Was genau macht eigentlich das Zentrum für Datenverarbeitung (ZDV)?

27.08.2021
Studium, Arbeit
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Das ZDV ist die treibende Kraft hinter der technischen Umsetzung der digitalen Lehre, läuft aber oft unter dem Radar vieler Studierender. Hier erzählen vier leitende Mitarbeitende von ihrer Arbeit.

Viele Studierende haben womöglich nur eine grobe Idee davon, wie die Arbeit im Zentrum für Datenverarbeitung (ZDV) eigentlich aussieht und wofür die Einrichtung die Verantwortung trägt. Dabei spielt das ZDV, erst recht im Rahmen der digitalen Lehre, eine zentrale Rolle dafür, dass der Universitätsbetrieb funktioniert und Studierende und Mitarbeitende der JGU technisch unterstützt werden. Für alle Neustudierende an der JGU bietet das ZDV zum Beispiel eine eigene Übersichtsseite. Des Weiteren könnt ihr aktuell an einer Umfrage des ZDV zur Benutzerfreundlichkeit der ZDV-Webseiten teilnehmen.

Im Interview geben vier Mitarbeitende des ZDV Einblicke in ihren Arbeitsalltag, in Veränderungen durch die digitale Lehre und in die Gefahrenabwehr gegen Cyberkriminalität: Carsten Allendörfer (technischer Leiter), Dr. Martina Jackmuth (Leiterin PC-Gruppe), Christoph Martin (Leiter der Unix-Gruppe) und Dr. Stefan Röhle (Leiter Anwendung / E-Learning).

Einblick in das ZDV-Tagesgeschäft

CM: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag im ZDV aus?

Dr. Röhle: Das Erste, was ich morgens mache, ist, meine Mails zu checken, ob in der letzten Nacht irgendetwas passiert ist. Ansonsten gibt es, je nach Abteilung des ZDV, unterschiedlich viel Kontakt mit Studierenden und Lehrenden - wir haben im E-Learning-Bereich beispielsweise sehr viel.

Dr. Jackmuth: Ich würde sogar sagen, jede Abteilung steht in regem Austausch mit den Usern (also Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden) - denn die einzelnen Abteilungen bestehen aus relativ kleinen Teams.

Herr Martin: Ja, der Tag wird normal von drei Hauptaufgaben bestimmt: Die Überwachung und Reaktion auf mögliche Störungen, Anfragen von Usern, die man z.B. bei der Einrichtung von Systemen unterstützt, und die Arbeit an eigenen Projekten in der jeweiligen Abteilung.

Herr Allendörfer: Und wie viel Zeit für den letzten Punkt, die Weiterarbeit an Projekten, bleibt, ist natürlich stark davon abhängig, wie viel Zeit die ersten beiden Aufgaben in Anspruch nehmen.

CM: Welche Aufgaben haben Außenstehende vielleicht nicht so auf dem Schirm?

Herr Martin: Ich glaube, vielen Außenstehenden ist nicht bewusst, wie komplex die meisten unserer Vorgänge sind. Oft sieht man nur die Schnittstelle (z.B. einen Webservice), aber nicht, wie viel Entwicklung und Wartung dahintersteckt. Das ist natürlich auch nicht so einfach zu vermitteln.

Dr. Jackmuth: Eine meiner Standardfragen bei Einstellungsgesprächen für Hiwis lautet: “Welche Services kennt ihr eigentlich vom ZDV?“. Natürlich nennen sie dann JOGU-StINe und die Mail-Angebote, aber sowas wie HPC (Anm. d. Red.: High Performance Computing, Hochleistungsrechnen) und das Landesnetz für Rheinland-Pfalz, das wir am ZDV mitverantworten, kennen Studierende nur selten. Das ist auch verständlich, da Studierende damit normalerweise keinen Kontakt haben.

Dr. Röhle: Außerdem ist vielen nicht bewusst, dass kaum etwas, was sie zu Hause aus dem IT-Bereich kennen, auch auf ein Rechenzentrum übertragbar ist. In so einem großen Setup kann man z.B. nicht einfach etwas Neues installieren, sondern muss genau darauf achten, dass alles stabil und wartbar bleibt.

