Theaterkritik | Im Salzkammergut kann man gut lustig sein?

18.01.2018
Freizeit
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Russische Agenten, Slapstick und ein Hauch Star Wars – in der Idylle Oberösterreichs zur Kaiserzeit: Das "Weiße Rössl" bekommt in der Inszenierung von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann einen neuen Anstrich.

Wenn man das Theater zur Aufführung des Weißen Rössls betritt, tut man dies in der Annahme, dass man die nächsten drei Stunden eine seichte, unterhaltsame Operette zu sehen bekommt. Das ist zunächst einmal auch der Fall: der Zahlkellner Leopold schaut der Wirtin Josepha hinterher, die will aber eher etwas von dem Berliner Anwalt Dr. Erich Siedler. Und dann kommt da noch der Gegner von Siedlers Klienten, Wilhelm Giesecke und dessen Tochter Ottilie, im Salzkammergut an – das typische schnulzige Hin und Her einer Schlageroperette eben.

Aber der erste Eindruck täuscht wie so oft. Unter den Kurgästen befinden sich ein paar sonderbare Gestalten, die während der Choreographien ihr Agenten-Unwesen treiben und auch die Rössl-Wirtin scheint nicht nur die selbstbewusste, sture Österreicherin von Nebenan zu sein, da ihr Gasthaus einige besondere Räumlichkeiten versteckt. Das Ganze wird sogar so weit getrieben, dass es scheinbar zu einem Mord kommt. Dazu ertönt der "Imperial March" aus Star Wars aus dem Orchestergraben. 

Moderne Inszenierung mit Tiefgang

Diese Szenen wirken im ersten Moment irritierend, regen aber dadurch zum Nachdenken an: In Jordans und Koppelmanns Inszenierung wird die Geschichte des Kalten Krieges aufgegriffen und das soll auch dem Zuschauer deutlich vermittelt werden. Das Rössl wird zu einem Stück, das nun nicht mehr nur für die Unterhaltung des Publikums sorgt, sondern auch einen tieferen, politischen Sinn bekommt.

Seinen Witz verliert das Rössl dadurch aber nicht, er verändert sich nur. Das liegt unter anderem auch daran, dass sich im Spiel von Leopold und vor allem seinem Gehilfen Piccolo leichte Elemente des Slapsticks finden lassen. Auch der heitere Schlagabtausch zwischen dem Zahlkellner und seiner Wirtin, welcher sich durch das ganze Stück zieht, geben dem Ganzen den nötigen Humor, um die Hintergrundhandlungen auszugleichen.

Auch wenn sich das Rössl hier von einem Unterhaltungsstück zu einem politischen Stück wandelt, lohnt sich der Theaterbesuch. Allerdings könnte das Theaterstück auch ohne diesen neuen Ernst auskommen, denn am Ende handelt es sich doch immer noch um eine Schlageroperette, die vor allem unterhalten soll.

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