Weltrekordversuch in Mainz: Druck der größten Bibelseite

09.05.2025
Freizeit, Veranstaltungen
Anna Reyer

Die internationale Gutenberg-Gesellschaft e. V. startete den Weltrekordversuch des Druckes der größten Bibelseite der Welt. Ob dies gelungen ist und wie es ablief erfahrt ihr hier.

Das Vorhaben die größte Bibelseite der Welt zu drucken, fand am 26. und 27. April bei warmen Frühlingstemperaturen auf dem Mainzer Fischtorplatz nahe des Rheinufers statt und lockte viele Zuschauende an. Anlass für das Event war das Kultursommer Eröffnungsfest, sowie der in diesem Jahr anstehende 625. Geburtstag Johannes Gutenbergs. Der "Man of the Millennium" gilt als der Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern und ist Namensgeber der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Bibelseite mit 35 Quadratmeter

Gedruckt wurde die erste Seite des Johannes-Evangeliums, genauer die der sogenannten "Shuckburgh-Bibel". Sie ist eine von 180 Exemplaren, die Gutenberg mit der von ihm entwickelten Methode des Buchdrucks mit beweglichen Lettern herstellte.

13 Druckplatten wurden dafür in nicht eine, sondern gleich vier verschiedene Farben eingefärbt. Im Anschluss wurden die einzelnen Platten zu einer großen Buchseite zusammengesetzt. So kam eine Fläche von ungefähr fünf mal sieben Metern zusammen, was einer Gesamtfläche von über 35 Quadratmetern entspricht. Damit ist die gedruckte Bibelseite größer als ein Apartment am Kisselberg.

Über die mit Farbe bestrichenen Druckplatten wurden im Anschluss ein eigens dafür angefertigtes Papier, sowie ein Teppich und eine Platte gelegt.

Außergewöhnliche Druckmethoden: Erst Auto, dann Zuschauende

Am Samstag, dem 26. April, kam ein außergewöhnlicher Ersatz für die Druckpresse zum Einsatz: die graue Mercedes Benz A-Klasse der Gutenberg-Gesellschaft. Nach einem kleinen Schockmoment, bei dem die Reifen die Schutzoberfläche verschoben hatten, wurde diese von den Helfenden wieder gerichtet. Die Enthüllung, bei dem die Bibelseite mittels eines großen Rahmens in den Himmel gezogen wurde, zeigte einen beeindruckenden Druck. Der Weltrekord war geglückt.

Am Sonntag, den 27. April, folgte dann der zweite Versuch. Diesmal waren die Gäst:innen des Eröffnungsfestes des Kultursommers nicht nur Zuschauende, sondern aktive Mithelfende. Mit ihrem Körpergewicht ersetzten sie die Druckerpresse. Jeder der wollte konnte die Platten betreten und sich anschließend mit einer Unterschrift auf einem Plakat verewigen. Auch hier hebt sich ein schöner Druck in die Lüfte empor, der aber leider durch den Wind beschädigt wurde.

Hoher Besuch

Zu Gast war nicht nur der Oberbürgermeister Nino Haase, der von der Idee bis zur Umsetzung an dem Vorhaben mitgewirkt hat. Es waren auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer und die Landesministerinnen Doris Ahnen, Katrin Eder und Katharina Binz präsent. Außerdem vor Ort war die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse.

Vorbereitung und Zukunft der Bibelseite

Die Vorbereitungen für den Weltrekordversuch hatten bereits Wochen vorher gestartet. Die Hochschule Mainz hatte die Druckerplatten in ihrer Werkstatt von einem Roboter fräsen lassen. Zuvor wurde die Bibelseite gescannt und digital so geteilt, dass keine Buchstaben getrennt werden.

Das Papier sei derweilen in Hamburg spezialangefertigt worden. Der vorhereigene Samstag sei für erste Tests und die Beantwortung der Frage, ob es möglich ist, ein Auto und Platten als Presse zu verwenden, genutzt worden.

Wer neugierig ist, aber das Spektakel am Wochenende verpasst hat, hat die Möglichkeit das Ergebnis zu betrachten. Seit Montag, den 28. April hängt die 35 Quadratmeter große Bibelseite im Mainzer Dom St. Martin zur Besichtigung. Der beschädigte Druck von Tag zwei soll repariert und bald in der Malakoff-Passage präsentiert werden.

Die Gutenberg-Gesellschaft

Organisiert wurde der Weltrekordversuch durch die Internationale Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V. Laut eigener Bezeichnung sei er eine traditionsreiche wissenschaftliche Vereinigung, die sich seit ihrer Gründung 1901 der Erforschung der Geschichte und Entwicklung der Drucktechnik sowie der schriftorientierten Medien widmet. Sie unterstützt das Gutenberg-Museum in Mainz und prägt mit dem jährlich erscheinenden „Gutenberg-Jahrbuch“ sowie weiteren Publikationen die internationale Gutenberg-Forschung.

Mit rund 700 Mitgliedern in über 30 Ländern (Stand 2018) und der Verleihung des renommierten Gutenberg-Preises engagiert sich die Gesellschaft auch heute aktiv für die Bewahrung und Weiterentwicklung der Druck- und Schriftkultur. Ihr Präsident ist traditionell der Oberbürgermeister, aktuell Nino Haase, der Stadt Mainz.

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