Welche Rolle spielten die osmanisch-deutschen Beziehungen während des armenischen Völkermordes von 1915?

22.04.2015
Campus-News, Veranstaltungen
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Vom 23. April bis 21. Mai 2015 findet eine Veranstaltungsreihe über die Rolle der osmanisch-deutschen Beziehungen während des Völkermordes an den Armenien statt.

 

Vom 23. April bis 21. Mai 2015 soll diese Fragestellung näher analysiert werden. Im Philosophicum der JGU findet eine Ausstellung zum Thema "Eine 'innertürkische Verwaltungsangelegenheit'? Osmanisch-deutsche Verflechtungen und die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg" in Begleitung einer Vortragsreihe statt.

Völkermord an den Armeniern 

Am 24. April 1915 - während des Ersten Weltkriegs - wurden Millionen von Armeniern aus dem Osmanischen Reich vertrieben und während der Zwangsdeportationen ermordet. Der Nachfolger des Osmanischen Reiches, die Türkei, streitet den Völkermord bis heute ab und, auch die Bundesrepublik Deutschland verwendet das Wort "Völkermord" in diesem Zusammenhang nicht. Noch an Ostersonntag bezeichnete Papst Franziskus in einer Messe den Tod von bis zu 1,5 Millionen Armeniern als "ersten Völkermord im 20. Jahrhundert". Auch das Europaparlament fordert die Türkei auf den Völkermord an den Armeniern anzuerkennen und droht mit einer Resolution.

Ausstellungsreihe zum 100. Gedenkjahrestages 

Im Hinblick auf das aktuell diskutierte Thema wird nun anlässlich des 100. Gedenkjahrestages des armenischen Völkermordes im Osmanischen Reich an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe mit dem Titel: "Eine 'innertürkische Verwaltungsangelegenheit'? Osmanisch-deutsche Verflechtungen und die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg" stattfinden. Die Ausstellung startet am 22. April 2015 mit einer Eröffnung im P3 des Philosophicum und wird vom 23. April bis 21. Mai 2015 im Durchgangsbereich der Bereichsbibliothek des Philosophicum anzuschauen sein. Begleitet wird die Ausstellung inhaltlich von einer international besetzten Vortragsreihe.

Lehrprojekt der JGU organisiert die Ausstellungsreihe

Die Ausstellung geht auf die Arbeit in einem Lehrprojekt mit elf Studierenden unter der Leitung des an der JGU Lehrenden Dr. Andreas Frings zurück. Ziel des Lehrprojektes ist es, die vielfältigen militärischen, ökonomischen und diplomatischen Verstrickungen des Deutschen Reichs in den Völkermord sowohl auf persönlicher wie systematischer Ebene zu rekonstruieren und damit auch eine unbekannte Facette deutsch-osmanischer Geschichte zugänglich zu machen. Sodass eventuell auch die Frage beantwortet werden kann, warum sich die Bundesregierung heute noch davor scheut das Wort Völkermord in Zusammenhang mit dem Armenier Greuel zu verwenden.

Benjamin Bogosyan: "Ich bin sehr gespannt auf die Ausstellung..."

Der Vorstandsvorsitzender der Armenische Gemeinde Mainz e.V. Benjamin Bogosyan äußerte sich erwartungsvoll und persönlich berührt zu der Veranstaltungsreihe des Historischen Seminars der JGU:

"Ich bin sehr gespannt auf die Ausstellung und möchte gerne wissen wie die Studenten hier in Mainz die Auseinandersetzung mit dem weithin noch unbekannten Genozid erlebt, diskutiert und aufbereitet haben. Ich hoffe das dieses Beispiel Schule macht und der Ausstellung nach der erfolgreichen Premiere in Mainz noch eine weite Wanderschaft in anderen Institutionen bevorsteht, um auch Andere von diesen Erfahrungen profitieren zu lassen."

Armenische Gemeinde Mainz: "Die Veranstaltungsreihe ist für uns von Bedeutung."

Auch die Armenische Gemeinde Mainz erfreut sich an der Initiative des Historischen Seminars Mainz den armenischen Völkermord und die damit zusammenhängenden politischen Facetten zu thematisieren.

 "Gerade im Gedenkjahr 2015 ist eine solche international besetzte Veranstaltungsreihe für uns von besonderer Bedeutung. Wir bedauern zwar, dass auch 100 Jahre nach dem Genozid die 'osmanisch-deutschen Verpflechtungen' und die 'Armenier-Greuel' im Ersten Weltkrieg immer noch Teil kontroverser und für uns teils schmerzhafter Debatten sind, verbinden aber mit der intensivierten Diskussion in Zivilgesellschaft und Forschung die Hoffnung einer baldigen politischen Anerkennung des Völkermordes an uns Armeniern durch die Bundesrepublik Deutschland sowie dem Ende der Leugnungspolitik des türkischen Staates."

Campus Mainz wird die Ausstellung weiter beobachten und auch in Zukunft über ihre Wirkung und Bedeutung auf dem Campus und darüber hinaus berichten.

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