Wie Theatergruppen die Pandemie erleben

13.06.2022
Freizeit
hb

Seit dem 3. April dürfen die Theatergruppen der JGU wieder auf dem Campus proben. Federico vom Theaterausschuss der JGU erzählt vom langen Weg zurück auf die Bühne.

Seit Beginn des Sommersemesters 2022 lebt die Kultur auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität wieder auf und die ersten Theatergruppen führen ihre Stücke wieder auf der Bühne im P1 auf. Seit dem 3. April dürfen die Theatergruppen auch wieder in den Räumen des Universitätscampus proben. Dies war lange Zeit in Präsenz nicht möglich, wie Federico Groß, Mitglied im Theaterausschuss der JGU, im Interview mit campus-mainz.net erzählt. Zunächst war der 20. März von der Universität als Beginn der Probenzeit festgelegt worden. Aufgrund der Verlängerung der Coronaregeln des Landes Rheinland-Pfalz musste dieser Termin jedoch erneut verschoben werden. 

Der aus zwei Personen bestehende Theaterausschuss ist für die Organisation der Theatergruppen der JGU zuständig. Die Hauptaufgabe ist die Verteilung der Probenzeiten der unterschiedlichen Gruppen auf Räume auf dem Campus. Zudem ist eines der beiden Mitglieder für die Technik an der Bühne im P1 zuständig. 

Schwere Kommunikation mit der Universitätsleitung

Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 sieht die Arbeit des Ausschusses allerdings ganz anders aus, wie Federico im Interview erzählt. Er selbst studiert Theaterwissenschaften, ist Teil einer Theatergruppe an der JGU und seit 2020 Teil des Theaterausschusses. Zunächst sei er nur eingesprungen, habe sich dann aber dazu entschlossen, dabei zu bleiben. "Ich kannte die einzelnen Theatergruppen damals schon und bin auch mit den meisten Mitgliedern befreundet, daher dachte ich, das wird dann alles ganz entspannt."

Doch so entspannt, wie Federico es sich vorgestellt hatte, war die Arbeit mit ständig wechselnden Coronaregeln doch nicht. Vor allem die Kommunikation mit der Universitätsleitung sollte sich als schwierig herausstellen. Hauptansprechpartner für den Theaterausschuss ist die Hörsaalvergabe. "Die ist dafür zuständig, wie die Räume an der Uni und damit auch das P1 verteilt werden", erklärt Federico. Die Mitarbeitenden der Hörsaalvergabe hätten jedoch während der Pandemie gewechselt. "Das heißt, dass dort lauter Menschen arbeiten, die überhaupt nicht wissen, wie es vor Corona ablief."

Zudem seien dem Theaterausschuss die neuen Regeln und damit die erneuten Verbote für die Theatergruppe nicht in einer persönlichen Mail, sondern über den Coronanewsletter der Universität mitgeteilt worden, so Federico. "Erst danach hat sich die Hörsaalvergabe bei uns gemeldet, weil die auch erst über den Newsletter erfahren haben, was los ist."

Theater online und mit Abstand – nicht ganz einfach

Die Frustration unter den Mitgliedern der Theatergruppen sei jedoch besonders in den letzten Monaten gestiegen. Obwohl die Bereitschaft dagewesen sei, ein Hygienekonzept zu erstellen, sich zu jeder Probe zu testen und nur zehn Personen in das P1 zu lassen, durfte nicht geprobt werden, so Federico. Und das obwohl andere Vereine oder Organisationen ihren Betrieb wieder aufnehmen durften, darunter auch der Hochschulsport, wie Federico anmerkt. "Natürlich ist Hochschulsport für die Sportstudent:innen sehr wichtig. Aber auch Menschen, die in Theatergruppen sind, studieren meistens Theaterwissenschaft und wollen sich damit persönlich weiterbilden. Diese Chance bekommt man als Student:in nicht oft."

Auf Rückfrage von campus-mainz.net weist die Pressestelle der JGU darauf hin, dass das Präsidium Infektionsschutzmaßnahmen "auf Grundlage der gesetzlichen Vorgaben und unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Lage ergriffen" habe. Zudem habe die Aufrechterhaltung von Studium, Forschung und Lehre im Vordergrund gestanden. Auf den Hochschulsport angesprochen, erklärt die Pressestelle, dass außerhalb der Lehre nur Sportarten im Freien stattfinden durften, die keine Kontaktsportarten sind. Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass allen Mitgliedern der Universität "für die Weiterarbeit unter Pandemiebedingungen jederzeit die Plattformen für digitale Kommunikation zur Verfügung" gestanden hätten. 

Digitale Kommunikation ist für Theatergruppen allerdings nicht einfach und hilfreich, wie Federico erklärt. So habe es Gruppen gegeben, die online geprobt hätten. "Das geht bis zu einem bestimmten Punkt, aber dann hört es irgendwann auf, weil es Theater ist. Und Theater ist sehr physisch und körperbetont."

Die Körperlichkeit des Theaterspiels habe auch die Zeiten, in denen das Proben auf dem Campus erlaubt war, schwierig gestaltet. Federico erklärt, dass damals fünf Menschen mit Maske und Abstand im P1 proben durften. "Ich habe mir das sehr spannend vorgestellt, weil ich mir dachte: Wie stellt ihr euch das vor? Bei einer sehr intimen Szene, wie einer Kussszene zum Beispiel? Halten die Schauspieler:innen dann eineinhalb Meter Abstand, tragen Maske und küssen sich dann? Manchmal hatte ich das Gefühl, man hat nicht richtig zu Ende gedacht, was die Maßnahmen für uns für ein Problem sein könne."

Auch Finanzen spielen eine Rolle in der Vorbereitung

Zudem weist Federico auf die finanziellen Aspekte hin. So würden die meisten Theatergruppen eineinhalb Monate vor Aufführungsdatum mit der Werbung für ihre Aufführungen beginnen. Dafür müsse Geld für Flyer und Plakate ausgegeben werden. "Wie macht man das, wenn man nicht weiß, ob man überhaupt aufführen darf?", fragt Federico. Geldprobleme hätten sich auch in der Möglichkeit gezeigt, Räume außerhalb des Campus zum Proben anzumieten. "Es gibt Theatergruppen, die aus 10 Menschen bestehen, die haben dafür nicht das Geld," erklärt Federico. Immerhin hätte die Universitätsleitung ihnen irgendwann erlaubt, draußen zu proben. Draußen fehlen laut Federico jedoch die Begebenheiten einer Bühne. Zudem habe er die Aussage der Universität als "absurd" empfunden: "Das ist ja ganz nett, dass ich das darf, aber das dürfte ich auch ohne eure Erlaubnis."

Mittlerweile kann wieder auf dem Campus geprobt werden. Die aktuellen Aufführungen dürfen im vollbesetzten P1 stattfinden. Eine durchgehende Maskenpflicht gilt weiterhin. Wie es nach dem Sommer aussieht, bleibt weiterhin ungewiss. Dies habe auch die Hörsaalvergabe an den Theaterausschuss kommuniziert. "Sie haben gesagt, bis Oktober haben sie ein gutes Gefühl, danach würden sie nicht mehr planen. Das ist sehr ehrlich und sehr wahr, aber auch sehr frustrierend", erzählt Federico.

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