You are not alone – Meine Learnings aus den digitalen Semestern

13.12.2021
Studium
cah

Wer erinnert sich noch daran, gemeinsam im Vorlesungsaal gesessen zu haben? Stimmt, ist schon etwas her! Dafür durften wir im Rahmen der digitalen Semester ganz neue Erfahrungen machen. Ein Fazit.

Darin sind wir uns vermutlich alle einig: Die Präsenzlehre hatte definitiv ihre guten Seiten, die wir in den vergangenen Online-Semestern vielleicht besonders vermisst haben. Sei es das Diskutieren mit echten Menschen in einem Seminar, das gemeinsame Essen in der Mensa oder selbst das geteilte Leid in Prüfungsräumen. Dennoch sollte man bekanntermaßen aus allem das Beste machen oder wenigstens versuchen, das Positive darin zu sehen. Und auch wenn das schwerfällt, bleibt uns ja noch immer der Versuch, etwas Neues zu lernen oder vielleicht sogar (neu) schätzen zu lernen. 

Die vergangenen digitalen Semester haben somit Anlass zur Reflektion gegeben, sodass ich jetzt einmal zurückblicken möchte: Was haben uns die letzten drei Semester über uns und unsere Kommilliton:innen gezeigt? Was haben wir besonders vermisst oder was könnte man eigentlich genauso beibehalten? Mit meinen persönlichen Learnings aus dieser Zeit und ganz viel neu dazugewonnener Weisheit habe ich Antworten auf diese Fragen gesucht:

Learning 1: Fake it until you make it!

Dieser Satz hat mich die letzten drei Semester so ziemlich getragen. Sei es vor der ersten PowerPoint-Präsentation mit Tonspur (ist noch schlimmer als auf den Anrufbeantworter zu sprechen!), Take-Home-Klausuren oder dem Online-Bewerbungsgespräch. Ich hätte nicht gedacht, dass man auch als sogenannter "Digital Native" noch so viel neues Technikhandwerk erlernen und am Ende sogar erfolgreich damit sein kann.

Learning: Der Sprung ins kalte Wasser ist nicht immer angenehm, aber allemal vitalisierend. In diesem Sinne: Traut euch neue Herausforderungen zu und bis dahin – fake it until you make it! 

Learning 2: Skinny Jeans sind maßlos überbewertet

Jetzt bitte alle mal ganz ehrlich: Wer tut sich das mit den Skinny Jeans bei Online-Sitzungen noch an? Okay, die ersten Wochen im Home-Office war auch ich wirklich hoch motiviert, mich angemessen und adrett zu kleiden – bloß nicht hängen lassen! Wie soll ich sagen, am Ende hat die Loungewear gesiegt. Freunde, it is what it is! 

Learning aus dieser Zeit: Man muss sich nicht alles im Leben schwer machen. Manchmal sind es eben Kleinigkeiten, die einem ganz neue Freiheiten schenken und sogar Trends setzen.

Learning 3: "Tut mir total leid, aber meine Kamera ist irgendwie kaputt" war gestern

Wurde dieser Satz in den ersten Online-Semestern noch mit einem großen Bedauern und Verständnis erwidert, ist er heute doch viel mehr ein Geheimcode für

a) bin gerade definitiv nicht vorzeigbar

b) parallel aufräumen, schlafen, Instagram stalken, essen oder anderen Tätigkeiten nachkommen

c) ich bin dann mal weg, die aktive Teilnahme und Credit Points nehm‘ ich aber gerne mit 

d) ich mag einfach keine Menschen, schon gar nicht um 8.15 Uhr

Learning: "Meine Kamera ist kaputt" zieht nicht mehr. Führe Beweise an, andernfalls bist du entlarvt!

Learning 4: Unterschätze niemals den Ton  

Wer kennt es nicht? Personen reden voller Begeisterung mit starker Gestik und trotzdem springt der Funke bei den Zuschauer:innen auf den anderen Bildschirmen im Seminar einfach nicht über. Dennoch eine sehr amüsante Angelegenheit, dieses Stummfernsehen. Lustig, dass auch nach drei digitalen Semestern auf Teams und Co. hin und wieder das Wesentlichste vergessen wird: Am Anfang war das Entmuten!

Learning: Unterschätze niemals den Ton bei einem Beitrag oder einer Online-Vorlesung. Gleiches gilt natürlich für das Muten. Manche Gespräche sollten dann doch einfach privat bleiben…:)

Learning 5: "Wir müssen uns dann unbedingt mal treffen!"

Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Satz in den vergangenen Semestern gehört habe. In der Realität kam es dann aber auch bei niedrigen Inzidenzen, Testungen und Impfungen so gut wie nie zu einem Treffen auf dem Campus. Dabei hatte man doch eine so intensive Gruppenarbeit hinter sich, die einen zusammengeschweißt und ein richtiges Wir-Gefühl bereitet hatte. Natürlich will man dann wissen: Wer sind überhaupt diese Personen, die ich nur vom Hören und "Hals-aufwärts-Sehen" kenne? So war es im digitalen Raum doch relativ einfach, sich schnell und unkompliziert zu treffen – für alle Sozialphobiker:innen ein Dream come true! Für alle, die es interessiert: Auf manche Treffen warte ich heute noch… vielleicht läuft man sich ja dann mal wieder auf Teams oder Zoom über‘n Weg… würd‘ mich freuen…

Learning: Floskeln finden sich auch im Online-Semester wieder und wer wirklich Menschen treffen will, braucht Ausdauer.

Learning 6: All by myself oder You are not alone?

"Aaaaaall byyy myseeeelf. Don´t wanna be aaall by myseeelf anymooore." Wer fühlt Celine noch so sehr wie ich? Nicht selten habe ich mir in den vergangenen drei Semestern die Frage gestellt, ob es nur mir gerade etwas zu einsam wird. Wenn Ausgangssperren verhängt, Reisen abgesagt wurden, Ziele und Träume zerplatzten und die (Lebens-)Zeit einfach so zwischen den desinfizierten Fingern zerrann. Das klingt zuerst vielleicht etwas melodramatisch, aber irgendwie ist es auch ein Gefühl, was vermutlich viele von uns nachvollziehen können. Aber wir haben durchgehalten, uns immer wieder motiviert und das Beste daraus gemacht, haben Learnings aus dieser verrückten Zeit gezogen. Nachdem die Uni nun nach drei digitalen Semestern ihre Pforten wieder öffnet, hat sich das Jahr schon fast wieder dem Ende zugeneigt. Die Tage werden kürzer, die Luft kälter und die Jacken wärmer. Eine vorweihnachtliche Stimmung liegt in der Luft. Und wenn man einmal ganz genau hinhört, so hört man es leise auf dem Campus summen: "You are not alone. I am here with you…" 

Learning: Egal, ob die Uni nun wieder in Präsenz stattfindet oder vereinzelt doch wieder in die digitale Lehre zurückkehren wird, vergesst nie: You are not alone. 

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