Interview | Hochschulpolitik: “Ein ziemlich kompliziertes Feld“? Ein Gespräch mit ZeFaR, StuPa- und AStA-Vorsitzenden (2/2)

06.04.2016
Studium
aw & sn

Nur wenige Studis interessieren sich für Hochschulpolitik, dabei betrifft sie die Studierenden ganz direkt. Ein Interview mit den Vorsitzenden der wichtigsten Organe der Studierendenschaft in Mainz.

Teil 1 des Interviews findest du hier.

Die Bibliotheken: ein großes Problem an der JGU

Auch wenn die Situation in Mainz hinsichtlich Ausstattung und Personal anders aussieht als in Landau. Wo seht ihr an unserer Universität im Moment die wichtigsten Probleme?

Jonas: Ich glaube jeder, der in die Zentralbibliothek geht, sollte sich umgehend beschweren über den Zustand. Dieses Gebäude ist absolut nicht mehr zeitgemäß, weder energetisch, noch von der Ausstattung. Auch die Anzahl der PC-Arbeitsplätze ist viel zu gering. Jetzt hat man nebendran die GFG-Bib neu gebaut, die auch zu klein ist. Eine gut ausgestatte Bibliothek ist essentiell, um an einer Uni studieren zu können. Auch Seminarräume sind Mangelware bei uns auf dem Campus. Das ist insgesamt einfach einer großen Universität nicht würdig. Da müsste dringend Geld investiert werden.

Celina: Bei den Bibliotheken würde ich auf jeden Fall zustimmen, aber nicht nur die beiden Bibs, die du genannt hast, sondern alle Bibliotheken. Die Bibliotheken sind wirklich ein großes Problem an dieser Uni!

Jonas: Spontan fällt mir auch noch Jogustine ein. Dass man es als Universität nicht schafft, ein Programm zu schreiben, was einigermaßen benutzerfreundlich ist und nicht ständig abstürzt, ist ein Armutszeugnis.

Geringes Interesse an Hochschulpolitik

Wir haben schon über das mangelnde Interesse an Hochschulpolitik gesprochen. Als Studivertreter sollt ihr die Belange der Studierenden vertreten. Wenn man sich die Wahlergebnisse bei der StuPa-Wahl anschaut, oder auch die Wahl der Fachschaftsräte, kann man sich jedoch die Frage stellen, ob eure Arbeit überhaupt noch für die Mehrheit der Studierenden legitimiert ist.

Jonas: Wenn die Wahlen allgemein, frei, geheim, unmittelbar, und gleich durchgeführt werden, sind sie auf jeden Fall legitim. Die Frage, die sich stellt, ist eine politische. Also, wie stark können wir denn unser Mandat überhaupt wahrnehmen, wenn sich so wenig dafür interessieren. Und ich glaube, dass es vor allem uns selbst die Arbeit schwer macht. Ich merke das, weil ich immer darum streite, im Land mit Forderungen durchzudringen. Die Politiker und Politikerinnen können sich das sehr einfach machen. Sie wissen, dass wir nur von ca. 15 Prozent der Studierendenschaft gewählt wurden und dass man dann die Studis leicht aussitzen kann.

Celina: Ich sehe das ein bisschen so, wer nicht abstimmt, stimmt zu. Der stimmt dem zu, was momentan läuft und der stimmt dem zu, was die restlichen Leute wählen. Das Angebot wird trotzdem genutzt. Wenn man sich zum Beispiel unser Sozialreferat anguckt, ich wette, die meisten Leute, die da hingehen, haben auch nicht abgestimmt. Ich denke, sollte es politisch auf einmal in eine Richtung gehen, die den Studis nicht mehr passt, dann würden sie auch zur Wahl gehen. Aber ob jetzt grün-schwarz im politischen AStA sitzt oder grün-rot - ich glaube nicht, dass das für die Leute einen großen Unterschied macht.

Sarah: Obwohl ich es schon ein bisschen enttäuschend finde. Ich glaube man könnte die Meinung der Studis, wenn es eine höhere Wahlbeteiligung gäbe, eher einschätzen. Man kann es natürlich auch an der Nachfrage festmachen, aber bei neuen Sachen, die man initiieren könnte, ist es schwierig, zu sagen, was ist wirklich gewollt.

