Interview | Hochschulpolitik: “Ein ziemlich kompliziertes Feld“? Ein Gespräch mit ZeFaR, StuPa- und AStA-Vorsitzenden (1/2)

06.04.2016
Studium
aw & sn

Nur wenige Studis interessieren sich für Hochschulpolitik, dabei betrifft sie alle Studierenden ganz direkt. Ein Interview mit den Vorsitzenden der wichtigsten Organe der Studierendenschaft in Mainz.

Uni sollte nicht nur aus Vorlesungen bestehen. Das finden jedenfalls Celina, Sarah und Jonas. Die drei vertreten die Studierendenschaft der Uni Mainz: Celina ist Vorsitzende des Zentralen Fachschaftenrates (ZeFaR), Sarah ist Präsidentin des Studierendenparlaments und Jonas ist Mitglied im Vorstand des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA).

Im Interview haben wir mit ihnen über die aktuellen Probleme an unserer Uni, das mangelnde Interesse der Studis an Hochschulpolitik und über ihre persönliche Motivation, sich zu engagieren, gesprochen.

Was genau machen eigentlich StuPa, AStA und ZeFaR?  

Sarah: Das StuPa wird einmal im Jahr von den Studierenden gewählt. Es setzt sich aus verschiedenen Listen und Hochschulgruppen zusammen. Aus dem Studierendenparlament wird der AStA gewählt. Während der Legislatur wird der AStA durch das StuPa kontrolliert. Außerdem fertigt das StuPa verschiedene Beschlüsse und beschließt den Haushalt.

Jonas: Der AStA führt die Beschlüsse des StuPa aus. Neben dem politischen Teil im AStA, der verschiedene Arbeitsbereiche, zum Beispiel Hochschulpolitik und Soziales, umfasst, gibt es noch die autonomen Referate für die benachteiligten Gruppen und den zentralen Fachschaftenrat. Die alle zusammen sind der AStA.

Celina: Der zentrale Fachschaftenrat ist ein Zusammenschluss aller Fachschaftsräte der Universität. Diese treffen sich einmal die Woche. Der ZeFaR hat die Finanzhoheit über das Geld der Fachschaftsräte. Wir sind nicht politisch, also nicht listenpolitisch sondern höchstens hochschulpolitisch. Der ZeFaR stellt normalerweise vier, dieses Jahr nur drei, Leute für den AStA. Das ist dann auch der ZeFaR-Vorstand.

Wie stellt ihr Euch die Zusammenarbeit von ZeFaR und AStA vor?

Jonas: Da wir im Vorstand dazu gezwungen sind, zusammenzuarbeiten, kommt man nicht umhin, sich immer mit dem ZeFaR bzw. der ZeFaR sich mit dem AStA abzustimmen. Das ist auch definitiv sinnvoll, damit man den Blick für die Anliegen der Fachschaften nicht verliert.

Celina: Aus dem ZeFaR heraus gibt es manchmal auch hochschulpolitische Kritik oder hochschulpolitische Anliegen. Wir drei vom Vorstand tragen das dann in den AStA und versuchen dort auch die Interessen des ZeFaR deutlich zu machen.

Engagement außerhalb des Studiums

Wie ist es denn bei Euch dazu gekommen, so vom normalen Studenten zum Vorsitzenden?

Sarah: Bei mir war schon am Anfang des Studiums klar, dass ich mich auch außerhalb vom Studieren engagieren möchte. Ich habe mir die verschiedenen Hochschulgruppen angeschaut, welche am ehesten zu mir passen könnte und bin einfach mal vorbeigegangen. Dann war ich normales Mitglied und dann wächst man da eigentlich nach und nach rein.

