Uni gewährt Einsicht in Boehringer Ingelheim-Verträge

09.07.2015
Campus-News
aw

Uni und Stiftung ermöglichen erstmals Akteneinsicht, allerdings nur für ausgewählte Journalisten. Die Zusammenarbeit zwischen der Uni Mainz und Boehringer Ingelheim bleibt undurchsichtig.

Akteneinsicht für Medienvertreter

Es bewegt sich etwas in der Debatte um die Offenlegung der Verträge zwischen der JGU und der Boehringer Ingelheim Stiftung (Campus Mainz berichtete). Vergangenen Donnerstag, am 2. Juli, gewährten die Universität und die Stiftung erstmals Einsicht in ihre Verträge.

Die Stiftung habe dazu Journalisten eingeladen, die bereits vorher zu dem Thema angefragt hätten, erklärt Kathrin Voigt, Pressereferentin der Universität.  Bei dem Termin seien auch Georg Krausch, Präsident der Uni Mainz und Claudia Walther, Geschäftsführerin der Boehringer Ingelheim Stiftung Vorort gewesen, um die Verträge zu erklären und die Fragen der Journalisten zu beantworten.

Einfluss der Stiftung

In einem Bericht der Rhein-Main-Presse heißt es über den Vertrag zu Bau und Betrieb des Instituts für Molekulare Biologie (IMB): "Bei der Durchforstung der Papiere keimen an keiner Stelle Verdachtsmomente auf."

In dem Artikel wird außerdem Krausch zitiert, der versichere, dass alle Rechte an Forschungsergebnissen bei der Universität lägen und es keine Einflussnahme von außen auf die Forschung gebe.

Die Journalisten von Spiegel online, welche ebenfalls an der Gesprächsrunde teilnehmen durften, sehen das allerdings etwas anders. In einem Artikel heißt es, die Stiftung habe zwar keine besonderen Rechte an den Forschungsergebnissen und auch kein Recht auf vorherige Zustimmung zu Studien, dennoch sicherten ihr die Verträge einen nicht unerheblichen Einfluss.

Dazu werden bei Spiegel Online verschiedene Textpassagen zitiert. Beispiel Personalauswahl: Laut Spiegel Online könne das IMB nur von Wissenschaftlern geleitet werden, mit denen die Stiftung einverstanden ist.

Auch weitere, bedeutsame organisatorische Fragen bedürften der Zustimmung der Boehringer Ingelheim Stiftung, beispielsweise wenn es um die Finanzplanung gehe. Zudem könnten die Mitglieder eines Beirates aus Fachexperten, der die Wissenschaftler am Institut berate und ihre Arbeit bewerte, nur mit Zustimmung der Stiftung eingesetzt werden.

Transparenz für Wenige

Die Angaben von Spiegel Online können leider nicht von Campus Mainz verifiziert werden, da die Verträge nur einem ausgewählten Publikum zugänglich gemacht wurden. Von offizieller Seite gab es im Vorfeld keine Information zu der Einsichtnahme vergangenen Donnerstag.

Die Verträge sind weiterhin nicht öffentlich einsehbar. In dem Bericht der Rhein-Main-Presse heißt es, die Boehringer Ingelheim Stiftung nehme ihre Ankündigung zurück, die Verträge auf ihrer Homepage zu veröffentlichen.

Kirsten Achenbach, Pressesprecherin der Stiftung, erklärt hierzu, man wolle vermeiden, dass die juristische Fachsprache des Vertrages zu Missverständnissen führe, insbesondere dann, wenn einzelne Teile losgelöst von ihrem Kontext über das Internet verbreitet würden. Das Hintergrundgespräch mit Medienvertretern vergangene Woche habe man „stellvertretend für die Öffentlichkeit“ geführt.

Auf die Frage, ob es weitere Möglichkeiten geben wird, die Dokumente einzusehen und ob dies auch für die Allgemeinheit möglich sein wird, gibt es bislang keine Antwort. Laut Achenbach verhandelten die Vertragspartner zurzeit über das weitere Vorgehen.

Auseinandersetzung um Einblick in Verträge

Hintergrund des Ganzen ist der abgewiesene Antrag einer Studentin, die wissen wollte, welche Verträge die Uni Mainz mit Boehringer Ingelheim unterhält. Dadurch kam eine Diskussion über die Offenlegung von Drittmitteln auf.

Die Boehringer Ingelheim Stiftung unterstützte beispielsweise die Errichtung und den Betrieb des IMB mit 100 Millionen Euro. An dem Institut wird in einem Bereich geforscht, in dem der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim sein Geld verdient.


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