Studierende bleiben von der Anwesenheitspflicht in Vorlesungen befreit

19.01.2015
Campus-News, Studium
sw

Bei Vorlesungen besteht an der Johannes Gutenberg-Universität keine Anwesenheitspflicht. Doch nicht jeder hält sich daran. Bei Verstößen kann man sich jetzt beim AStA melden.

In zehn Bundesländern, darunter auch Rheinland-Pfalz, dürfen die Hochschulen selbst entscheiden, ob für die Studierenden Anwesenheitspflicht in den Lehrveranstaltungen besteht. Hier in Mainz ist es recht einfach: In den Vorlesungen darf laut §5 der Prüfungsordnungen keine Anwesenheit kontrolliert werden. In allen anderen Veranstaltungen, wie Seminare, Tutorien oder Übungen ist die Anwesenheit in der Regel eine Voraussetzung zum Bestehen des Kurses. 

Nicht jeder hält sich daran

Doch nicht alle Dozenten oder Professoren halten sich daran. Manche lassen trotzdem Listen herumgehen, in die sich anwesende Studierende während einer Vorlesung eintragen müssen. Andere geben zum Beispiel das Passwort für die Vorlesungsfolien nur heraus, wenn man anwesend ist, oder stellen nur unvollständige Folien bereit, die in der Vorlesung ergänzt werden müssen. 

Möglichkeiten der Studierenden

Laut Viezepräsidentin Dr. Dreyer sollen Studierende dann die Lehrenden in einem ersten Schritt auf die entsprechenden Passagen der Prüfungsordnung hinweisen. Falls dies nicht genügt, könne man den Dekan des entsprechenden Fachbereichs ansprechen. Außerdem kann man ein Formular des AStA-Missstandsmelder ausfüllen, um so auf entsprechende Dozenten aufmerksam zu machen. 

Sicht der Lehrenden

Wir haben Juniorprof. Dr. Reinecke gefragt, wie er zur Anwesenheitspflicht in Vorlesungen steht. Die Idee, die mit dem Aufheben der Anwesenheitspflicht verbunden sei, nämlich selbstbestimmte Studienbedingungen zu ermöglichen, unterstütze er. Allerdings könne es auch Probleme geben, wenn Vorlesungen nicht besucht werden, denn der dort vermittelte Stoff muss ja dann durch Selbststudium gelernt werden. „Wenn dieses Selbststudium nicht passiert, entstehen Wissenslücken und das sind durchaus Dinge, die wir im Bachelorstudium sehen“, so Reinecke. In Seminaren und gerade bei Hausarbeiten stelle sich so häufig der Eindruck ein, dass Wissen fehlt, welches in den Vorlesungen vermittelt wurde. 

„Ich würde mir wünschen, dass Vorlesungen wieder ein besseres Image bekommen würden und dass Studierende sich den Wert von Vorlesungen wieder stärker vor Augen führen, auch wenn man durch das Wegfallen der Anwesenheitspflicht eine größere Flexibilität hat.“ 

Probleme an anderen Unis 

Auch an anderen Universitäten gibt es diesbezüglich Streit zwischen Studierenden und Lehrenden. So sind an der Uni Münster schon 270 Beschwerden beim „Anwesenheitsmelder“ des dortigen AStA eingegangen. An der Ruhr-Uni Bochum haben laut eines Professors schon mehrere Kollegen E-Mails erhalten in denen ihnen gesetzwidriges Handeln vorgeworfen werde. 

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