Wird bald ein Traum von Studierenden wahr? Genug Arbeitsplätze in der Bibliothek und keine Schlangen an den Essensausgaben der Mensen? Aufgrund des aktuellen Rückgangs der Studierendenzahl im Wintersemester 2023/24 könnte Hoffnung aufkeimen. Doch diese ist vermutlich verfrüht.
Würde sich der Rückgang von ca. 400 Studierenden pro Jahr an der JGU Mainz weiter fortsetzen, gäbe es in 76 Jahren keine Student:innen mehr. Dass in den nächsten Jahren eine Veränderung deutlich spürbar wird, ist vermutlich unwahrscheinlich.
Doch wie sieht es bundesweit – und insbesondere an der JGU – mit den aktuellen Studierendenzahlen aus?
Wurde 2018 noch über eine stark steigende Zahl von Studierenden an deutschen Hochschulen berichtet, meldet das statistische Bundesamt im Jahr 2023 eine Kehrtwende. Im Wintersemester 2023/24 wurden 1,7 Prozent weniger Studierende verzeichnet als im Wintersemester zuvor. Dieser Trend sei bundesweit seit zwei Jahren zu beobachten. In Rheinland-Pfalz falle der Rückgang mit einem Abfall der Studierendenzahlen von ca. 117 000 (Wintersemester 2022/23) auf ca. 112 000 (Wintersemester 2023/24) um 4,2 Prozent deutlicher aus.
Zuvor wurde seit 2007/2008 ein Anstieg der Zahl von Studierenden beobachtet. Dadurch seien, trotz rückläufiger Studierendenzahlen, im Wintersemester 2022/23 fast eine Million mehr Menschen eingeschrieben gewesen als 2007/2008.
Der Rückgang betreffe die verschiedenen Hochschularten unterschiedlich stark. Am meisten betroffen seien Verwaltungsfachhochschulen mit einem Rückgang um 3,0 Prozent im Wintersemester 2023/24 verglichen mit dem vergangenen Wintersemester. Danach folgten Universitäten und gleichrangige Hochschulen mit einem Verlust von 2,4 Prozent. Deutlich weniger betroffen seien Fachhochschulen mit einem Rückgang um 0,5 Prozent. Nur bei Kunsthochschulen sei ein Anstieg der Studierendenzahlen um 1,9 Prozent zu verzeichnen.
Gegenläufig sei die Anzahl an Erstis trotz rückläufiger Gesamtstudierendenzahlen um 1,2 Prozent gestiegen. So wurden im Studienjahr 2023 (umfasst das Sommersemester 2023 und das Wintersemester 2023/24) nach Zahlen des statistischen Bundesamts bundesweit 479 300 Studienanfänger:innen gezählt. Bereits 2022 sei ein Anstieg zum Vorjahr zu verzeichnen gewesen.
Grund dafür sei v.a. die steigende Anzahl ausländischer Studierender. Für 2023 lägen noch keine endgültigen Auswertungen vor, da aktuell noch Angaben zur Staatsangehörigkeit der Studierenden fehlten.
Zwischen 2017 und 2021 sei die Anzahl von Erstis rückläufig gewesen. Dies liegt laut statistischem Bundesamt v.a. daran, dass "die Zahl der jungen Menschen in den relevanten Altersgruppen abnahm". Des Weiteren sei es auf Grund der Corona-Pandemie zu einer rückläufigen Zahl ausländischer Studierender gekommen. Dadurch sei die Entwicklung noch verstärkt worden.
Wie im Bericht zu sehen ist, ist der Anstieg je nach Studienbereich unterschiedlich stark und betrifft auch nicht alle Bereiche. Der Studienbereich Informatik verzeichnete einen Zuwachs von 1,8 Prozent mehr Erstis als im Vorjahr. Anders sehe es z.B. im Bereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik aus. Dort hätten sich 2,3 Prozent weniger Personen im Studienjahr 2023 eingeschrieben als im Jahr zuvor. Damit habe sich die Anzahl in den vergangenen 10 Jahren fast halbiert.
Die Anzahl der Studierenden an der JGU sinke nach Angaben der JGU bereits seit 2012 kontinuierlich. Damit zeichnete sich hier der Trend rückläufiger Studierendenzahlen schon deutlich früher ab: 2012 waren noch ca. 36.500 Personen an der JGU eingeschrieben, 2017/18 waren es knapp 4.000 Personen weniger.
Zuvor stieg die Anzahl der Studierenden stetig, sodass der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch, Ende 2016, als bereits ein Rückgang zu beobachten war, davon sprach, dass die Studierendenzahlen sich weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen würden.
Er ging auch davon aus, dass es in den folgenden Jahren zu einem weiteren Rückgang der Studierendenzahlen kommen würde. Dies scheint sich bestätigt zu haben.
Er führte 2016 den Rückgang auf den demografischen Wandel zurück, sowie die auslaufenden Magister- und Diplomstudiengänge. Diese erforderten eine längere Studiendauer als z.B. die aktuellen Bachelor- und Masterstudiengänge.
Im Studienjahr 2022/23 gab es an der JGU 30.402 Studierende. An der JGU ist dabei nicht nur der bundesweite Trend rückläufiger Studierendenzahlen zu beobachten, sondern zudem ein deutlicher Rückgang an Studienanfänger:innen im 1.Hochschulsemester: Im Studienjahr 2017/18 gab es 5.332 Studienanfänger im Hochschulsemester, im Studienjahr 2022/23 ging die Zahl auf 4.303 zurück.
Vonseiten der JGU sind bislang keine konkreten Maßnahmen bekannt, um dem Rückgang entgegenzuwirken.
Ob sich dieser Trend in den nächsten Semestern fortsetzen wird, wird sich zeigen. Welche Folgen der Rückgang an Studierenden für das Campusleben haben wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht ist die Bibliothek bald doch nicht mehr so voll?
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