Wer war schuld? Hintergründe zur Absage des AStA Sommerfests

14.04.2017
Freizeit
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Der AStA der Uni Mainz hat sein jährlich stattfindendes Sommerfest für dieses Jahr abgesagt. Gründe dafür seien hohe Kosten und ein fehlender Mitorganisator. Warum eine Zusammenarbeit mit der Agentur “Musikmaschine“ nicht zustande kam, bleibt unklar.

Zum ersten Mal in der Geschichte des AStA-Sommerfests hat der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Uni Mainz sein Fest abgesagt. In einer Pressemitteilung erklärt der AStA, verschiedene Gründe hätten zu dieser Entscheidung geführt.

Unter anderem habe es auf die beiden Ausschreibungen, mit denen der AStA nach Mitorganisatoren für das Fest gesucht hatte, keine Bewerbungen gegeben.

Zusammenarbeit mit Musikmaschine – gescheitert an der Bewerbungsfrist?

Auf Nachfrage von Campus Mainz gab Moritz Eisenach von der Künstleragentur Musikmaschine, die in den vergangenen Jahren mehrmals Mitveranstalter des AStA-Sommerfests war, an, dass sich seine Agentur durchaus für die Organisation des Fests beworben habe. "Wir haben uns nicht nur beworben, sondern haben uns auch sehr offen gezeigt, was das neue Konzept für das Sommerfest angeht." In den Jahren 2014, 2015 und 2016 sei das Konzept immer recht teuer angelegt gewesen und es sei klar gewesen, dass es überarbeitet werden muss, erklärt Eisenach. "Aber wir haben uns in der Hinsicht gegenüber dem AStA offen gezeigt, uns ihrem Konzept anzupassen und dafür flexibel zu sein. Wir haben bis heute keine Antwort auf unsere Bewerbung bekommen."

Allerdings drückte der frühere Mitveranstalter sein Verständnis dafür aus, dass die Gestaltung des Fests mit nur wenigen Mittel sehr komplex sei. "Die Organisation dieses Fests ist sehr schwierig. Es findet auf einem sehr umfangreichen und speziellen Gelände statt, das alleine kann schon zu Problemen bei der Organisation führen. Dazu kommt auch noch, dass die Vergütung der Mitveranstalter zu diesem Aufwand, der betrieben wird, in keiner Relation steht. Die Ausrichtung dieses Fests bildet eine echte Herausforderung für die Organisatoren. Aber wir hätten gerne nochmal mit dem AStA, mit dem wir immer sehr gut zusammen gearbeitet haben, das Sommerfest ausgerichtet."

Der AStA erklärt indes, zwar eine Bewerbung von der Musikmaschine bekommen zu haben, allerdings sei diese nicht innerhalb der Bewerbungsfrist erfolgt. "Herr Eisenach hätte nochmal während des zweiten Ausschreibungszeitraums die Möglichkeit gehabt, eine Bewerbung einzureichen. Dies erfolgte jedoch nicht."

Der AStA ganz allein gelassen?

Auch eine Kooperation mit dem Studierendenwerk konnte der AStA nicht erreichen: "Das Studierendenwerk teilte uns mit, dass sie nicht ausreichend Kapazitäten zur Verfügung hätten, um so eine große Veranstaltung mit zu organisieren", so der AStA.

Das Studierendenwerk bestätigte dies gegenüber der Redaktion von Campus Mainz. Der AStA habe das Sommerfest aus Kostengründen erstmalig ohne professionelles Eventmanagement ausrichten wollen, erklärte Frau Diestel-Feddersen, Geschäftsführerin des Studierendenwerks. Aufgrund des Umfangs des Fests habe der AStA eine Beteiligung des Studierendenwerks angestrebt. "Dies mussten wir leider ablehnen, da uns die personellen und finanziellen Ressourcen fehlen", sagte Diestel-Feddersen. "Hinzu kommt, dass das Studierendenwerk das jährliche internationale Sommerfest im Inter II ausrichtet, das bereits Ressourcen bindet."