Herr Martin: Im Bereich des wissenschaftlichen Rechnens ist die Wissensvermittlung eine unserer Hauptaufgaben. Wir erklären dann, wie Prozesse auf so einem Großrechner eigentlich funktionieren. Neuen Mitarbeitern ist im Voraus oft nicht bewusst, wie viel zentrale Infrastruktur (also PC- und Datei-Services) wir am ZDV eigentlich haben.

Herr Allendörfer: Eine Sache, die zu ergänzen wäre, sind die universitätsübergreifenden Angebote, die das ZDV betreibt. Angefangen beim bereits erwähnten Landesnetz (Anm. d. Red: Das Landesnetz hat letztes Jahr sein 15-jähriges Jubiläum gefeiert, das alle Hochschulen in Rheinland-Pfalz ans Internet anbindet, bis hin zum Hosting von Services wie BigBlueButton-Konferenzen, das wir für andere Hochschulen und Schulen in ganz RLP anbieten.

Herausforderungen durch die digitale Lehre und Innovationen am ZDV

CM: Hat sich die Belastung für das ZDV durch die digitale Lehre stark erhöht?

Herr Allendörfer: Klar.

Dr. Röhle: Absolut.

Dr. Jackmuth: 30-fach.

Herr Martin: Es werden gleichzeitig bereits vorhandene Services stärker genutzt und neue Services benötigt. Wir haben eigentlich kaum Dienste, die in der aktuellen Situation weniger genutzt werden als vorher. Dafür sind aber eine Reihe Neue hinzugekommen.

Dr. Röhle: Es gibt aber auch ein paar offensichtliche Services, die nicht mehr genutzt werden, wie Kopierer und andere Geräte auf dem Campus. Bei diesen fällt dann natürlich die Wartung weg. Aber für die reinen IT-Angebote wäre eine um 300 Prozent erhöhte Nutzung ganz gut geschätzt.

CM: Und wie bereiten Sie sich jetzt auf das (wahrscheinlich) in Präsenz stattfindende Wintersemester 2021/22 vor?

Herr Allendörfer: Grundsätzlich würde ich sagen: Darauf müssen wir uns nicht mehr als sonst vorbereiten, weil die Situation eine ähnliche war wie vor der digitalen Lehre.

Dr. Jackmuth: (lacht) Mir graut etwas vor dem Moment, in dem alle Mitarbeiter*Innen der Universität ihre Rechner das erste Mal wieder in Betrieb nehmen. Aber Spaß beiseite: Ich erwarte schon ein deutlich erhöhtes Support-Aufkommen.

CM: Welche technischen Neuerungen bzw. Veränderungen haben in letzter Zeit stattgefunden oder sind in Arbeit?

Herr Martin: Im Zuge der Pandemie vor allem im Bereich Vorlesungsaufzeichnungen und Videokonferenzen. Das war für uns schon Neuland, und damit sind wir auch noch nicht am Ende. Außerdem denken wir immer über bessere Automatisierung nach, und im Zuge dessen auch über mehr Möglichkeiten zur Selbstverwaltung für Nutzer. Dadurch bleibt uns dann auch mehr Zeit für andere Projekte.

Herr Allendörfer: Um ein paar Namen von Neuerungen der letzten Zeit zu nennen: da wäre die Einführung des neuen JGU LMS, die ein Semester früher als geplant stattfand, genau wie BigBlueButton im Mai letzten Jahres.

Dr. Röhle: Bei uns im E-Learning-Bereich gab es außerdem ein großes Update von ILIAS kurz vor der Schließung der Universität, und zusätzlich wurden Elemente für Take-Home-Prüfungen "“on the fly" hinzugefügt.

CM: Bleibt bei diesem Pensum eigentlich noch Zeit für Forschung am ZDV?

