Strahlende Überreste auf dem Campus

22.05.2023
Studium
mma

Im Zentrum des JGU Campus steht ein verfallendes Gebäude, das einstige Haupthaus der alten Kernchemie. 1959 erbaut, sollte das Gebäude bis 2020 abgerissen werden, doch der Abriss gestaltet sich als schwierig.

Zugenagelte Türen und Fenster, so steht M-Haupt, das Haupthaus der alten Kernchemie, in der Mitte des Campus. Einst forschte dort Fritz Straßmann, der 1938 mit Otto Hahn die Kernspaltung entdeckte, doch nun steht das Gebäude seit Jahren leer und verkommt. Bereits 1985 war das Max-Planck-Institut (MPI) in modernere Gebäude umgezogen.

Der Abriss soll Platz für eine Neue Mitte auf dem Campus schaffen, eventuell könnte dort einmal eine neue Zentralbibliothek entstehen. Aufgrund der Vergangenheit des Gebäudes gestaltet sich der Abriss jedoch als schwierig.

Was verzögert den Abriss?

Jahrelang wurde im Gebäude mit radioaktivem Material gearbeitet, welches seine Spuren hinterlassen hat. Die Vielzahl der Radionuklide, so der Landesbetrieb LBB, müssten entsprechend ihrer radiologischen Eigenschaften und nach dem Strahlenschutzrecht behandelt und entsorgt werden.

Die Schwierigkeit liege hierbei nicht etwa darin, Forschungsapparate oder strahlende Untersuchungsobjekte zu entsorgen. Es seien vielmehr kontaminierte Oberflächen und Bauteile der Gebäudestruktur (Wandanstriche, Putzschichten, Fußböden, Mauerschichten usw.), die entfernt und für den Abtransport behandelt werden müssen. All das müsse unter strengen strahlenschutzrechtlichen Vorkehrungen für die Arbeitenden und die Umgebung passieren, welche sehr umfangreich sind.

Gibt es bereits einen Termin für den Abriss?

Bisher gibt es noch keinen Termin für den Abriss des Gebäudes. Der Landesbetrieb LBB hat 2019 eine Arbeitsgemeinschaft (ARG), bestehend aus entsprechenden Fachfirmen, für die Planung und die Ausführung des Rückbaus des Gebäudes beauftragt.

Diese ARG habe tatsächlich bereits ein Rückbau- und Entsorgungskonzept erarbeitet, das aus verschiedenen Dokumenten und Arbeitsanweisungen besteht. Dieses Konzept benötige noch eine Genehmigung der zuständigen atomrechtlichen Aufsichts- und Genehmigungsbehörde. In Rheinland-Pfalz ist das das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität. Daher konnte auf Nachfrage der Redaktion von campus-mainz.net noch kein verbindlicher Starttermin für die Rückbauarbeiten genannt werden.

Stellen die Überreste eine Gefahr für vorbeilaufende Studierende dar?

Nein. Die Radioaktivität im Gebäude liegt in gebundener Form vor, d.h. die Strahlung kann nicht nach außen dringen und stellt daher keinerlei Gefahr für vorbeilaufende Studierende dar. Außerdem werden der Rückbau und die Entsorgung nach Vorgabe des Strahlenschutzes und des kerntechnischen Regelwerks vorbereitet. Ähnliche Arbeiten konnten in der Vergangenheit bereits sicher und erfolgreich abgeschlossen werden.

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!