Studium "in English, please!" #2

02.05.2022
Studium
kn

Die JGU bietet inzwischen in einigen Fachbereichen englischsprachige Masterstudiengänge an. Einer davon ist seit 2018 der M.A. "Globalisation, Media and Culture" des Instituts für Geographie.

Inzwischen gibt es an der JGU einige Masterstudiengänge abseits der Anglistik und Amerikanistik, deren Veranstaltungen und Prüfungen nur auf Englisch angeboten werden. Dabei handelt es sich um Studiengänge, die einen besonderen Fokus auf Internationalität und/oder Interdisziplinarität legen. Der jüngste Neuzugang ist der Masterstudiengang "Quantitative Decision Making in Economics and Management" im Fachbereich 03 (Wirtschaftswissenschaften). (campus-mainz.net berichtete) 

Doch warum werden bestimmte Masterstudiengänge auf Englisch angeboten? Welche Überlegungen stehen dahinter? Und was bedeutet dies genau für Studierende und Lehrkräfte? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, hat Campus Mainz zwei Dozentinnen des Fachbereichs 09 zu dem englischsprachigen Master ihres Instituts interviewt.

Human Geography: Globalisation, Media and Culture (M.A.)

Das Institut für Geographie am Fachbereich 09 bietet seit vier Jahren den Masterstudiengang "Human Geography: Globalisation, Media and Culture" in englischer Sprache an, der sich mit interdisziplinären Forschungsfragen rund um die Wechselbeziehungen zwischen kulturellen und räumlichen Neuaushandlungen und Machtstrukturen im Zeitalter der Post-Globalisierung beschäftigt. 

"Die Nachfrage von internationalen Studierenden nach einem komplett auf Englisch betreuten Masterstudiengang war sehr hoch", begründete Univ-Prof. Dr. Veronika Cummings im Interview die Entscheidung, den zuvor bereits seit mehreren Jahren bestehenden Masterstudiengang in die englische Sprache zu überführen. Cummings Berufung aus Singapur an die JGU im Jahr 2017 verstärkte den außereuropäischen Schwerpunkt des Fachs zusätzlich. Damit gab man zudem Studierenden, deren Deutsch nicht "Universitäts-reif" ist, die Möglichkeit, an der JGU zu studieren. Die Zahlen sprechen für sich – trotz der momentanen Corona-Lage verzeichnete das Institut für das Wintersemester 2020/21 über 40 Bewerbungen aus 15 verschiedenen Nationen, von den USA und Kanada bis Hongkong, aus Südamerika, vom afrikanischen Kontinent bis Asien. Damit gab es so viele Neuanmeldungen (insbesondere internationaler Studierender) wie nie zuvor. Die Nachfrage war sogar so groß, dass der Studiengang inzwischen von der JGU-Verwaltung zulassungsbeschränkt wurde. Trotzdem waren im Wintersemester 2021/22 die Zahlen weiterhin hoch und der Anteil internationaler Studierender brach nicht ein.

Herausforderungen für die Dozierenden 

"Da wir am Geographischen Institut in unseren Forschungsthemen und Lehrinhalten bereits zuvor sehr international ausgerichtet waren, war die Umstellung für uns keine große Hürde, sondern vielmehr ein Gewinn auf allen Ebenen" antwortete Dr. phil. Elisabeth Sommerlad auf die Frage nach Herausforderungen für die Dozent:innen des Fachs. 

Internationalität und Interdisziplinarität waren von Anfang an zwei wichtige Säulen des Studiengangs gewesen, der zuvor bereits auf Deutsch angeboten wurde: "Die Interdisziplinarität ist uns sehr wichtig für unseren Studiengang, da die disziplinären Grenzen im internationalen Setting deutlich geringer ausgeprägt sind", fügte Sommerlad noch hinzu. Dabei bezieht diese Interdisziplinarität nicht nur Studiengänge im Ausland, sondern auch Studiengänge der JGU wie Publizistik, Sozialethik und Medienwissenschaften mit ein.

