Studium mit Ausbildung

14.07.2015
Studium
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Abitur ist meistens die Voraussetzung für ein Studium an der Universität und ist somit für viele Schülerinnen und Schüler das Endziel ihres schulischen Werdegangs. Dabei kann auch eine Ausbildung und genug Berufserfahrung im Ausbildungsbereich für einen Studiums Einstieg reichen. Aber wie sieht das Prozedere dann aus?

 

Inzwischen ist es möglich an deutschen Hochschulen ohne Abitur zu studieren. Wer eine Berufsausbildung abgeschlossen hat und Erfahrung im Job nachweisen kann oder hochqualifizierte Berufsbildungsabschlüsse wie den Meister oder Fachwirt vorlegen kann, qualifiziert sich für ein Studium an deutschen Hochschulen unter anderem auch an der JGU.

Abitur: eine Voraussetzung, kein Muss

Es gibt unterschiedliche Wege des Hochschulzugangs ohne Abitur. Lisa (28) und Frances (30) sind Studentinnen der JGU Mainz, die sich beide auf unterschiedliche Art über den beruflichen Werdegang für ein Studium an der JGU qualifiziert haben.

Lisa (28) studiert an der JGU Mainz Theaterwissenschaft (HF) und Buchwissenschaft (NF) ohne das Abitur absolviert zu haben. Im Gespräch mit der Campus Mainz Redaktion erzählt Lisa, dass es viele Wege gibt um an die Uni zu kommen. Nach der Mittleren Reife entschied sich Lisa für eine Ausbildung zur Industriekauffrau.

Nach Abschluss der Ausbildung besuchte sie die Abendschule, um sich zur Handelsfachwirtin weiterbilden zu lassen. Durch den erfolgreichen Abschluss zur Handelsfachwirtin bekam Lisa an der JGU die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung ausgestellt und konnte sich für ein Studienfach ihrer Wahl bewerben.

Studium ohne Abitur

Qualifizierte Berufstätige können eine unmittelbare fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung erwerben, womit sie sich für ein fachgebundenes Studium bewerben dürfen. Also für ein Studium das eine inhaltliche Nähe zur absolvierten Ausbildung enthält. Die berufliche Ausbildung muss mindestens mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 2,5 abgeschlossen worden sein. Der Nachweis erfolgt über das Zeugnis der Berufsausbildungsabschlussprüfung sowie des Abschlusszeugnisses der Berufsschule.

Zudem muss eine mindestens zweijährige berufliche Tätigkeit nach Abschluss der Berufsausbildung vorgelegt werden. Unter diesen Voraussetzungen erhalten die Bewerberinnen und Bewerber qualifizierter Berufstätiger den Zugang zum Universitätsstudium in Form der fachgebundenen Hochschulzugangsberechtigung.

Mit der erworbenen Meisterqualifikation erhält man an der JGU Mainz die unmittelbare allgemeine Hochschulzugangsberechtigung. Der Abschluss einer meisteräquivalenten Fortbildung ist staatlich anerkannt und gilt daher als eine höhere berufliche Qualifikation. Bewerber dieser Art qualifizieren sich somit für ein Studium jeglicher Art, ein Zusammenhang zwischen Ausbildung und Studium muss nicht bestehen.

Erst arbeiten, dann studieren

Frances studiert an der JGU Mainz Erziehungswissenschaft (HF) und Kulturanthropologie (NF). Sie hat sich nach Abschluss der Mittleren Reife zur Erzieherin ausbilden lassen und ist nach Ausbildungsende weitere zehn Jahre ihrem Beruf treu geblieben. „Der Beruf als Erzieherin ist für mich eine Herzensangelegenheit, aber die Arbeitsbedingungen sind hart und das konnte ich nicht mehr mitmachen“.

Frances dachte zunächst an eine Fortbildung, merkte aber schon während einer Recherche über die Einstiegsvoraussetzungen im Bereich der Fachberatung, dass ein akademischer Abschluss nötig sei, um ihr Berufsziel zu erreichen. Die Schulbank mit 30 Jahren noch einmal zu drücken, kam für sie eigentlich nicht in Frage. Sie hatte Selbstzweifel und war schon zu Schulzeiten nicht besonders motiviert. Daher stellte sie sich die Frage ob sie es durchziehen könnte, drei Jahre zu studieren.

Gemeinsam mit einer Freundin ließ sich Frances schlussendlich bei der Studienfachberatung der JGU über das Studienfach Erziehungswissenschaft informieren. Überzeugt vom Gespräch und mit Rückhalt von Familie und Freunden erwarb sie ihre allgemeine Hochschulzugangsberechtigung und bewarb sich für ein Studium im Bereich der Erziehungswissenschaft.

Studium und Beruf: Zwei unterschiedliche Leben

Inklusive Ausbildung bringt Lisa acht Jahre Berufserfahrung mit. Das Studieren ist für sie keine Umstellung gewesen, aber das Leben als Studentin. „Früher habe ich eine 40 Stunden Woche gehabt, heute lege ich mir meine Stundenwoche selbst zurecht.“

Frances erzählt wie sie von ihren Kommilitonen als Mutti bezeichnet wird, wenn es darum geht sich mal einen Rat einzuholen über die Welt der Erzieherinnen und Erzieher. „Ich wurde von meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen sehr gut aufgenommen und fühle mich total wohl an der JGU Mainz.

Die Angst es nicht zu packen, habe ich nicht mehr. Natürlich ist es anfangs schwer gewesen von einem praxisorientierten in den theorieorientierten Alltag zu wechseln, lernen Hausarbeiten zu schreiben und in den Lernfluss zu kommen, aber daran habe ich mich schnell gewöhnt.“

Erst Bachelor, dann Master?

Seit eineinhalb Jahren studiert Lisa bereits in Mainz. Die Stadt, der Campus und das Leben hier gefallen ihr gut. Ob sie noch einen Master anhängen möchte, weiß sie noch nicht, auf die Frage antwortet sie wie es fast jede Studentin tun würde: „Ich studiere jetzt erstmal und dann mal gucken was sich ergibt“.

Für Frances kommt ein Master nicht mehr in Frage, sie möchte nach ihrem Bachelor im Bereich Fachberatung für Kindertagesstätten tätig werden. Und ihren geliebten Beruf auf einer anderen Ebene fortsetzen.

 

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