„Was ich will, das kann ich!“

21.07.2015
Studium
aw

MINT-Fächer gelten immer noch als typische Männerfächer. Das Ada Lovelace-Projekt möchte das ändern.

 

Für mehr Frauen in MINT 

Mehr Frauen im MINT-Bereich – so lautet das Ziel von Ada Lovelace. Bei dem Projekt, das es in ganz Rheinland-Pfalz gibt, handelt es sich um ein Mentoring Netzwerk für Frauen im Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Durch verschiedene Angebote will Ada Lovelace die Begeisterung junger Mädchen und Frauen für MINT-Fächer und –Berufe wecken. Außerdem bietet es Unterstützung für junge Frauen, die sich bereits für MINT entschieden haben, also Studentinnen, Doktorandinnen oder Auszubildende. 

Das Programm wird von dem Wissenschafts- und dem Frauenministerium des Landes sowie dem Europäischen Sozialfonds gefördert. An der Uni Mainz wird das Projekt zudem durch die Fachbereiche 08, 09 und 10  sowie das Helmholtz Institut Mainz unterstützt. Namensgeberin ist Ada Countess of Lovelace (1815-1852). Die britische Mathematikerin gilt als erste Programmiererin der Welt. 

MINT-Fächer und Frauenmangel

Der Begriff MINT dürfte den meisten bekannt sein. Und sicherlich denken viele, wenn sie diesen Begriff hören, automatisch an ein bestimmtes Phänomen: den viel diskutierten Frauenmangel. Über die möglichen Ursachen für das unausgewogene Geschlechterverhältnis in bestimmten Fächern ging es kürzlich in diesem Artikel. Dort wird auch thematisiert, dass das Verhältnis auch innerhalb der MINT-Fächer stark variiert, auch wenn häufig pauschal von dem Frauenmangel gesprochen wird. 

Auch Verena Halfmann, eine der drei Projektleiterinnen von Ada Lovelace an der Uni Mainz betont, der Mangel sei nicht in allen Fächern vorhanden: „Man kann sagen, die Ingenieursfächer haben einen starken Mangel oder auch die sogenannten harten Naturwissenschaften. Physik, da sind die Frauen wirklich unterrepräsentiert von Beginn an.“ Wichtig sei auch, die Phase im Studium zu betrachten. Während die Anfängerzahlen in Chemie beispielsweise noch ausgeglichen seien, würden es immer weniger Frauen in Richtung Master, Promotion und Habilitation. Dies sei eigentlich in allen naturwissenschaftlichen Fächern der Fall, so Halfmann. 

Ada Lovelace setzt auf Vorbilder: Das Mentoring-Programm

Viele Fächer im Bereich MINT sind zurzeit noch überwiegend von Männern geprägt. Das führe dazu, dass Frauenvorbilder fehlen, sagt Helena Rapp, ebenfalls Projektleiterin an der JGU. Ada Lovelace schafft solche Vorbilder im Rahmen des Mentoring-Programms.

Landesweit gibt es etwa 200 Mentorinnen, an der Uni Mainz engagieren sich 25 MINT-Studentinnen als Mentorinnen für Ada Lovelace. „Das sind quasi unsere Role-Models, unsere Vorbilder. Die zeigen, dass das als Frau geht und dass das auch durchaus Spaß macht“, erklärt Halfmann. Die Mentorinnen sind Ansprechpartnerinnen und Vorbilder für Schülerinnen wie für Studentinnen. Sie leiten beispielsweise AGs in Schulen und begleiten Schülerinnen bei der Studienorientierung MINT in Mainz, die in diesem Juli stattfand. 

Wenn die Entscheidung für ein bestimmtes Fach dann gefallen ist, unterstützt Ada Lovelace die jungen Frauen im Rahmen des Studienanfängerinnen-Mentorings. Die Anfängerinnen bekommen dabei eine Mentorin zugeordnet, mit der sie ihre Fragen, Sorgen und Ängste besprechen können. Meistens gehe es dabei aber vor allem um praktische Fragen rund ums Studium. Das Projekt organisiert außerdem Seminare für die Studentinnen zu Themen wiePrüfungsvorbereitung oder „wie präsentiere ich mich richtig?“. Ein kleineres Seminarangebot gibt es auch für Studentinnen in höheren Semestern. 

