Wohnblogspecial - Wohnungssuche in Genf

31.03.2016
Wohnen, Wohnblog
Jana

Du willst ein Auslandssemester machen, hast dich beworben und bist an der Partneruni angenommen? Congratulations! Doch bevor es im September losgeht, fehlt noch das Wesentliche: eine Wohnung. Bloggerin Jana berichtet von ihren Wohn-Erfahrungen im Ausland.

Im Winter 2011 bewarb ich mich um einen Platz als Erasmusstudentin. Ich kam erfolgreich durch das Auswahlverfahren und konnte mich in meiner Wunschuniversität in Genf einschreiben. Damit hatte ich aber noch lange keine Unterkunft dort.

Welche Möglichkeiten gibt es? –  Studentenwohnheim 

An manchen Universitäten bekommt man als Austauschstudent automatisch einen Platz in einem Wohnheim angeboten. Das ist die beste und einfachste Variante, denn man spart sich die nervenaufreibende und komplizierte Wohnungssuche. Außerdem bietet so ein Wohnheim jede Menge Vorteile: es ist günstig, möbliert und man ist mit vielen anderen Studierenden zusammen, sodass man leicht Anschluss findet. Mit etwas Glück befindet sich das Wohnheim auch noch in einer guten Lage. 

In Genf ist es leider nicht so leicht einen Platz zu bekommen. Wie in vielen großen europäischen Städten herrscht dort ein Mangel an Wohnraum, insbesondere im niedrigen Preissegment. Wohnheimplätze sind rar und Erasmusstudenten werden nicht bevorteilt. Hier gilt: Am besten sobald man seine Zusage und Matrikelnummer hat, um einen Platz bewerben. 

Wohnen zur Untermiete

Neben WG, Wohnheim und Studio (Ein-Zimmerwohnung) ist eine für mich anfangs sehr befremdliche Wohnform in Genf stark verbreitet: Untermiete. Weil Wohnungen in Genf so unfassbar teuer sind, vermieten viele Familien einzelne Zimmer an Studierende. Häufig sind das die früheren Zimmer der eigenen Kinder, die schon ausgezogen sind oder selbst studieren. 

Anders als bei einer WG, in der man sich frei bewegen kann und Küche etc. selbstverständlich nutzen kann, erinnert diese Wohnform eher an das Leben in einer Gastfamilie oder gar Pension. Teilweise ist im Mietpreis sogar das Frühstück (und für einen Aufpreis auch andere Mahlzeiten) enthalten, was dann aber häufig bedeutet, dass man nichts selbst zubereiten darf und das Frühstück nur bis zu einer bestimmten Zeit serviert wird. 

Angeboten wird diese Wohnform übrigens von ganz unterschiedlichen Leuten, von der ledigen  Mittdreißigerin über junge Familien und Paare mit oder ohne Kinder bis hin zum Rentnerehepaar ist alles dabei. Natürlich kann man mit solchen Untermietverhältnissen Glück haben und eine herzliche Familie finden. Wer Pech hat, fühlt sich aber die ganze Zeit nur als unwillkommener Gast und hat in der Wohnung kaum Freiheiten. 

Wie finde ich eine Wohnung?

Ich war zu spät für einen Platz im Wohnheim und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich selbst um eine Bleibe zu kümmern. Illusionen von einer coolen WG mit einheimischen Studenten wichen schnell der knallharten Realität. Wer will schon einen Mitbewohner, den man vorher nur übers Telefon kennengelernt hat? Und, will man selbst in eine Wohnung ziehen, die man noch nie gesehen hat? 

Für mich war relativ schnell klar, dass ich vor Ort nach einer Wohnung suchen muss. Also bin ich ein paar Tage nach Genf gefahren, habe mich in die Jugendherberge eingemietet und Besichtigungstermine vereinbart. Anzeigen habe ich ganz klassisch im Internet und in der Zeitung gesucht. Manchmal verfügen die Unis auch über eine private Wohnungsbörse, in der es sich zu gucken lohnt.

Wohnen auf dem Bauernhof

Nachdem mir ein Zimmer kurzfristig wieder abgesagt wurde, habe ich über private Kontakte schließlich ein Studio gefunden, bestehend aus einem Wohn- und Schlafzimmer, einer Küche und einem kleinen Bad. Zwar außerhalb der Stadt und definitiv teurer als geplant, aber ich war einfach froh, überhaupt etwas zu haben.

Auf einem alten Bauernhof habe ich ein kleines Häuschen (ehemalige Scheune) bewohnt. Der Bahnhof war keine drei Minuten entfernt und von dort hat es zur Uni etwa 20 Minuten gedauert. Obwohl ich lieber im Wohnheim gewesen wäre, hatte das Studio seine Vorteile: Es war groß genug, dass ich auch mal Leute zu mir einladen konnte. So fanden diverse Koch- und weihnachtliche Backaktionen bei mir statt und auch Besuch aus der Heimat konnte ich problemlos mehrere Tage bei mir beherbergen. 

Meine Vermieter, ein altes Ehepaar, waren super fürsorglich und haben mich immer mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten versorgt, meine Bettwäsche gewaschen und jeden Morgen wurde ich vom Hahn geweckt. 

Was kostet das Wohnen im Ausland? Was gibt es für Finanzierungsmöglichkeiten?

Dass die Schweiz ein teures Pflaster ist, war mir klar, aber Genf setzt dem ganzen noch einmal die Krone auf. Ein Zimmer im Wohnheim hätte mich mindestens 500 SF (damals ca. 420 €) gekostet und die Zimmer zur Untermiete liegen meist zwischen 600 und 700 SF. Meine Wohnung war mit 800 SF (damals ca. 650 €) Kaltmiete noch einmal deutlich darüber. Das ist nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweiten und dritten Blick wahnsinnig teuer und muss natürlich auch irgendwie finanziert werden. 

Immerhin: In der Schweiz ist es Erasmusstudenten erlaubt, einen Nebenjob auszuüben (dies gilt generell für alle EU-Bürger in einem EU-Land). Der übliche Stundenlohn für Studentenjobs entspricht den hohen Lebenskosten und lag, als ich dort war, bei mindestens 20 SF (ca. 16 €). 

In manchen Ländern kann man außerdem ein Wohngeld beantragen. Auch wenn man in Deutschland kein Anrecht auf BaföG hat, lohnt es sich, einen Antrag auf Auslands-BaföG zu stellen, die Kriterien sind hierbei nämlich anders. Und zu guter Letzt gibt es ja auch noch das Erasmusstipendium, dort bekommt man für die Schweiz zumindest den Höchstsatz, auch wenn das die zusätzlichen Kosten natürlich nicht komplett deckt.

Die richtige Organisation ist alles

Die Wohnungssuche habe ich als den schwierigsten Teil der Organisation des Erasmussemsters empfunden, auch weil in Genf die Bedingungen so prekär sind. In anderen Ländern kann das ganz anders aussehen. Wie immer gilt: eine gute Organisation ist – im wahrsten Sinne des Wortes – die halbe Miete. Fang frühzeitig an, dich zu informieren, was es für Möglichkeiten in deinem Zielland gibt und was du an Kosten kalkulieren musst. Am Ende findet jeder etwas, und für ein Semester muss es schließlich auch nicht perfekt sein.

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