Wo ist eigentlich die unipress?

16.07.2017
Studium, Campus-News
fsc

Im Februar dieses Jahres erschien die letzte Ausgabe der unipress. Der AStA begründet die Abschaffung offiziell mit mangelnder Qualität und fehlender Motivation. Campus Mainz hat nachgefragt.

Dem aufmerksamen Studierenden ist es vielleicht aufgefallen: Die unipress ist vom Campus verschwunden. "Ihr haltet die letzte Ausgabe der unipress in der Hand. Nach über 400 Printausgaben ist Schluss!" heißt es im Vorwort der 401. Ausgabe vom Februar 2017.

Finanziert und herausgegeben wurde die unipress vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Eine ehrenamtliche Redaktion berichtete in der kostenlosen Printzeitschrift sowohl über die Hochschulpolitik des AStA als auch über jegliche regionalen und überregionalen Studi-Themen. Seit knapp einem halben Jahr fehlt dieses Presseorgan nun. Wie kam es dazu?

AStA begründet Abschaffung mit schlechter Qualität

In der 8. ordentlichen Sitzung des 67. Studierendenparlaments (StuPa) am 18. Januar 2017 gab der AStA-Pressereferent Nicolas Kaiser bekannt, die unipress werde abgeschafft. Als Grund nannte er "die immer schlechtere Qualität", die unter anderem an einem Artikel über den Koalitionsbruch deutlich geworden sei. Außerdem habe die Redaktion "keine große Motivation" gezeigt. Die Abschaffung der unipress sei den Verantwortlichen "ziemlich gleich". Gegenüber Campus Mainz wollte sich der damalige Presse-Arbeitsbereich des AStA nicht nochmal äußern.

Der letzte Koordinator der unipress widerspricht dieser Darstellung. Das Argument der schlechten Qualität könne er nicht nachvollziehen. Zwar sei die unipress "keine FAZ" gewesen, schließlich habe sie auch unerfahrenen Schreibern offen gestanden, die Qualität sei aber dennoch gut gewesen. Die Artikel seien, wie in einer Redaktion üblich, mehrfach korrekturgelesen geworden. 

Die neuen Pressereferenten des AStA, Paul Hansen (Jusos) und Stephan Weißbach (RCDS), sagen hingegen, Artikel hätten "grundlegende Fehler" enthalten. Im Falle des genannten Artikels zum Koalitionsbruch seien Namen vertauscht und Personen falschen Hochschulgruppen zugeschrieben worden. Außerdem sei die unipress nicht ihrer Aufgabe nachgekommen, "ausreichend über die Hochschulpolitik auf dem Campus zu informieren".

Die unipress habe kein großes Budget und personell keine breite Basis gehabt. Außerdem habe es an Feedback vom AStA gemangelt. Auch die fehlende Onlinepräsenz und der unzeitgemäße Fokus auf Print seien Probleme gewesen. 

Hatte die unipress-Redaktion ein Motivationsproblem?

Die neuen Pressereferenten des AStA bestätigten nochmals die aus ihrer Sicht mangelnde Motivation des unipress-Teams. Allerdings könnten sie keine Ursache hierfür nennen. Laut Ex-Koordinator sei die Aktivität des Teams tatsächlich nicht optimal gewesen. Die fehlende Motivation hätte sich vor allem darin geäußert, dass aufgrund seines bevorstehenden Ausstiegs keine neue Führung in Aussicht gestanden hätte.

Zugleich wird auch die fehlende Unterstützung des AStA, die Idee einen Journalismus-Workshop voranzutreiben, bemängelt. Dieser habe letztendlich nicht stattfinden können. Die Gründe seien jedoch nicht mangelnde finanzielle Mittel gewesen, sondern "mangelnde Motivation von AStA-Seite".

Linke Liste: "Ein jahrelanger Verfallsprozess"

Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), während der vergangenen Legislaturperiode des 67. StuPa in der Opposition, hatte der Abschaffung der unipress durch den AStA zugestimmt. Zwar sei ein effizientes Medium, das über die Hochschulpolitik informiert, wichtig. Doch sei die unipress aufgrund eines schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses und mangelnder Qualität und Motivation das falsche Medium gewesen.

Die Linke Liste (LiLi) schätzt eine Zeitung auch als wichtiges Medium für gesellschaftliche und politische Debatten. Sie kritisiert jedoch den AStA für einen "jahrelangen Verfallsprozess" der unipress. Noch vor einigen Jahren sei die Zeitschrift "ein für die demokratische Kultur der Studierendenschaft wichtiges Debattenmagazin" gewesen. Die "gescheiterte Digitalisierung und die Versäumnisse bei der Ausstattung zum kontinuierlichen Fortbestehen der Zeitung" seien dem AStA jedoch "seit fünf Jahren durchgängig anzulasten", so die Hochschulgruppe.

Zudem bemängelt die LiLi die Absicht des AStA, die unipress "zu einem Verlautbarungsorgan des AStA" zu etablieren. Dies hätte der Diskussionskultur und der Qualität der Zeitung geschadet. Die damals oppositionelle Liberale Hochschulgruppe (LHG) äußerte sich gegenüber Campus Mainz nicht zur Abschaffung der unipress.

Die unipress ist Geschichte – und jetzt?

Für den AStA steht fest: Einen Nachfolger der unipress wird es nicht geben. Stattdessen sehe er in Campus Mainz "ein wichtiges Medium auf dem Campus", das "regelmäßig und ausgewogen" über Hochschulpolitik berichten könne. Auch der RCDS betont diese Rolle der Redaktion von Campus Mainz.

Die unipress gehört also endgültig der Vergangenheit an. Das Vorwort der letzten unipress-Ausgabe wurde mit spürbarem Abschiedsschmerz geschrieben: "Jahrzehntelang haben wir den Campus beobachtet, haben die Entwicklungen in Mainz festgehalten und alles für Euch gegeben." Und: "Viel Schweiß und Herzblut stecken zwischen diesen dünnen Seiten". Auf der letzten Seite prangt ein riesiges "Danke!".

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