Im Zuge der Neumodellierung des Studienprogramms ist es inzwischen auch möglich, dass Studierende mit einem Bachelor of Arts aus einer benachbarten Disziplin den Masterstudiengang belegen können. Es wird kein Nachweis über die Kenntnisse der deutschen Sprache benötigt, sondern ein maximal drei Jahre alter, international anerkannter Test der englischen Sprache. 

Herausforderungen sehen die beiden Dozentinnen für internationale Studierende außerhalb des eigentlichen Studiengangs: So gibt es noch nicht alle (fächerübergreifenden) Informationsseiten der JGU auf englischer Sprache. Hier hofft man auf eine Verbesserung in der Zukunft. Außerdem hat die Pandemielage dazu geführt, dass Visa durch unterbesetzte Botschaften im Ausland weiterhin erst verzögert ausgestellt werden, sodass internationale Studierende nach der Studienplatzzusage nicht rechtzeitig nach Deutschland einreisen können – darüber hat die Redaktion von campus-mainz.net bereits an anderer Stelle informiert.

Auswirkungen der Pandemie-Lage auf den Masterstudiengang

Von Corona lassen sich die Studierenden des Masterstudiengangs nicht abhalten, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Hilfreich ist dafür zum einen, dass die Lehrkräfte eng mit dem International Office der JGU zusammenarbeiten. Zum anderen bietet das Erasmus-Studium eine gewisse Sicherheit für Studierende, die gerne im Ausland studieren möchten. Außerdem bemühen sich die Dozierenden des Studiengangs darum, u. a. mit Sommerworkshops Studierenden auch im Inland Möglichkeiten zu geben, "im Gelände tätig zu werden".

Daneben spielt natürlich die Digitalisierung eine wichtige Rolle: "Das Herzstück unseres Masters ist ein empirischer Workshop, in dem Studierende eine Mini-Projektstudie sehr häufig im Ausland selbstständig durchführen", erläuterte Cummings. Dieser wird z. T. auch von Kooperationspartnern wie Prof. Dr. Chris Lukinbeal von der University of Arizona geleitet – in den vergangenen Semestern in digitaler Form. Digitale Lehrformate stellen die Betroffenen vor geringe Probleme, da auf diverse Erfahrungen mit digitalen Lehr- und Lernformaten zurückgegriffen werden kann. Hinzu kommt, dass schon vor dem Ausbruch des Corona-Virus regelmäßig Gastwissenschaftler:innen aus aller Welt in verschiedenen Wahlpflichtmodulen Gastvorträge oder Lehrveranstaltungen am Institut gehalten haben, die in digitaler Form angeboten wurden. "Dafür waren wir bereits im Vorfeld hinreichend ausgestattet und konnten bereits das erste Jahr der Pandemie digital gut abfangen", fügte sie noch hinzu.  

Und wie stehen die beiden Dozentinnen rückblickend zu dem Umstieg? 

"Tatsächlich hat der Umstieg das Fach sehr bereichert, da durch die vielen unterschiedlichen Perspektiven, die die internationalen ebenso wie die inländischen Studierenden mit eingebracht haben, eine vielfältigere Diskussion entstanden ist, die wir sehr schätzen und die den Studiengang auch inhaltlich wunderbar voranbringen", resümierte Sommerlad zum Abschluss des Interviews ihre Einschätzung. 

 

 

Nicht nur der Fachbereich 09 bietet einen englischsprachigen Masterstudiengang an – neben dem Master in "American Studies", in "Sociolinguistics and Multilingualism" und in "English Literature and Culture" des Fachbereichs 05 (Philosophie und Philologie), gibt es im Fachbereich 03 (Wirtschaftswissenschaften) sowohl den Master in "International Economics and Public Policy" als auch in "Quantative Decision Making in Economics and Management". Der Fachbereich 02 (Social Sciences, Media and Sports) bietet den Master in "Sport Science: Movement & Wellbeing" und in "Sports, Ethics and Integrity" an und auch im Fachbereich 08 (Physik, Mathematik und Informatik) lassen sich mit dem Master in "Meteorologie" und dem Master in "Physik" englischsprachige Studiengänge belegen. 

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