Alkohol, Drogen, Medien – Sucht im Studium

20.11.2023
Studium
kw

Von der Kneipe schnell zur WG-Party, stundenlang Instagram scrollen, ein bekannter Weg. In manchen Fällen, der Weg in eine im Studium entwickelte Sucht, ein oft unterrepräsentierter Zusammenhang.

Zahlen und Daten – Deutschlandweit und an der JGU Mainz 

Genaue Zahlen zu Personen mit Suchterkrankungen, die derzeit an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eingeschrieben sind, liegen der Psychotherapeutischen Beratungsstelle der JGU Mainz (PBS) nicht vor. Ebenso gibt es keine Daten darüber, wie viele Personen eine Suchterkrankung womöglich während des Studiums oder im Zusammenhang mit dem Studium entwickelt haben. Eine Stellungnahme der PBS vermittelt allerdings einen ersten Eindruck darüber, wie viele Personen die PBS von 2020 bis 2022 für eine Suchtberatung aufgesucht haben. 

Nach den vorgelegten Daten variierte die Zahl der Personen, die die PBS oder die Suchtberatung der JGU Mainz aufgrund von Problemen mit Drogen oder Alkohol aufgesucht haben, von Jahr zu Jahr. Im Jahr 2020 gaben 2,7 Prozent der Klient:innen der PBS an, aufgrund von Suchtproblemen Hilfe in Anspruch zu nehmen, was auch aus Sicht der Berater:innen zutraf. Im Jahr 2021 erhöhte sich diese Zahl auf 4,8 Prozent. Die vorläufigen Daten von 2022 zeigen, dass 3,5 Prozent der Klient:innen aufgrund von Suchtproblemen die PBS aufsuchten, während aus Sicht der Berater:innen 5,0 Prozent betroffen waren.

Zu beachten ist, dass die Suchtberatung, beziehungsweise das Projekt "Suchtberatung und Prävention“, nur für Mitarbeitende der JGU Mainz oder der Hochschule Mainz und nicht an Studierende gerichtet ist, da dies ein betriebliches Angebot der JGU auf dem Campus ist. Allgemeinere Zahlen bietet unter anderem der Forschungsbericht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Alkoholsurvey 2021, in dem Zahlen zu Substanzkonsum von Alkohol, Rauchmitteln und Cannabis zu finden sind. Daneben gibt es auch noch den Drogen- und Suchtbericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung

Suchterkrankung durch Substanzkonsum 

Aus der Stellungnahme der PBS lassen sich für den Zeitraum von 2020 bis 2022 ebenfalls die prozentuale Verteilung von diagnostizierten psychischen Erkrankungen aufgrund von schädlichem Substanzkonsum unter den Studierenden der JGU aufzeigen. Zusammengefasst liegt die Zahl der Personen, die wegen Substanzkonsum oder vorliegender Suchterkrankung Hilfe suchten, bei rund einem Prozent. Bei diesen Personen war wiederum Cannabis die meistkonsumierte Substanz. 

Im Jahr 2020 lag der Wert der Studierenden, die schädlichen Substanzkonsum betrieben haben, bei 0,8 Prozent, wobei 16,7 Prozent eine Diagnose für schädlichen Alkoholkonsum, 33,3 Prozent für schädlichen Cannabiskonsum und 50 Prozent für Cannabisabhängigkeit erhielten. Vorläufige Daten für 2022 zeigen, dass 1,1 Prozent der Personen betroffen waren. 22,2 Prozent seien schädlicher Alkoholkonsum, 11,1 Prozent Alkoholabhängigkeit, 11,1 Prozent schädlicher Cannabiskonsum, 44,4 Prozent Cannabisabhängigkeit und 11,1 Prozent Abhängigkeit von einer anderen Substanz diagnostiziert worden. 