Bauen, basteln, tüfteln: Interesse wecken durch Erlebnisse

Ein wichtiger Teil des Projekts sind die wöchentlichen AGs. Diese werden von den Ada Lovelace-Mentorinnen in den Partnerschulen für Kinder ab der fünften Klasse veranstaltet. Der Fokus der AGs liege vor allem auf der Praxis: „Die Kinder sollen selber ausprobieren, die sollen einfach erfahren: Erfolge erfahren, erleben, bauen, basteln, nachdenken, tüfteln, programmieren.“, sagt Verena Halfmann. 

Die AGs sollen die Schülerinnen für den Bereich MINT begeistern. Das gilt auch für die Ferienprogramme und Workshops von Ada Lovelace. Dabei können die Mädchen zum Beispiel Gummibärchen oder Wasserfarben selbst herstellen oder eine Wasserrakete basteln und ausprobieren. Die Programme erfreuen sich großer Beliebtheit, erzählt Halfmann: „Unsere Ferienprogramme, die sind eigentlich ratz-fatz ausgebucht. Also das Interesse ist da.“

Ein wichtiges Thema: Gendersensibler Unterricht

Besonders für Lehramtsstudentinnen ist die Tätigkeit als Mentorin sehr interessant. Die jungen Frauen erhalten dadurch die Möglichkeit, zusätzliche Praxiserfahrungen zu sammeln, beispielsweise im Rahmen der AGs. Wichtig sei dabei auch das Thema gendersensibler Unterricht. In den AGs arbeiten die Mentorinnen hauptsächlich in reinen Mädchengruppen. Es sei wichtig zu sehen, wann es sinnvoll ist, eine Gruppe zu trennen und wann gemeinsamer Unterricht besser ist, so Halfmann:

Es gibt so das klassische Phänomen, was Ihnen in dem Bereich immer wieder begegnen wird: Physik-Unterricht, Experiment, wer möchte mitmachen? Und es sind die Jungs, die vorlaufen und rufen `Boah super, ich guck mal was knallt´ und die Mädchen, die sagen, `ich guck mal, bevor ich was kaputt mache, bleib ich stehen.´

Doch nicht nur die weiblichen Studentinnen werden hier angesprochen, auch männliche Lehramtskandidaten sind sehr willkommen „schließlich unterrichten diese ebenso später weibliche Schülerinnen“ so Halfmann weiter. LehramtsstudentInnen der MINT Fächer können ihr Orientierendes Praktikum II über das ALP absolvieren. 

Nach dem Studium – Angebote für Doktorandinnen und Absolventinnen

Die Unterstützung von Ada Lovelace endet nicht mit dem bestandenen Examen. Für Absolventinnen und Studentinnen, die kurz vor dem Abschluss stehen, gibt zum Beispiel die Veranstaltungsreihe Ada Lovelace meets…. Dabei stellen erfahrene Naturwissenschaftlerinnen ihr Berufsfeld vor. 

Daneben gibt es an der Uni Mainz noch das Doktorandinnen-Programm, das in Mainz von Heike Ettischer geleitet wird. Auch hier ist wieder die Idee des Mentorings zentral. Junge Nachwuchswissenschaftlerinnen werden mit erfahrenen Führungskräften aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Öffentlichem Dienst zusammengebracht und profitieren von deren Erfahrungen. Das Programm dient außerdem dazu, junge Frauen frühzeitig Einblicke in zukünftige Berufsfelder zu ermöglichen.

Zusätzlich werden Workshops und Trainings angeboten, um die jungen Wissenschaftlerinnen in Schlüsselqualifikationen zu schulen. Ettischer sieht das Ziel des Absolventinnen- und Doktorandinnen-Programms darin, das Selbstbewusstsein der jungen Frauen zu stärken und sie frühzeitig mit Unternehmen in Kontakt zu bringen. Dazu erklärt Verena Halfmann: 

Die jungen Frauen, so hoch qualifiziert wie sie sind - sie haben promoviert, sie sind hier in dem Programm oder sind in der Promotion - wissen leider noch nicht wirklich, was sie wert sind und verkaufen sich gerne unter Wert. Und das ist was, worauf wir gerne aufmerksam machen wollen und sagen `Hey, das ist nicht nötig.´ 

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