Wieder Erstis? Das erste Mastersemester an einer neuen Uni

24.02.2025
Erstis, Campus-News...
Emma Aude, Katharina Dietz

Als Masterstudentinnen sind wir doch alte Hasen und wissen, wie das Studium abläuft. Dachten wir zumindest. Doch unser erstes Semester als fachfremde Studierende an einer neuen Uni belehrte uns eines Besseren.

Wir, Emma und Katha, sind im letzten Wintersemester an die JGU gewechselt, um im Master Buchwissenschaften zu studieren. Das sprachwissenschaftliche Bachelorstudium haben wir in Bremen und Dortmund abgeschlossen und wollen uns nun in Mainz zielgerichtet auf die Arbeit in der Buchbranche vorbereiten. Wir lassen unseren Start in den Master Revue passieren und geben nützliche Tipps für alle verzweifelten Neulinge an der JGU.

Warum wir wieder Erstis sind

Es fühlt sich an, als wärst du wieder im ersten Bachelorsemester. Verzweifelt auf der Suche nach dem richtigen Kursraum, sich dabei fragend, wer da seine besonders kreativen Momente bei der Raumbenennung hatte. Im richtigen Raum angekommen, erscheint es dir völlig utopisch, dass die angemeldeten Studis alle in den unbeheizten Seminarraum passen sollen. Zum Glück liegen die Corona-Auflagen in der Vergangenheit und die Fenster bleiben zu.

Der Raum wurde gefunden, du quaschst mit den ersten Leuten und die Einführungsveranstaltung ist überstanden. Du hast es sogar geschafft, das Wlan einzurichten. Doch dann – oh nein – Kursanmeldung bei Jogustine. Das Motto dabei: “Ihr habt ja schon mal studiert, ihr wisst ja dann, wie alles abläuft”. Und damit viel Glück. Nur jemand, der Studierende aus tiefster Seele hasst, kann Jogustine entwickelt haben. Auch wenn du nicht komplett neu beginnst zu studieren, fühlt es sich so langsam danach an. Während du im Bachelor mit wichtigen Unterlagen geradezu zugemüllt wurdest, gibt es im Master ein (1!) Infoblatt. Einlesen in die neue Prüfungsordnung – ein Abenteuer. Und zu allem Überfluss hat Moodle auch noch technische Probleme. Was ein Start ins Semester. 

Zwischen Mensa-Chaos und neuen Freundschaften

Nach der Einführungsveranstaltung das kollektive Aufatmen: Jetzt erstmal in die Mensa. Aber Moment mal – warum ist die so weit weg? Also ab in die Mensa Bambus im GFG. Die Schlange geht natürlich durch das ganze Foyer. Immerhin bleibt so genug Zeit, die Bezahl-App zu installieren und aufzuladen. Nach langem Warten gibt es Sesamnudeln, die nach Curry schmecken. Cool. Eingequetscht in den engen Tischreihen der Mensa Bambus scrollst du dann durch das Angebot des Hochschulsports: “Warum ist es eigentlich so unmöglich, einen Platz beim Volleyball zu ergattern?”

In den nächsten Tagen versuchst du dich auf dem Campus zurechtzufinden. Gott sei Dank gibt es die allseits bekannte Campus-Rallye in der O-Woche. Da sammelt man im Regen auch gerne mal mehr Schritte als beim Wanderurlaub. Während ihr über Stundenpläne und Thesis-Themen sprecht, üben die Bachelor-Studis, wie man Bier-Pong spielt. Du fragst dich, ob ein Saufgelage noch der beste Weg ist, um neue Leute kennenzulernen, oder du einfach zu alt für den Scheiß bist.

So langsam kriegst du auch mit, wo die nächsten Pubquizze stattfinden und gönnst dir die La Oliva Pizza im Muschelkino. Von den Uni-Haltestellen A-Z hast du sogar schon zwei angefahren. Während ihr gemeinsam die Stadt erkundet, werden die Komiliton:innen zu Freund:innen. Die ersten Treffen in der fetten Henne, ein Spaziergang am Rhein – okay, der macht im Sommer wahrscheinlich mehr Spaß. Aber egal. Es sind genau diese Momente, bei denen du in Mainz ankommst.

Wissenslücken und Nachholbedarf

Im Laufe des Semesters realisierst du irgendwann, dass du fachlich noch Einiges nachholen musst. Zwar sind sich einige Dozierende der Tatsache bewusst, dass der Einstieg für Studierende von außerhalb schwieriger sein kann, in deinen Kursen musst du allerdings feststellen, dass mehr Inhalte des facheigenen Bachelors vorausgesetzt werden als angenommen. Diese musst du selbstständig nebenbei nachholen, denn es wird nicht weiter darauf eingegangen. 

Doch es ist auch nicht alles schlecht. Und damit ist jetzt kein positives Denken nach dem Motto „Im zweiten Semester wird alles besser“ gemeint. Als Fachfremd(e) Student:in bringst du eine ganz neue fachliche Expertise mit in deinen Studiengang. Denn dein Wissen aus dem Bachelor kannst du auch im neuen Master gut anwenden. Nicht nur inhaltlich, sondern auch im Zwischenmenschlichen und in deinen Soft Skills hast du viel gelernt. Die Gruppenarbeiten fallen leichter, auch weil deine Kommiliton:innen mehr für ihr Studium brennen als im Bachelor. Mittlerweile hat auch jede:r einen Berufswunsch im Kopf. Deine fachliche Spezialisierung bringt dich näher an Tätigkeitsfelder, die dich wirklich interessieren und du merkst, wie du langsam ein Experte in deiner Nische wirst. Der Master zahlt sich endlich aus. 

Was wir gerne gewusst hätten

Es war zwar ein etwas holpriger Start, dennoch hat sich rückblickend für uns der Wechsel an eine neue Uni gelohnt. Und ganz ehrlich, wir haben auch viel Spaß gehabt.

Für alle, die auch am Anfang des Semesters gestruggled haben, oder es vielleicht immer noch tun, haben wir ein paar abschließende Ideen. 
 

  • Zunächst einmal, lasst euch auf den Restart ein. Viele Dinge verändern sich und das kann am Anfang sehr überfordernd sein. Aber das ist in Ordnung. 
  • Gesteht euch ruhig ein, dass ihr wieder Erstis seid und traut euch, andere anzuquatschen. Zusammen lässt es sich doch viel besser über Prüfungsleistungen lästern.
  • Sich als Leidensgenoss:innen zusammen in eine Bachelorvorlesung zu setzen und gegenseitig beim Stoffaufholen zu unterstützen, macht den Einstieg vielleicht auch leichter. 
  • Wenn ihr in Seminaren das Gefühl bekommt, dass Wissen vorausgesetzt wird, welches ihr nicht habt, seid mutig und sprecht die Dozierenden darauf an. Die meisten beißen auch nicht. 
  • Das ständige Vergleichen mit eurer alten Uni könnt ihr aufgeben. Denn ja, das Essen ist nicht so, wie ihr es euch vorgestellt habt, aber mal im Ernst – bei einem Mensavergleich können alle Beteiligten nur verlieren. 

 

Und das Wichtigste zum Schluss: Vergesst nicht, zur Jogustine Gottheit zu beten. Vielleicht gönnt sie uns bei der nächsten Kursanmeldung etwas Seelenfrieden.

 

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