XXI. Mainzer Kolloquium unter dem Thema lyrik.markt.heute

01.02.2016
Studium, Freizeit...
nka

Lyrische Buchtitel landen immer wieder auf den oberen Plätzen der Verkaufslisten, doch spricht man wirklich von einem Markt für Lyrik? Mit dieser und weiteren Fragen beschäftigt sich das Mainzer Kolloquium vom Institut für Buchwissenschaft.

Jedes Jahr veranstaltet das Institut für Buchwissenschaft in Kooperation mit der Gutenberg-Gesellschaft und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels ein Mainzer Kolloquium in der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, um aktuelle Fragen des Buchhandels zu diskutieren. So auch 2016.

Wie jedes Jahr waren auch dieses Mal wieder namenhafte Experten aus der Buchbranche anwesend, um sich über die aktuelle Lage von Lyrik auf dem deutschen Buchmarkt auszutauschen. Dabei zählt Lyrik zur Belletristik, macht davon aber tatsächlich gerade mal einen Prozent auf dem aktuellen Buchmarkt aus, obwohl es Unmengen publizierte Lyrik gibt. "Die Sehnsucht nach der Lyrik ist bei jedem vorhanden, doch keiner kann sie stillen", so PD Dr. Alexander Nebrig, Organisator und Moderator des diesjährigen Kolloquiums.

Die vier Marktphasen der Lyrik 

Nach einem kurzem Grußwort des Institutsleiters für Buchwissenschaft Prof. Dr. Stephan Füssel führt Nebrig, Literaturwissenschaftler an der HU Berlin und zurzeit Vertretungsprofessor in Mainz, in vier Marktphasen, in die sich Lyrik einteilen lasse, ein: Die Anfangszeit im 18. Jahrhundert, die Wachstumsphase im 19. Jahrhundert, die Krisenzeit im 20. Jahrhundert und die gegenwärtige Phase. Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts, der Zeit von Goethe und Schiller, gaben Menschen erstmals Geld für Gedichte aus, wodurch Lyrik auf dem Buchmarkt erschien. 

Gestaltung, Struktur und Umfang marktgerechter Gedichte

Dr. Dirk von Petersdorff, Professor für Neuere deutsche Literatur in Jena, spricht von der Präsentation der Lyrik auf dem Buchmarkt, von der Gestaltung bis zum Umfang von Gedichtbänden, die Arbeit des Autors und des Verlags vor Veröffentlichung. Als Beispiel zitierte Petersdorff den deutschen Lyriker Stefan George: "Ein Gedichtband muss eine standesgemäße Kleidung haben, um als Gesamtkunstwerk präsentiert zu werden."

Bei der Struktur eines Gedichtbands werden laut Petersdorff viele Fragen berücksichtigt: Wie werden Gedichte zu einem Band? In welcher Reihenfolge werden sie gedruckt? Wie wird ein Band mit vielen Gedichten zu einer Einheit? Dafür nahm Petersdorff Goethes Vorklage als Beispiel hervor, denn dies fungiert als Vorwort eines Gedichtbands, stellt gleichzeitig aber auch ein Gedicht dar. Es dient somit als Einleitung in die Welt der Gedichte, gleichzeitig ist man aber schon mittendrin.

Literaturförderung gleich Lyrikförderung?

Unter den Experten war auch Dr. Holger Pils, Geschäftsführer der Stiftung Lyrik Kabinett in München. Er stellte mehrere Fragen in den Raum: Was heißt überhaupt fördern? Wer fördert? Wie wird gefördert? Welche Tendenzen gibt es? Arten der Fördermöglichkeiten, so Pils, liegen zum Beispiel bei der Autorenförderung und bei der Vermittlungsförderung. Stipendien, Literaturfonds, Lesungen, Wettbewerbe – all diese Sachen fallen unter den Begriff der Förderung. Doch eine spezifische Lyrikförderung gäbe es nach Pils nicht. Lyrik werde nicht privilegiert, stehe sie noch immer unter dem Aspekt der Belletristik.

Abschließend noch ein paar Worte

Weitere Experten wie Dr. h.c. Thedel von Wallmoden, Grüner und Verleger des Wallstein Verlags und Honorarprofessor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Daniela See, Verlegerin bei KOOKbooks,  und Dr. h.c. Michael Krüger, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, gaben zum Thema Lyrik ihr Bestes dazu. Krüger beendete seinen Vortrag mit dem Gedanken, Gedichte müsse man nicht nur lesen, sondern auch verstehen. Dies sei nicht einfach und trotzdem gäbe es gute Gründe zum Lesen. Und damit hat er Recht. Lyrik ist und bleibt auf dem Buchmarkt vertreten, auch wenn es ein prozentual kleiner Teil ist. Doch, mit Krügers Worten abzuschließen, "Gedichte bleiben unsterblich".

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