Zwischen Krösus und Kontroversen

18.05.2018
Studium
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Politikwissenschaftler Prof. Dr. Herfried Münkler ist Inhaber der Stiftungsprofessur der Uni Mainz im Sommersemester 2018. Unter den Studis seiner Heimatuniversität ist er umstritten.

In der  Vortragsreihe "Das politische Denken. Politische Ideengeschichte und die großen Herausforderungen unserer Gegenwart in zehn Erkundungsschritten" schlägt Münkler in wöchentlichen Vorlesungen "eine Brücke von der Politikwissenschaft über die politische Philosophie hin zur Geschichtswissenschaft". Den Abschluss der Reihe bildet am 3. Juli ein Gespräch über das Leben in der und für die Politik, zu dem Bundespräsident a.D. Dr. Joachim Gauck erwartet wird.

Schwergewicht der Politikwissenschaften

Münkler gilt dabei als einer der renommiertesten Wissenschaftler in seinem Forschungsbereich. Seit 26 Jahren hat er den Lehrstuhl für Theorie der Politik an der Berliner Humboldt-Universität (HU) inne und hält dort Vorlesungen in Politikwissenschaft. Zudem ist er Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, eine Fach- und Ländergrenzen überschreitende Vereinigung herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Oft ist der Politikprofessor als Gesprächspartner in Talkshows gefragt, auch in anderen Medien sind regelmäßig seine Einschätzungen zu aktuellen politischen Themen und Ereignissen zu finden. So interviewte ihn zum Beispiel Bayern 2 Anfang des Jahres zur Rolle Deutschlands in Europa, im Tagesspiegel sprach Münkler ausführlich über seine Haltung zur Neuauflage der großen Koalition. Im Fokus seiner Kritik stand dabei neben dem Verhalten der SPD vor allem Kanzlerin Merkel: "Sie kann keinen Aufbruch", prophezeite Münkler.

Seine Schriften wie "Die neuen Kriege" (2002), "Imperien" (2005) oder "Die Deutschen und ihre Mythen" (2009) gehören zudem zu Standardwerken der Politikwissenschaft und haben zum Teil auch darüber hinaus Bekanntheit erlangt. Außerdem ist der Berliner Politikprofessor Preisträger mehrerer Literaturauszeichnungen, unter anderem erhielt er 2009 den Preis der Leipziger Buchmesse.    

Zwischen Krösus und Kontroversen  

Mit Blick auf Münklers politikwissenschaftliche Expertise darf sich die Uni also glücklich schätzen, einen wahren Krösus seines Fachgebietes für die diesjährige Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur gewonnen zu haben. Doch trotz seines großen wissenschaftlichen Verdienstes ist Herfried Münkler keine gänzlich unumstrittene Persönlichkeit. Grund dafür sind angebliche pietätlose Äußerungen in der Vergangenheit. 

2015 wurde der Vorwurf laut, der Berliner Politikprofessor habe sich im Rahmen seiner Vorlesung "Politische Ideen und Theoriegeschichte" zu "chauvinistischen, pietätlosen und eurozentrischen Äußerungen" hinreißen lassen. Die Vorlesung wurde von Studierenden der Humboldt-Universität Berlin mit einem "Münkler-Watch"-Blog begleitet, in dem sie die Veranstaltungen zusammenfassten und bewerteten. Dabei kam der Politikprofessor nicht besonders gut weg.

So soll er sich laut den Blog-Autoren beispielsweise  mit "pietätlosen Vergleichen" abwertend gegenüber Arbeitslosen geäußert haben. "Dann schmeißen wir sie halt raus, das Mittelmeer ist groß … muss ja nicht immer von Afrika rübergefahren werden zu uns, kann ja auch umgekehrt getan werden", zitieren die Initiatorinnen und Initiatoren von "Münkler-Watch"; der Politikwissenschaftler bediene regelmäßig "rassistische Ressentiments".   

Der Fall Münkler: Eine Debatte mit Nachhall 

Münkler dagegen dementierte die Vorwürfe. Gegenüber dem Spiegel sprach er damals von einer "unerträglichen Situation" und "Umständen der permanenten Denunziationsdrohung". Die Äußerungen seien entstellt und "so nie gemacht worden". Es stand Aussage gegen Aussage, keine der beiden Positionen konnte mit klaren Beweisen untermauert werden. Doch die Berliner Studierenden hatten bereits eine Debatte ausgelöst, die in der Folgezeit ein Thema in den Medien blieb.  

Der "Fall Münkler" ist mittlerweile fast drei Jahre her. Trotz des starken Echos haben die Vorwürfe Münklers Karriere als Politikwissenschaftler nicht beeinflusst – auch weil ihn sowohl seine Berliner Uni als auch renommierte Medien wie die FAZ verteidigten und mit Gegenvorwürfen die Studierenden des Rufmords bezichtigten.  

Wie reagieren die Mainzer Studis?

Die ersten Veranstaltungen in Mainz verliefen ohne Nebengeräusche und zeigten keine Anzeichen einer aufgeheizten Stimmung. Zum jetzigen Zeitpunkt bezog auf Anfrage auch keine der politischen Hochschulgruppen Stellung zum Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur.

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