Studienabbruch und dann?

03.12.2015
Studium
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Neustart statt Ratlosigkeit - „Ich habe schnell gemerkt, dass es nichts ist, aber ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte“, sagt Jule Maurer. Viele Studierende empfinden dasselbe, wenn die Studienwahl falsch war. Hier verschafft auch die Universität Abhilfe.

Zahlen und Gründe steigen weiter

Immer mehr Studentinnen und Studenten brechen ihr Studium ab. Laut der Publikationsreihe Forum Hochschule ist die Studienabbruchsquote in den vergangenen Jahren deutschlandweit auf 33 Prozent gestiegen. Darunter auch Jule Maurer, die sich dazu entschied, ihre Fächer Soziologie und Publizistik an der JGU nach kurzer Zeit abzubrechen. Sie habe schnell gemerkt, dass sie ihre Zeit verschwende. Nach dem Abitur wälzte sie das Studienbuch in der Hoffnung, das Richtige zu finden: "Ich habe mit 17 Abi gemacht und konnte mich nicht recht entscheiden, also entschied ich spontan".  

Bei Unsicherheit ist es vor allem wichtig, für Entlastung zu sorgen, sei es bei der Familie oder in Beratungsstellen, um einen Lösungsweg anzustreben. Jules erste Anlaufstelle war ihre Familie, die hinter ihr stand. Aber "tatsächlich ist die Universität durchaus auch zuständig für Studienabbrecher, das heißt, auch wir sind erste Anlaufstelle, unter anderem die Zentrale Studienberatung und der Career Service", sagt Magdalena Palka vom Career Service.

Gründe für den Abbruch bei Jule gab es zahlreiche. Vor allem der enorme theoretische Anteil missfiel ihr. Es gab aber auch andere Ursachen, wie das Pendeln, das sie täglich in Kauf nahm. Grundsätzlich haben Studierende, die mit ihrem Studium hadern, mehrere Gründe. Oft sind sie unzufrieden mit den Bedingungen des Fachs, der Hochschule oder der Theorielastigkeit. Auch äußere Faktoren wie überfüllte Hörsäle, hohe Anonymität und Finanzielles spielen eine Rolle. 

Hilfe finden an der JGU?

Hilfe findest du also auch bei der JGU selbst, vor allem in den Sprechstunden der Zentralen Studienberatung, in welcher du individuell unterstützt wirst. "Es gibt sehr unterschiedliche Phasen während des Studienabbruchs, wenn man den Studienabbruch als eine Entscheidungssituation im Leben sieht", erklärt Frau Palka. Deshalb versucht man ohne zu drängen ergebnisoffen und lösungsorientiert zu beraten.  

Oft haben Studierende "den Atem verloren, das Ziel verloren und wissen nicht mehr wie sie zum Abschluss kommen sollen und sehen keine Perspektive nach dem Abschluss". Auch Jule Maurer entmutigte es, vor Augen geführt zu bekommen, dass manche ihrer Bekannten keinen Job fanden. Auch der Klassiker des verlorenen Prüfungsanspruchs wird in Beratungen thematisiert. "Grundsätzlich sehen wir uns von der Zentralen Studienberatung und vom Career Service auch zuständig für jemanden, der nicht mehr immatrikuliert ist."

Workshop Studienabbruch oder nicht?

Außerdem bietet der Career Service einmal im Semester einen Workshop an. Dieser wurde zusammen mit der Agentur für Arbeit konzipiert. Er ist aufgebaut in Gruppen- und Einzelgespräche, welche vertraulich stattfinden. Dabei arbeiten die zwei Beraterinnen, Frau Alsfeld und Frau Palka, mit den Studentinnen und Studenten intensiv an einer individuellen Lösung.

"Wir gucken nach Stärken, wir gucken nach Fähigkeiten, wir gucken nach dem Profil, nach dem was die Studierenden mitbringen, wo sie sich gerade befinden und entwickeln gemeinsam mit den anderen Teilnehmern neue berufliche Perspektiven".

Weitere Angebote – von denen viele nichts wissen

Zusätzlich bietet die Uni Mainz seit 2015 zusammen mit der FH Mainz, der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer Rheinhessen einen Infoabend an, bei welchem man anonym über Chancen und Zukunftsmöglichkeiten Informationen einholen kann.

Die Angebote sind vor allem bedarfsorientiert und sollen an den Interessen der Betroffenen anknüpfen, jedoch muss auch die Universität zuerst versuchen, die Unwissenheit der Betroffenen über Beratung und Programme zu beseitigen. "Wir arbeiten daran, den Career Service publik zu machen und auch den Workshop immer bekannter zu machen."

Diese Unkenntnis führe dazu, dass viele Studierende und Studienabbrecher wie Jule dies alles nicht wahrnehmen können und daher letztlich doch mit ihren Problemen alleine sind. Sie wunderte sich über die Reaktion der Uni und war enttäuscht, da diese auch nicht auf die Angebote hinwies als sie sich über die Exmatrikulation informierte. Damals sagte man ihr nur, wie der Prozess ablaufe. Erwartet hatte sie zwar nichts Konkretes, aber auf allgemeine Unterstützung, Nachfragen oder Hilfe bezüglich Alternativen für die Zeit nach dem Abbruch hoffte sie. 

Doch zu wenig Praxis? Perspektiven neben dem Uni-System 

Es bieten sich viele Chancen in eine neue berufliche Zukunft zu starten. Nicht nur Fach- und Hochschulwechsel, sondern auch duale Studiengänge an Berufsakademien, stellen Alternativen dar. Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien bieten vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Sozialwesen und Technik einen Mix an Berufspraxis und Studium.

Weiter gibt es etliche betriebliche Berufsausbildungen, beispielsweise im kaufmännischen oder medienorientierten Bereich. Auch Sonderausbildungen in der Wirtschaft beinhalten ein sehr praxisbezogenes Lernen. Die JGU selbst bietet ein breites Ausbildungsangebot im handwerklichen, gewerblich-industriellen sowie im Verwaltungs- und Dienstleistungssektor an.

"Wenn man weiß, wo es hingehen soll, muss man sich nur noch durchbeißen", gibt Jule Maurer anderen Studierenden und Studienabbrechern mit auf den Weg. Daher sollten Fehler bei der Studienwahl nicht verängstigen. Auch Jule habe es zweimal versucht und noch keinen optimalen Weg gefunden. Anfangs sei sie sauer auf sich selbst gewesen, aber das seien Erfahrungen, sagt sie. 

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