Im Bann der Bildschirme: Nichtsubstanzorientierte Mediensucht 

In den bereits genannten Erhebungen der PBS werden hauptsächlich substanzorientierte Abhängigkeiten aufgezeigt. Jedoch ist das Spektrum der Suchterkrankungen sehr weit gefächert. Auch nicht-stoffgebundene Süchte, wie beispielsweise Mediensucht, spielen eine Rolle, wenn man über Suchtverhalten oder Abhängigkeit spricht. Mediensucht beschreibt dabei auch laut dem österreichischen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz das übermäßige Nutzen von Medienangeboten, wie Smartphones, Computerspielen oder sozialen Netzwerken. Die Betroffenen verlieren dabei die Kontrolle über ihr Nutzungsverhalten und vernachlässigen häufig ihre sozialen Kontakte, ihr Berufsleben oder ihre Gesundheit. 

Virtuelle Seminare, Distanz im Alltag und die Herausforderung der Quarantäne 

Nach Angaben der PBS wurden in den Jahren 2017 bis 2019 genauso viele psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit schädlichem Substanzkonsum diagnostiziert wie im Jahr 2022. Unter den Studierenden der JGU hatte die Corona-Pandemie also keinen erheblichen Einfluss auf den Konsum von Substanzen. Jedoch verweist die PBS auf einen Bericht des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel.

Laut dem Sachbericht "Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Substanz- und Medienkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland“, ging der Alkoholkonsum während der Pandemie zurück und der Konsum von Zigaretten sowie Cannabis stieg an. Auch zu beobachten sei ein Anstieg der Mediennutzung, was im Szenario der Pandemie natürlich auch ein Stück weit unvermeidbar ist. Besonders Menschen mit hoher Belastung durch Pandemie und Maßnahmen seien von erhöhtem Konsumverhalten betroffen. 

Beratung, Onlinekurs oder Kurztherapie – Anlaufstelle PBS 

Die PBS steht Studierenden hilfreich zur Seite, wenn es darum geht, psychischen Belastungen während des Studiums und im Alltag zu begegnen. Das Beratungsangebot ist individuell auf die Bedürfnisse der Studierenden abgestimmt und beinhaltet ein breites Spektrum an Unterstützungsmöglichkeiten (campus-mainz.net berichtete). Ebenfalls möglich ist eine Diagnostik, wie zum Beispiel für AD(H)S. 

Beratungsansatz, Unterstützung und Behandlung der PBS  

Wer nach einem Erstgespräch zur Beratung übergeht, durchläuft erst einmal ein diagnostisches Interview, in dem der eigene Substanzkonsum sowie Medienkonsum festgestellt wird. Wenn diese erste diagnostische Einstufung auf eine Erkrankung hinweist, wird an weitere externe Stellen vermittelt, um ein passendes Behandlungssetting für die betroffenen Personen bereitzustellen. Ist das Konsumverhalten zunächst nur auffällig und nicht als Krankheit einstufbar, geht die Behandlung zunächst bei der PBS weiter. Diese verfügt über einen Beratungsansatz zu Problemen mit Substanzkonsum oder Sucht.

In der Regel variiert die Anzahl der Sitzungen, die in Anspruch genommen werden können. Wichtig zu wissen für eventuell Betroffene ist, dass die PBS keine volle kassenärztliche Psychotherapie oder klinische Suchtbehandlung ersetzen oder anbieten kann. In der Praxis heißt dies, dass bis zu zehn Sitzungen wahrgenommen werden können. 

Danach geht es dann wie folgt weiter: Beim Vorliegen einer Diagnose im Bereich Suchterkrankungen folgt die PBS den S3-Leitlinien für Abhängigkeitserkrankungen. Diese beinhalten beispielsweise bei Alkoholabhängigkeit eine Weiterverweisung in eine stationäre Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlung. Je nach Schwere des Problems vermittelt die PBS auch in ambulante psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung und unterstützt die Klient:innen beim Übergang in ein geeignetes Behandlungsangebot.

 

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