Jonas: Bei mir war das ähnlich. Ich wollte mich neben dem Studium engagieren und hab dann mal bei CampusGrün vorbeigeschaut, weil mir diese als Hochschulgruppe inhaltlich am nächsten waren. Dort bin ich geblieben und war ein Jahr als Referent für Hochschulpolitik im AStA. Nach der nächsten Wahl zum Studierendenparlament habe ich mich entschieden, das Amt nochmal zu machen. Dann kam der Wechsel während der laufenden Legislatur, als zwei Vorstandsmitglieder zurückgetreten sind. Da kam eine Gruppe auf mich zu und hat gefragt, ob ich nicht in den Vorstand des AStA möchte. Diese Aufgabe habe ich gerne übernommen

Celina: Ich bin da irgendwie reingefallen. Ich bin von einer anderen Uni hierher gewechselt. Vorher war ich überhaupt nicht aktiv. Hier bin ich in den Fachschaftsrat gegangen und dann irgendwie in den ZeFaR gekommen. Eigentlich wurde mir gesagt, ‚geh da mal hin!‘ und ich habe es gemacht und es hat mir gefallen. Da war ich nur ganz normal im ZeFaR. Als das Amt des Vorsitzenden dann frei geworden ist, wurde ich gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, das zu machen.  

Stichwort neues Medienhaus im Inter 1: Dort wurde ein günstiges Wohnheim zugunsten einer Konzentration der medien- und kulturwissenschaftlichen Einrichtungen auf dem Campus geschlossen. Der AStA tritt für günstigen studentischen Wohnraum ein, der ZeFaR ist der Vertreter der Fachschaften/Studiengänge und ist somit theoretisch für den Umbau in ein neues Medienhaus. Wie steht ihr dazu?

Celina: Das Thema haben wir im Zentralen Fachschaftenrat nicht ausführlich behandelt. Aber die Stimmen, die ich da gehört habe, waren für den Wohnraum. Jeder Student hat dieses Problem, dass er einfach keine günstige Wohnung findet. Ein Medienhaus ist schön und gut und ich wette, die Fachschaften hätten sich auch sehr darüber gefreut, wenn es eben nicht in einem ehemaligen günstigen Wohnheim gewesen wäre.

Jonas: Letztlich ist es immer noch schön, wenn dort für die Studis etwas reinkommt. Wobei wir jetzt gehört haben, dass da wohl nur Büro-Räume reinkommen und keine Seminarräume. Von daher hätten wir es besser gefunden, einen anderen Platz für das Medienhaus zu suchen. Vor allem weil die Miete in den Wohnheimen, die zum Ausgleich gebaut wurden, mindestens 100 Euro pro Monat teurer sind. Das kann man mit der Bafög-Mietpauschale in Mainz nicht mehr annähernd bezahlen. Da werden die Leute an den Stadtrand gedrängt. Vorher waren sie noch auf dem Campus und haben auch zur Campus-Kultur beigetragen.

Im Dezember 2015 gab es eine große Bildungsdemo in Mainz, organisiert von den Landauer Studis. Trotz der räumlichen Nähe waren vor Ort kaum Mainzer Studierende zu finden. Wo seht ihr die Gründe für das mangelnde Interesse für Hochschulpolitik? Geht es uns vielleicht einfach zu gut?

Celina: Der zentrale Fachschaftenrat hat Flyer ausgeteilt. Im Nachhinein hab ich von vielen Leuten gehört, das hätten sie nicht mitbekommen. Bei Facebook ist das auch rumgegangen. Aber Leute, die nicht hochschulpolitisch aktiv sind, haben das vielleicht übersehen. Und ich fürchte, dass es ihnen auch einfach zu gut geht. Da standen sogar 100-prozentig Studenten an ihren Fenstern und haben gewinkt, als wir mit der Demo vorbeigelaufen sind. Da dachte ich auch: ,Och Leute, kommt doch einfach runter'. Aber das haben sie nicht gemacht. Was ich schade finde, ist, dass sie sich nicht für die anderen mit engagieren.

Jonas: Ich glaube, dass Hochschulpolitik ein ziemlich kompliziertes Feld ist. Ich mache das jetzt schon über ein Jahr und ich steige da immer noch nicht überall ganz durch, gerade wenn es um die Finanzierung geht und bei dieser Demo ging es genau darum. Vielleicht ist es auch unsere Aufgabe, die Zusammenhänge noch deutlicher zu machen, also wie hängt zum Beispiel die Situation in meinem Seminar damit zusammen, was das Land an Geld für die Hochschulen ausgibt.

Sarah: Ich denke, da wird auch von vielen Studis die Möglichkeit der Einflussnahme unterschätzt. Viele Freunde von mir sind überrascht, wenn ich ihnen erzähle, was der AStA alles macht und wie sie das selber auch das betrifft.

Den Rest des Interviews gibt's in Teil 2!

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