#Ausland | Bem-vindo a Lisboa!

30.11.2018
Studium, Internationales
Lukas

Erasmus, ich komme! Ein lang ersehnter Traum geht in Erfüllung, denn ich habe mein Auslandssemester in Lissabon begonnen. In diesem Blog teile ich meine ersten Eindrücke nach der Ankunft in Portugal.

Für mich war schon vor Beginn meines Studiums klar, dass ich ein Auslandssemester einlegen werde – und zwar in Lissabon, der Hauptstadt Portugals. Durch Filme und Geschichten hat mich die Stadt schon früh in ihren Bann gezogen. Die Zeit nach dem Abitur habe ich nicht für das klassische gap year in Down Under genutzt, deshalb habe ich umso sehnsüchtiger meinem ersten großen Auslandsaufenthalt und der Traumstadt an der Atlantikküste entgegengeblickt. 

Wohnungssuche: Ein Drama in drei Akten

Die Bewerbung für das Erasmus-Programm im Frühjahr verlief problemlos und schon nach ein paar Wochen wurde mir die Bewilligung des Stipendiums bestätigt. "Easy peasy, lemon squeezy", dachte ich mir, doch dann folgte Mitte des Jahres ein riesiger Haufen an Papierkram und Fristen, die mich während der Prüfungsphase zusätzlich stressten. Außerdem musste ich mich um die Bewerbung an der Universidade Nova de Lisboa kümmern, den Flug buchen und eine Unterkunft vor Ort suchen. Doch ich blieb motiviert – zumindest für den Anfang. 

Zum Semesterstart sind in Lissabon, wo etwa eine halbe Millionen Menschen leben, nicht nur die einheimischen Studis, sondern auch tausende Erasmus-Studierende auf der Suche nach einer Bleibe für die nächsten Monate. Angesichts dieser massenhaften Konkurrenz macht sich schnell Verzweiflung breit, zwischenzeitlich auch bei mir. Jedes Angebot hat innerhalb von Minuten dutzende Kommentare mit Interessenten, selbst wenn es sich um ein fensterloses Zimmer von sage und schreibe neun Quadratmetern handelt, inklusive Gefängniszellenausstattung. Für 400 Euro kalt. Herzlich willkommen im Zeitalter von airbnb & Co!

Die ganze Wohnungssuche hat mir einige schlaflose Nächte bereitet und ich habe mich zwischenzeitlich gefragt, ob dieser ganze Stress es wirklich wert ist. Immer wieder scrollen, Beiträge kommentieren, Anfragen schreiben und meistens noch nicht mal eine Antwort bekommen. Irgendwann hat man quasi keine Erwartungen mehr und will einfach nur eine Matratze, Bettgestell optional. Kurz vor dem Abflug, als ich mich schon obdachlos in meinem Auslandssemester sah, kam dann aber tatsächlich die lang erhoffte Erleichterung: Ich fand eine kleine, aber feine Unterkunft in der Nähe des Campus. Andere Erasmus-Studierende hatten nicht so viel Glück. Für sie hieß es, ab ins Hostel und vor Ort einen Besichtigungstermin nach dem anderen vereinbaren.

Tschüss Mainz und Gude Lissabon

Anfang September war es dann soweit: Mit voll gepacktem Koffer, Portugiesisch-Sprachführer und gemischten Gefühlen flog ich nach Lissabon. Einerseits hatte ich Zweifel, ob ich das wirklich alles schaffen würde in einem fremden Land, mit fremden Menschen und einer fremden Sprache, aber andererseits begleitete mich auch die Vorfreude auf genau diese Dinge. Als dann mit dem Flug alles glatt lief und die Unterkunft tatsächlich so wie auf den Bildern aussah, warf ich meine Zweifel erstmal über Bord. 

Bevor das Semester begann, hatte ich noch einige Tage Zeit, die Stadt zu erkunden und was soll ich sagen? Die Stadt am Tejo ist einmalig! Hier kann man sich gar nicht satt sehen. Es gibt unglaublich viele Plätze mit prächtigen Monumenten, wie dem Praça do Comércio und dem Arco da Rua Augusta. Gerade in der Altstadt merkt man, warum Lissabon auch die Stadt der sieben Hügel genannt wird. Mal geht es steil bergauf, dann direkt wieder bergab. Um zu einem der zahlreichen Miradouros, den Aussichtspunkten, zu gelangen, muss man sich ein paar Treppenstufen hochschleppen – aber der atemberaubende Blick über die Stadt ist es allemal wert. 

Über die vielen ziemlich heruntergekommenen Häuser schaut man leicht hinweg, wenn direkt daneben ein Gebäude mit den prächtigen Azulejos, den kleinen, bunten Fliesen, steht. Zur Stärkung kann man sich jederzeit in einer der zahllosen kleinen Pastelarias eines der berühmt berüchtigten Pastel de Nata, kleine Blätterteigtörtchen mit einer Art Pudding, gönnen. Generell komme ich hier als Süßspeisenfan auf meine Kosten: Überall sieht man saftige Kuchen, Törtchen und leckere Kekse. 

JGU Nostalgie

In Sachen Uni hat man als Erasmusstudent in Lissabon viel Papierkram zu erledigen, denn die Anmeldung für die Kurse geht komplett analog vonstatten. Anfangs braucht man eine Unterschrift hier, einen Stempel da, eine Quittung dort und sollte dafür genug Zeit einplanen. Besonders die Antragstellung für die Monatskarte des öffentlichen Nahverkehrs war eine kleine Geduldsprobe für mich als auf Effizienz bedachten Deutschen. Ich stand zwei Tage hintereinander mehrere Stunden in einer Schlange, um den Antrag abzugeben und dann die Karte abzuholen. Da lernt man es direkt zu schätzen, dass das liebe Semesterticket der JGU einfach per Post zu einem nach Hause geflattert kommt und man seine Kurse online in JoGuStINe wählen kann.

Abgesehen davon scheint sich aber nicht viel vom Uni-Alltag an der JGU zu unterscheiden. Die portugiesischen Dozenten haben auch nicht immer so den Plan, wie das mit der Technik funktioniert, die klimatisierte Bib ist rappelvoll und das billige Mensaessen isst man halt, weil es billig ist und man nicht kochen muss. 

Die Kurse auf Portugiesisch erzeugen bei mir aber momentan noch mehr Frustration als Spaß...

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