Wer wird Mainzer "Maestro"?

Improvisieren ist eine Kunst für sich. Man versetzt sich völlig spontan in eine zufällige Rolle, was Flexibilität und Offenheit voraussetzt. Vor allem, wenn es darum geht, schnell hintereinander in verschiedene Rollen zu schlüpfen, vorgegebene und oftmals schwierige Aufgaben zu erfüllen und Dialoge aus dem Stehgreif zu führen. Neben Kreativität ist hier ebenso eine Menge Schlagfertigkeit gefragt.

12 Schauspielerinnen und Schauspieler standen sich an diesem Abend auf der Bühne gegenüber und bewiesen in mehrfach wechselnden Gruppen- und Paarkonstellationen ihr Talent für das Improvisationsschauspiel. Hierbei trafen neben Darstellerinnen und Darstellern aus Deutschland auch Akteurinnen und Akteure aus den USA, der Schweiz, Finnland und Irland aufeinander.
Ebenso waren zwei junge Nachwuchstalente aus dem Jugendkurs der Affirmative anwesend und durften sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt messen.

Der Zufall entschied immer wieder neu über die Zusammensetzung der Performerinnen und Performer, Teams und Aufgaben. Die jeweiligen Challenges wurden von Claudia Behlendorf, der künstlerischen Leiterin der Affirmative, gestellt und erklärt. Weil die Schauspieltruppe international aufgestellt ist, wurde während der Show ständig zwischen Deutsch und Englisch hin- und hergewechselt.

Die Moderation des Abends übernahm Paul Ziehmer, ebenfalls künstlerischer Leiter und anerkannter Improtrainer, dessen sympathische Ausstrahlung für gute Laune sorgte.

Wie auch beim Format des Poetry- oder Science Slams entscheidet hier das Publikum, wer nach jeder Runde weiterkommt und am Ende die goldene Kunststoffkrone aufsetzen darf. Oder genauer: die Lautstärke und Intensität des Beifalls. Das Klatschbarometer bewegt sich auf einer Skala von eins bis fünf, wobei eins bedeutet: „Die Szene war okay“ und fünf so viel heißt wie: „Ich möchte mir die Szene auf meinen ganzen Körper tätowieren und so viele Kinder bekommen wie die Szene Wörter hat“, wie Paul Ziehmer eingangs erklärte. 

Das Publikum ist nicht nur verantwortlich für Sieg oder Niederlage, sondern spielt auch eine aktive Rolle bei der Szenenentwicklung. Durch lautes Reinrufen von Orten, Gegenständen, Genres, Professionen oder Atmosphären bilden die Zuschauerinnen und Zuschauer die Inspirationsgrundlage für die Darstellerinnen und Darsteller. 

Die Bühnenkünstlerinnen- und Künstler begeisterten die Zuschauerinnen und Zuschauer. Gekonnt spielten sie die unterschiedlichsten Charaktere, ließen ihre Figuren miteinander kämpfen, Liedchen trällern, rappen, halbe Stunts hinlegen, eine Liebesszene mit einem Kuss abrunden, Gurken ins Publikum werfen, mit Stühlen werfen und Biere exen. Beim Theater gibt es bekanntlich keine Hemmschwellen oder Zimperlichkeiten, wenn es darum geht, eine Rolle authentisch zu verkörpern. Das zeigt sich auch an diesem Abend.

Letztendlich wurde der aus Tampere, Finnland, angereiste Trent mit der Nummer 1 der glückliche Maestro. Er überzeugte das Publikum mit einer Mischung aus schauspielerischem Talent, enormer Bühnenpräsenz und einnehmendem Humor von seinem Können und durfte sich zum Abschluss der Show unter tosendem Applaus die Krone aufsetzen lassen.

Erstmals unter dem Namen Die Schlaraffen gegründet, existiert die heutige Affirmative seit über acht Jahren. Neben eigenen Auftritten in Mainz und Umgebung, engagiert sich das Ensemble mitunter für das Improfestival Mainz e.V., leitet die Mainzer Improschule und organisiert internationale Events, wie das Maestro. Das nächste Mal kann man die Improtheatergruppe am 11. Dezember 2018 im Kulturcafé an der Uni Mainz live erleben.