Trash im schon schön – Das FILMZ-Festival mal anders

07.12.2016
Freizeit
jmw & ck

Bei der sogenannten Gong-Show bekam jenes Subgenre seine große Bühne, welches sonst auf dem Festival des deutschen Kinos keine Chance hat: der Trashfilm. Eine vierköpfige Jury hat zum vierten Mal im Mainzer Club schon schön den besten “schlechtesten“ Film gekürt.

“Her mit dem Trash!“ – Das ist das Motto der Gong-Show, die im Rahmen des FILMZ-Festival stattfindet. Während auf den restlichen Veranstaltungen die eher anspruchsvolleren Filme laufen, stand am Mittwoch, 23. November, im schon schön alles unter dem Motto Trash. Je mehr, desto besser!

Das Prinzip: Jeder mit einem Film von höchstens zehn Minuten und dem Mut, Jury und Publikum gegenüberzutreten, darf einen Film einreichen. Ist dieser allerdings zu langweilig oder noch schlimmer - zu intellektuell - läuft er Gefahr, ausgegongt zu werden. Die verbleibenden Filme werden von jedem der vier Jurymitglieder auf einer Punktskala von eins bis zehn bewertet. Der Gewinner bekommt am Ende nicht nur 50 Euro, sondern auch die selbstgebastelte “Goldene exground-FILMZ-Gurke“.

Was ist eigentlich trash?

Trash ist Müll und Müll ist schlecht! Aber teilweise so schlecht, dass er schon wieder gut ist! Die billige Machart, die platten Dialoge und die miesen Spezialeffekte sind allesamt Attribute, die einen Trashfilm ausmachen und die der wahre Kenner wertzuschätzen weiß. Doch nicht viele Filmemacher fühlen sich vom zweifelhaften Ruf dieses Genre angesprochen.

Nur sechs Filme wurden dieses Jahr eingereicht. Um seinen Film bei der Gong-Show anzumelden und diesem somit selbst den Stempel “Trash“ aufzudrücken, gehört wohl eine gesunde Portion Selbstbewusstsein und -ironie dazu. Dem Spaß, den die diesjährigen Teilnehmer und vor allem das Publikum bei der Vorführung haben, tut dies jedoch keinen Abbruch!

Gleich zu Beginn läuft der Nachfolger des Gewinnerfilms vom vorigen Jahr: “Buddy Boner“. Buddy ist ein giftgrünes Skelett, das mithilfe von Stop-Motion zum Leben erweckt wird. Sehr zum Vergnügen des Publikums konsumiert er auch dieses Mal wieder mehr oder weniger illegale Substanzen und landet sogar auf der Polizeistation. Das ist Trash in Reinform und wird mit einer entsprechend hohen Punktzahl honoriert.

Der Gewinnerfilm

Nur ein Film kann das noch toppen: “MFB“- Mann Fahrrad Bier. Wie der Titel vielleicht schon verrät, trifft hier Mann auf Fahrrad. Das Besondere: Der Mann kommt, seinem Outfit nach zu urteilen, aus der Steinzeit und hat keine Ahnung, für was dieses Fahrrad gut sein soll. Nach intensiver Untersuchung (auch sexueller Natur) entdeckt der Protagonist endlich die Funktion des Drahtesels, nämlich als Flaschenöffner. Umgedreht auf dem Sattel liegend lässt sich nämlich das Vorderrad so schnell drehen, dass die Speichen den Deckel einer Bierflasche lösen können.

Der Film überzeugt vor allem durch die schauspielerische Leistung des Steinzeitmannes, die ist nämlich alles andere als schlecht. Dieser wird gespielt von Pascal Rudolf, der gleichzeitig auch als Regisseur von MFB mitgewirkt hat. Sein außergewöhnlich ausdrucksstarkes Schauspieltalent stellt er dann in gleich zwei weiteren Filmen unter Beweis.

Der Saal ist von ihm begeistert. Und auch die Jury kommt zum treffenden Urteil: Der Mainzer Jack Black wurde gefunden! Leider ist er an dem Abend nicht persönlich vor Ort, um seinem Sieg und seiner Umtaufung beizuwohnen. Wahrscheinlich dreht er schon an seinem nächsten Trashfilm, den er dann hoffentlich nächstes Jahr wieder einreicht. Uns würde es freuen.

Die Gong-Show kommt eigentlich aus Wiesbaden vom exground-Filmfest und hat dort seit Jahren Kultstatus. Im Rahmen des FILMZ Festival wird die Gong-Show nun seit 2013 auch in Mainz veranstaltet. Egal ob Filmfan oder einfach nur auf der Suche nach einem guten Abend – der Wettbewerb ist für alle, die sich selbst nicht so ernst nehmen und jene Filme zelebrieren wollen, die sonst keine Plattform bekommen. Anschließend kann man im schon schön noch das Tanzbein schwingen. Damit sich die Veranstaltung auf unserer Rheinseite noch besser etablieren kann, wäre es toll, wenn beim nächsten Mal mehr Filme eingereicht werden.

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