Herr Allendörfer: Ja, das ZDV hat einen eigenen Bereich, der explizit nur Forschung betreibt. Die findet auch weiterhin statt, weil sie relativ abgekoppelt vom normalen Betrieb aufgestellt ist. Die Arbeitsgruppe von Professor Dr. André Brinkmann, „Efficient Computing and Storage“, forscht und publiziert zu verschiedenen Themen in der Bereichen High Performance Computing (Hochleistungsrechnen). Da wäre z.B. das aktuelle ADMIRE-Projekt zu nennen. Das ZDV beteiligt sich dabei an der Entwicklung eines adaptiven Speichersystems für Hochleistungsrechner.

Gefahrenabwehr und Wissenslücken bei Studierenden

CM: Wir haben vor Kurzem über Phishing-Angriffe an der JGU berichtet. Welche weiteren Gefährdungen gibt es für das Uni-Netzwerk?

Herr Allendörfer: Generell sind knapp 90 Prozent der Mails, die an die Uni kommen, als Threat-Messages klassifiziert, also nicht nur Spam- und Phishing-Mails, sondern auch welche mit Viren, gefälschten Absendern oder gefährlichen URLs.

Dr. Jackmuth: Wobei da anzumerken wäre, dass das eine relativ normale Verteilung ist. Ein Großteil der weltweit verschickten Mails ist unseriös.

Herr Martin: Und zu weiteren Gefährdungen: Die sind vergleichbar mit denen, die Nutzer zu Hause auch haben. Sobald man das Haus verlässt, setzt man sich den Gefahren des Straßenverkehrs aus; genauso setzt man sich den Gefahren des Internets aus, wenn man ein Gerät damit verbindet. Das gilt auch für die Universität. Nur sind bei uns viele Geräte miteinander verbunden und Gefährdungen im Forschungsbereich haben eine größere Relevanz. Deshalb müssen regelmäßig Security-Patches eingespielt werden, damit man möglichst gut gegen solche Angriffe gewappnet ist.

Herr Allendörfer: Um nochmal auf Ihre Frageformulierung einzugehen: Eigentlich ist es nicht das Uni-Netzwerk an sich, das angegriffen wird. Angegriffen werden unsere Mailserver, Webseiten oder Endgeräte der Nutzer. Das Netzwerk selbst bietet wenig Angriffsfläche und dort gibt es auch nicht viel zu holen. Interessanter für Angreifer sind Nutzerdaten, die beispielsweise für Identitätsdiebstahl und Erpressung genutzt werden. Deswegen schützen wir auch diese Daten. 

CM: Und zum Abschluss: Wie würden Sie die Digitalkompetenzen der JGU’ler:innen einschätzen und welche Rolle spielt da das ZDV?

Dr Jackmuth: Ich würde sagen: “Bitte lest zuerst die Anleitung“. Im Bereich Hotline/Beratung ist es unsere Verantwortung, die Studierenden zu den von uns angebotenen Services aufzuklären. Aber es ist ein großes Problem, dass die Infos, die wir anbieten, selten gelesen werden.

Dr Röhle: Ja, bei größeren Ankündigungen machen wir uns immer lange im Voraus Gedanken, wie wir die Informationen so kommunizieren können, dass sie die Leute erreichen und so verständlich wie möglich formuliert sind. Es ist fast egal, wo man es veröffentlicht; einen idealen Ort, wo die Infos die meisten Benutzer erreichen, gibt es leider nicht. Es wird eigentlich selten gelesen. Außerdem kann man nicht einfach davon ausgehen, dass Studenten als “digital natives“ auch bessere Digitalkompetenzen haben – wir müssen immer versuchen, unsere Benutzer bei ihrem jeweiligen Kenntnisstand abzuholen

Herr Allendörfer: Aber da muss man die Studierenden auch etwas in Schutz nehmen: Es ist nicht immer einfach, herauszufinden, wer an der Universität wofür zuständig ist, gerade, weil vieles so dezentralisiert ist. Deshalb wird gerade auch über die Einführung von Portalen zur zentralen Informationsversorgung nachgedacht.

CM: Vielen Dank für das Gespräch und die interessanten Einblicke.

 

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