Neuer Name für Uni-Vorplatz

17.08.2023
Campus-News, Studium
bp

Der Vorplatz der Universität hat einen neuen Namen, doch Irène Giron ist für viele Studierende noch unbekannt. Wir werfen einen Blick in die Geschichte der JGU und ihre Rolle darin.

Der Vorplatz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat seit dem 20. Juni einen neuen Namen: Er heißt nun Irène-Giron-Platz und ist benannt nach der stellvertretenden Leiterin der französischen Kulturbehörde, die maßgeblich für die Gründung des heutigen Fachbereichs 06 Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der JGU verantwortlich war.

Zwischen Mainz und Germersheim

Die Entscheidung, den Vorplatz des Campus-Geländes umzubenennen, wurde vom Präsidium der JGU bereits am 16. Dezember 2021 getroffen. Diese Veränderung verkündete der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch, letztes Jahr beim Jubiläumsfestakt zum 75-jährigen Bestehen des FTSK der JGU. Er betonte, dass es seit der Fertigstellung des neugestalteten Vorplatzes im Jahr 2017 ein Anliegen der Universität gewesen sei, diesem Ort einen Namen zu geben. Der Name solle die Gründungsgeschichte der JGU an ihrem Eingang sichtbar machen. Ebenfalls solle es die enge Verbundenheit von Germersheim und der Deutsch-Französischen-Partnerschaft zum Ausdruck bringen. Die offizielle Benennung sei jedoch erst 2023 möglich gewesen, da die Formalia im Benennungsverfahren noch nicht vollzogen wären.

Wer ist bzw. war Irène Giron?

Irène Giron wurde 1910 als Tochter eines englischen Vaters und einer deutschen Mutter in Hamburg geboren. Sie erwarb in Heidelberg ihr Dolmetscherdiplom. In Südafrika arbeitete sie als Dolmetscherin für die französische Regierung in der Abhörabteilung des Rundfunks. Als stellvertretende Leiterin der Division de l’Éducation Publique (Abteilung für öffentliche Bildung) der französischen Besatzungszone hat sie durch eine Mehrzahl an aufwändigen Methoden die damalige Staatliche Dolmetscherhochschule in Germersheim gestärkt und war die treibende Kraft hinter ihrer Gründung.

Aufgrund eines Mangels an Ressourcen sandte Giron 1946 den für die Leitung der französischen Abteilung vorgesehen Professor Eugène Kuentz nach Berlin, um auf dem Schwarzmarkt Schreibmaschinen für die Hochschule zu erwerben. Die französischen Behörden mussten zwar häufig für Freigabescheine über notwendige Dinge angegangen werden, doch Giron zeigte den deutschen Antragstellern ein übermäßiges Verständnis und tat für die Hochschule alles, was in ihrer Macht stand. Sie setzte sich ebenfalls für das Institut für Europäische Geschichte ein.

Mit ihrer Tätigkeit war sie daher maßgeblich für das Bestehen des Standorts Germersheim als Bildungsstätte verantwortlich.

Die Geschichte der FTSK

Die Idee, aus der französischen Besatzungszone eine eigene Ausbildungsstätte für Übersetzung zu schaffen, wurde von der französischen Militärregierung bereits im Jahr 1946 entwickelt. Die Universität Mainz wurde im gleichen Jahr eröffnet.

Daraufhin forderte die Division de l’Éducation Publique (Abteilung für öffentliche Bildung) vom Mainzer Gründungsrektor eine Vorlage für den Aufbau eines Dolmetscherinstitutes in Mainz. Jedoch konnte das Institut räumlich nicht in den Campus der Universität Mainz integriert werden. Grund hierfür waren die Raumnot in der stark zerstörten Nachkriegsstadt sowie Zonenkonflikte.

Das Dolmetscherinstitut sollte die ganze Zone umfassen und daher nicht von einer Landesuniversität abhängen. Tatsächlich konnte der Leiter der Division de l’Éducation Publique, Raymond Schmittlein, das allgemeine Konzept einer zonenübergreifenden Bildungsstätte für Verwaltungsbeamte nach einem politischen Konflikt mit den Instanzen in Paris durchsetzen. Der Standort Germersheim wurde am 11. Januar 1947 als Staatliche Dolmetscherhochschule gegründet.

Das Dolmetscherinstitut der Universität Heidelberg diente hierbei als Vorbild, wobei sich Germersheim durch eine Orientierung auf westeuropäische Sprachen, insbesondere Französisch, davon differenzierte.

Drei Jahre lang bestand die Schule als selbstständiger Körper des öffentlichen Rechts, bevor sie im Jahr 1949 als Auslands- und Dolmetscherinstitut (ADI) in die JGU eingegliedert wurde. Seit 2009 trägt der Standort Germersheim den Namen Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft.

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