Auch die Vollversammlung trifft selten auf ein großes Interesse. Im vergangenen Jahr gab es daher den Vorschlag, diese abzuschaffen. Was glaubt ihr, wie könnte man die Vollversammlung besser gestalten, sodass mehr Leute kommen?

Sarah: Es waren in der letzten Vollversammlung dann doch ziemlich viele Leute da, als es um die Situation der studentischen Mitarbeiter ging. Das heißt, wenn Themen da sind, die interessieren, kommen auch Leute.

Celina: Der ZeFaR hatte sich vorgenommen, die Vollversammlung beschlussfähig zu machen. Ich weiß, dass sehr viele Fachschaftsrätler da waren und auch Leute, die von ihrem Fachschaftsrat mitgezogen worden sind. Dadurch kam eine große Rückmeldung im ZeFaR, was an dieser Vollversammlung nicht so toll war. Der Hauptpunkt war die Vorstellung des AStA am Anfang. Einige Leute haben 20 Minuten davon geredet, was sie in ihrem Referat machen. Und die meisten Leute sind in dieser Zeit gegangen, weil sie gesagt haben, genau das interessiert sie nicht. Ich glaube, wenn man diese Rechenschaftsberichte des AStA nach hinten schieben und erst die inhaltlichen Punkte machen würde, dann wäre die Vollversammlung auch länger beschlussfähig.

Wie steht ihr denn zu dem Antrag, die regelmäßige Vollversammlung abzuschaffen?

Sarah: Ich persönlich tendiere dazu, dem Antrag zuzustimmen. Ich glaube, dass solche Vollversammlungen, die zu einem bestimmten Anlass gemacht werden und dann auch anders vorbereitet werden, mehr Sinn machen.

Jonas: Ich bin auch für das Abschaffen der regelmäßigen Vollversammlung, aus den Gründen, die Sarah schon genannt hat. Gleichzeitig soll das Quorum gesenkt werden von 500 auf nur 35 Studierende, die von sich aus eine Vollversammlung einberufen können. Das ist auch ein wichtiger Schritt in diesem Zusammenhang.

Celina: Ich habe zwar keine Stimme im StuPa, aber ich bin voll dagegen. Das ist für mich ein demokratisches Gremium, das man damit abschafft. Man sieht wie viele Probleme man jetzt schon damit hat, 35 Leute für die Vollversammlung zusammenzukriegen, damit sie beschlussfähig ist. Und dann soll man diese 35 Leute finden, um eine Vollversammlung überhaupt erst einberufen zu können? Das finde ich nicht gut.

Uni besteht nicht nur aus Vorlesungen

Die Hochschulpolitik hat es ja gerade nicht leicht. Trotz aller Probleme habt ihr euch in diese hohen Posten wählen lassen. Was ist eure Motivation, was sind eure Visionen für die Studierenden, die Hochschulpolitik und den gesamten Campus?

Jonas: Ich bin jemand, der nicht nur meckert, sondern auch etwas ändern will. Ich will es besser machen und versuche deshalb alles, damit wir im Land mehr Gehör finden. Ich versuche auch immer offen und transparent zu arbeiten. Mir ist es wichtig, dass man die Probleme angeht, sich der Situation stellt und nicht nur einfach davor resigniert.

Sarah: Was mir auch wichtig ist, ist, dass Uni nicht nur aus den Vorlesungen besteht, die natürlich auch ein wichtiger Teil sind. Aber dass der Campus auch ein Lebensfeld, eine Gemeinschaft ist, die eine Stimme in der Gesellschaft hat. Und ich wünsche mir, dass das wieder ein bisschen mehr in den Vordergrund rückt, und nicht nur‚ dass man möglichst schnell seinen Bachelor und Master macht.

Celina: Mein Augenmerk liegt nicht so auf der hochschulaußenpolitischen Ebene. Bei mir ist es der Kontakt zwischen den Fachschaften und dem AStA,  der sich verbessern sollte. Wir haben zum Beispiel daran gearbeitet, dass Kulturreferat und die Fachschaften enger zusammenarbeiten und dadurch mehr kulturelles Angebot entsteht.

Sarah, Celina und Jonas, vielen Dank für dieses Gespräch. 

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!