Ob im nächsten Jahr eine Beteiligung des Studierendenwerks möglich wäre, könne noch nicht vorausgesagt werden, dies müsste zuerst geprüft werden. Dafür benötige das Studierendenwerk eine frühzeitige Kalkulation der Kosten durch den AStA, damit ein solches Vorhaben gegebenenfalls im Wirtschaftsplan berücksichtigt werden könne.

Baustellen und Sicherheitskonzepte – wie passt das zusammen?

In seiner Pressemitteilung gab der AStA des Weiteren an, dass die schwierige bauliche Situation im Forum ein neues und umfangreiches Sicherheitskonzept erfordert hätte. Bereits 2014 habe man ein neues Sicherheitskonzept entwickelt, welches den AStA 5000 Euro gekostet habe. Eine erneute Überarbeitung hätte weitere Kosten nach sich gezogen, so der AStA.

Moritz Eisenach widerspricht dieser Darstellung der Kosten: "Die Sicherheitskonzepte, die für die letzten Jahre von den Beauftragten erstellt worden sind, waren bei weitem nicht so kostspielig wie in der Pressemitteilung erwähnt wird."

Zumindest für die Semestereröffnungsfete (SÖF), die planmäßig am 20. April 2017 stattfinden wird, scheint die Frage nach dem Sicherheitskonzept kein Problem zu sein, obwohl sich die beiden Locations Baron und Kulturcafé in unmittelbarer Nähe zu den erwähnten Baustellen befinden.

Der AStA erklärt dazu: "Wir haben für die SÖF natürlich auch ein Sicherheitskonzept entwickeln lassen, allerdings ist das nicht auf das Sommerfest übertragbar, da bei dem mit viel höheren Besucherzahlen zu rechnen ist." Der Erfahrung nach hielten sich im Sommer viel mehr Leute im Forum auf, so der AStA. "Und bei einer Ausnahmesituation macht es viel aus, ob sich dort 2000 oder 10.000 Menschen befinden. Die Sicherheitskonzepte sind nicht übertragbar und müssten neu entwickelt werden."

Sachbeschädigung: Universitätsleitung will AStA mit in die  Verantwortung nehmen

Ein weiterer gewichtiger Grund für die Absage dürfte zudem die zukünftige Beteiligung des AStA an Schäden, die während des Fests entstehen, sein. 

Ende März habe die Universitätsleitung den AStA darüber informiert, dass in der Vergangenheit Schäden in fünfstelliger Summe entstanden seien, die mit dem AStA Sommerfest in Verbindung gebracht werden konnten. In Zukunft soll der AStA einen Teil der Kosten für die Beseitigung der Schäden tragen.

Dies wurde von Seiten der Universität bestätigt. In den vergangenen Jahren seien unter anderem Bauzäune und andere Absperrungen sowie Außenleuchten, Lampen, Einfahrschranken und diverse Innenanlagen beschädigt oder zerstört worden – bis hin zu der Beschädigung der Gutenberg-Büste im Jahr 2015 (Campus Mainz berichtete).

Bis jetzt seien die meisten Schäden im Zuge diverser Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen beseitigt worden, so die Universität. Dieses Jahr aber habe sich die Universität vorbehalten, dem AStA die Kosten anteilig in Rechnung zu stellen. Wie hoch dieser Anteil sein würde, wurde nicht festgelegt: "Über den Anteil bzw. einen festzulegenden Höchstbetrag wurde nicht gesprochen", erklärte die Universität. 

Alternatives Campus Fest? 

Bei aller Traurigkeit und Entrüstung bietet die Musikmaschine den Studierenden einen Lichtblick an: "Wir haben vor, eine alternative Veranstaltung am 15.07.2017 bzw. eine Art alternatives Campus Fest an einem anderen Ort zu organisieren. Die Zusammenarbeit mit dem AStA steht noch aus, wir würden uns aber sehr darüber freuen."

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