlechter als der erste Teil seien, träfe dies nicht auf FILMZ zu. Stattdessen sei das Festival so "vielseitig wie noch nie". Im Zeitraum vom 2. bis 12. November können Interessierte rund 90 Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schauen. FILMZ selbst bezeichnet sich als ein "Publikumsfestival", denn das Publikum kann die Filme im Anschluss bewerten und so die Sieger der einzelnen Wettbewerbsreihen küren. Für Gäste, die es nicht nach Mainz schaffen, besteht die Möglichkeit, die Filme On Demand zu schauen und anschließend zu bewerten.

Die Zukunft der Mainzer Kinolandschaft

Auch Vertreter:innen aus der Politik waren am Eröffnungsabend anwesend, um die Veranstaltung zu würdigen und die Bedeutung des Festivals zu unterstreichen. Die angekündigte Videobotschaft der rheinlandpfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) fiel leider aus. Dennoch waren die Kulturdezernentin der Stadt Mainz Marianne Grosse (SPD), Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck (Parteilos) und der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (Parteilos) anwesend und sprachen von der Wichtigkeit von Kultur in Mainz.

Während des Gesprächs kam die Schließung der Programmkinos Capitol und Palatin zur Sprache. Ende Oktober stellten beide Programmkinos ihren Betrieb ein, was große Auswirkungen auf die Mainzer Kinokultur bedeutete (campus-mainz.net berichtete). Die Schließung erfolgte aufgrund des geplanten Abrisses des Gebäudes, in dem sich das Palatin befand. Dieses war 2021 von der Immobilienfirma Fischer & Co. erworben worden (campus-mainz.net berichtete). Am 25. Oktober hatten die Besucher:innen zum letzten Mal die Gelegenheit, Filme in diesen Kinos zu schauen. Die Programmkinos waren jahrelang die Hauptspielstätte des Festivals, das in diesem Jahr zum Großteil im CineStar ausgetragen wird.

Marianne Grosse kündigte dabei eine Zukunft für die Kinolandschaft in Mainz an, diese solle "besser werden, als sie je war". Darüber hinaus gab sie Einblick in zukünftige Pläne zur Stärkung der Filmkultur, darunter auch die Anmietung des Capitols durch die Stadt Mainz. Oberbürgermeister Nino Haase betont die Wichtigkeit von Programmkinos und sieht es sich vor, die "Kinokultur stärken" zu wollen. Insgesamt wurde die Veranstaltung von den drei Gästen gelobt. Jürgen Hardeck, welcher FILMZ von Anfang an begleitet hat, freue sich über die bemerkenswerte Entwicklung von FILMZ, welches über die Jahre an "Vielfalt und Qualität" gewonnen habe.

Spätestens bei der Frage des Moderators nach den Lieblingsfilmen und Filmen, die die Gäste prägten, lockerte sich die Stimmung im Saal. Grosse nannte den 2023 erschienen Film "Roter Himmel" als einen Favoriten aus Deutschland, während Hardeck "Das Boot" in seinen verschiedenen Schnittfassungen gerne mag. Nino Haases schlimmste Kinoerfahrung sorgte für ein Schmunzeln im Publikum. Er landete versehentlich im Horrorfilm "The Ring" und verbrachte die ganze Zeit damit, neben die Leinwand zu schauen, bevor er den Saal traumatisiert verließ.

Im Anschluss wurde die Festivalleitung, bestehend aus Hannah Wieland, Janis Kuhnert, Verena Freund und André Devime auf die Bühne gebeten. Diese sprachen ihren Dank an die zahlreichen Sponsor:innen und Unterstützer:innen aus. Einen besonderer Dank galt den vielen ehrenamtlichen und studentischen Helfer:innen, ohne die das rein ehrenamtlich organsierte Festival nicht möglich wäre.

"Kommt ein Vogel geflogen" – ein Film voller Herz und Humor

Im Anschluss folgte die Vorführung der Komödie "Kommt ein Vogel geflogen" des Regisseurs Christian Werner. Der Film erzählt die Geschichte von Birgit Singer (Britta Hammelstein), die den Papageien Marlene bei sich zu Hause aufnimmt. Das Tier baut eine starke Bindung zu ihrer Tochter Sarah (Pola Friedrichs) auf und bewirkt etwas, was zahlreichen Expert:innen bisher nicht gelang: In Marlenes Anwesenheit stottert Sarah auffallend weniger. Als der Papagei beginnt, Parolen aus der NS-Zeit zu sprechen, steht die Familie vor eine ernsthafte Probe. Der Besuch der jüdischen Schwiegereltern (Ulrike Krumbiegel und Michael Wittenborn) und mediale Aufmerksamkeit sorgen für zusätzliche Spannungen.

"Kommt ein Vogel geflogen" ist ein Film, der das Publikum gleichzeitig bewegt und zum Lachen bringen kann. Er schafft es erfolgreich, schwerwiegende Themen wie Mobbing, Tierschutz und Rechtsextremismus miteinander zu verknüpfen und mit Leichtigkeit zu präsentieren.

Ein Q&A mit Regisseur und Schauspielerinnen

Bei einer anschließenden Q&A-Session standen Regisseur Christian Werner und die beiden Schauspielerinnen Ulrike Krumbiegel und Pola Friedrichs bereit, um Fragen zu dem Film zu beantworten. Sowohl der Moderator Kai Graw als auch das Publikum nutzten die Gelegenheit, um den Beteiligten Fragen zu stellen und so einen Einblick in die Entstehung des Films zu gewinnen. Während des Gespräches wurde die Inspiration für den Film beleuchtet, welcher lose auf wahren Begebenheiten basiere, die der Regisseur unter anderem aus einer Lokalzeitung heranzog. Die 8-jährige Pola schilderte ihre Erfahrungen während den Dreharbeiten als "komisch, witzig, schön – am meisten komisch" und verriet, dass sie das Stottern für ihre Rolle bei einer Logopädin erlernte. Für ihre Arbeit erhielt sie großes Lob von Seiten des Publikums und ihrer Kolleg:innen. Darüber hinaus wurde ausführlich über die Arbeit mit dem Vogel während des Drehs gesprochen. Pola bezeichnete die Arbeit mit dem Tier als "anstrengend und schön". Besonders beeindruckend sei die Leistung Werners gewesen, Krumbiegel trotz Vogelphobie und fehlenden Französischkenntnissen an der Teilhabe des Films überzeugen zu können.

Die Besucher:innen können noch bis zum 12. November fiktionale, wie nonfiktionale deutschsprachige Filme verschiedener Genres und Spiellängen anschauen, darunter auch "Elaha", einen der zwölf Filme, der sich als deutsche Einreichung für die kommende Oscar-Verleihung bewirbt (campus-mainz.net betichtete). Zudem bietet das Festival wie in jedem Jahr ein umfangreiches Rahmenprogramm, das auch eine Masterclass mit Oscarpreisträgerin Caroline Link beinhaltet.

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