Studieren mit Kind | Mama auf Studienfahrt

29.07.2017
Studium, Studieren mit Kind
Bettina

Was machen Eltern mit ihren Kindern, wenn sie im Studium an Exkursionen teilnehmen? Bettina erzählt, warum Studienfahrten eine Herausforderung für sie sind und warum sie sich besonders auf die nächste Exkursion freut.

In meinem Studiengang Kunstgeschichte gibt es einen praxisorientierten Teil, in dem ich neben Übungen am Original auch sechs Exkursionstage einbringen muss. In jedem Semester werden ganz unterschiedliche Exkursionen angeboten. Es gibt die, bei denen man eine einzelne Ausstellung besucht oder solche, bei denen man durch eine Stadt läuft und die Denkmäler bespricht. Manche Fahrten dauern drei Tage oder sogar fünf, andere nur einen Tag.

Exkursionen: Herausforderung für die Betreuungssituation

Die Exkursionstage sind für mich immer wieder eine neue Herausforderung, obwohl ich sie als solche liebe. Es ist einfach großartig, sich vor Ort die Objekte und Kunstwerke anzuschauen und mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen.

Die Schwierigkeit bei solchen Veranstaltungen ist, dass die Exkursionszeiten nicht deckungsgleich mit den Betreuungszeiten meiner Kinder sind. Mein großer Sohn wird in der Regel um 14.30 Uhr vom Kindergarten abgeholt. Wie sieht seine Betreuung also aus, bis ich von der Exkursion nach Hause komme? In den seltensten Fällen hat mein Freund die Möglichkeit, einen halben Urlaubstag zu nehmen. An diesen Tagen wird also jedes Mal eine neue Lösung gesucht – meistens in Form unserer Eltern, die die Kinder den gesamten Tag betreuen. Für mich heißt das im Klartext, dass ich am selben Tag oder einen Tag zuvor die Kinder bei meinen Eltern abgebe und viele endlose Stunden im Zug verbringe. Was tut man nicht alles für seine Creditpoints!

Status Quo: Drei von Sechs

Zu Beginn des Studiums macht man sich noch keinen Stress wegen der sechs Exkursionstage. Man ist davon überzeugt, dass man diese schon irgendwie zusammen bekommt. So habe ich bis zum heutigen Zeitpunkt drei Creditpoints gesammelt. Ich bin davon ausgegangen, dass ich mich ganz geschickt anstelle, wenn ich mir Exkursionen aussuche, die nur an einem Tag und in unserer Region stattfinden. Die Entscheidung fiel also weniger aufgrund der Themen, als wegen der Organisation, die dahinter steckte. Anton verbrachte an diesen Tagen eine wundervolle Zeit bei Oma und Opa, ich hielt meine Referate, stand stundenlang vor Objekten und Bildern und sammelte so Punkt für Punkt.

Einige Semester nach meinem Studienstart sieht die Situation etwas anders aus. Mit Baby, Kindergartenkind und der Bachelorarbeit in absehbarer Reichweite möchte ich endlich auch die letzten drei Exkursionstage erbringen. In diesem Semester habe ich folgende Möglichkeiten: Entweder ich entscheide mich wieder für meine bisherige Strategie und sammle Tag für Tag, habe dadurch zwar mehr Abwechslung, doch das bedeutet gleichzeitig auch, dass ich drei Referate vorbereiten muss und drei Mal den Orga-Aufwand habe.

Eine dreitägige Exkursion mit oder ohne Kind

Und dann gibt es noch eine weitere Möglichkeit: Ich nehme an einer dreitägigen Exkursion teil. Diese hat viele Vorteile. Das Ziel – die Documenta 14 – ist großartig. Eigentlich wäre das schon Grund genug, um mitzumachen. Aber es geht noch weiter. Die Dozenten sind super, ich könnte mir vorstellen, dass ich bei ihnen meine Bachelorarbeit schreibe und so eine Exkursion sollte ja genügend Möglichkeiten bieten, ins Gespräch zu kommen. Ich wollte dieses Jahr sowieso nach Kassel und würde so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Statt drei Referaten müsste ich nur eines halten und könnte so das Praxismodul im Sommersemester endlich abschließen.

Es gibt jedoch ein "Aber". Ein ganz entscheidendes. Mein Baby. Mein elf Monate altes Baby wird zur Zeit nachts gestillt und braucht mich sehr als Bezugsperson. Für mich persönlich kommt strategisches Abstillen für diese Reise nicht in Frage und so überlege ich wochenlang, ob ich nun auf die Exkursion mitfahren kann oder nicht.

Kann ich es darauf anlegen und meine beiden Söhne für zwei Nächte bei ihrem Vater oder bei Oma und Opa lassen? Bei Anton mache ich mir überhaupt keine Sorgen, der hat schon häufig Urlaub bei den Großeltern gemacht, doch Paul ist noch so klein und war noch nie mehr als fünf Stunden von mir getrennt. Uns gingen unzählige Überlegungen durch den Kopf und mit vielen Optionen konfrontierten wir unsere Eltern. Diese standen völlig hinter mir und boten uns ihre Hilfe an. 

Wie geht's weiter?

Knapp vier Wochen vor der Exkursion weiß ich immer noch nicht, wie es genau laufen wird, ich weiß nur, dass ich nach Kassel fahren werde. Stillt sich Paul vielleicht in den nächsten vier Wochen nachts selbst ab, wird dadurch eigenständiger und wir wagen es, ihn zu Hause zu lassen? Oder nehme ich meine Mutter und Paul mit nach Kassel und wir übernachten in einer Ferienwohnung, die ich bereits gebucht habe? Ich bin für beide Optionen gewappnet und bin einfach sehr froh, dass sich mein großer Wunsch erfüllt, für ein paar Tage auf die Documenta 14 zu fahren.

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