Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz darf sich dieses Jahr unter anderem im Ranking des Center for Science and Technology Studies (CWTS) der Uni Leiden in den Niederlanden über gute Platzierungen in den Geistes- und Naturwissenschaften freuen. Das niederländische Ranking vergleicht alljährlich 750 Universitäten weltweit und analysiert hierbei, wie häufig von besagten Unis veröffentlichte Werke im Zeitraum von drei Jahren zitiert wurden.
Wie sich im Laufe der Recherche für diesen Artikel jedoch herausstellte, ist die Publikationsstärke bestimmter Fachbereiche aber offensichtlich ein Thema, mit dem sich die wenigsten Studierenden explizit auseinandersetzen. Dementsprechend schwer fiel es den Befragten, das Ergebnis ihrer Fächer zu bewerten. Ein weiteres, für Studis relevantes Hochschulranking aus Deutschland ist das des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), das sich mit der Qualität der Lehre an verschiedenen Unis befasst und vor allem aufgrund seines Ampelsystems Bekanntheit erlangt hat.
An diesen und anderen Hochschulbewertungen kommt seit einiger Zeit jedoch immer mehr Kritik an den Methoden der Ranking-Agenturen auf. Häufig wird angeführt, die untersuchten Kennzahlen (Studentenzahl pro Professor, Publikationszahl pro Jahr etc.) seien zu pauschalisiert, was zu methodischen Mängeln und ungerechtfertigten Bewertungen führe.
Doch ist das wirklich so? Was halten diejenigen von den Rankings, die sich in ebendiesem Moment mit der Campus-Realität konfrontiert sehen? Acht Studierende verschiedener Fächer standen Campus Mainz zur Ergründung dieser Frage Rede und Antwort.
"Rankings können durchaus eine Hilfe sein", ist Felix, ein Student der Medizin, überzeugt. "Aber die Tatsache, dass das Ranking gut ausfällt, heißt für eine Uni nicht gleichzeitig, dass auch die Uni gut ist. Ich würde mir immer ein eigenes Bild von einer Uni machen und nicht nur auf die Rankings schauen."
Ähnlich kritisch äußert sich Felix‘ Kommilitone Peter zu dem Thema: "Die Daten, die in solchen Rankings analysiert werden, sagen natürlich viel über die Lehre und Forschung an einer Universität aus. Aber wenig über die Lernatmosphäre oder die Ausstattung eines Fachbereichs. Die Informationen aus den Rankings sagen also mehr über das Potential einer Uni aus als über die Realität."
Carolin, eine Studentin der Buchwissenschaft, hat eine geteilte Meinung zu Hochschulbewertungen. "Um einen Überblick darüber zu bekommen, wie aktiv oder groß eine Uni ist, sind Rankings sehr sinnvoll", sagt sie. "Trotzdem sehe ich Rankings eher kritisch." Zu analysieren, wie oft Publikationen von Universitäten pro Jahr zitiert werden, wie es beispielsweise beim CWTS-Ranking geschieht, repräsentiere auf keinen Fall die Qualität einer Uni, sondern zeige nur, "dass offenbar veröffentlicht wird, was eine große Bandbreite an Leuten anspricht, aber nicht unbedingt spezialisierter oder besser sein muss als das, was an anderen Universitäten veröffentlicht wird."
Lena, die ebenfalls Buchwissenschaft studiert, zweifelt besonders an der Relevanz von Rankings, die sich allein mit der Publikationsstärke einer Universität beschäftigen, für Studierende: "Vor allem in Rankings wie dem der Uni Leiden scheint es mehr um die Forschung als die Lehre zu gehen. Immerhin wird nur berücksichtigt, wie oft bestimmte Texte von anderen zitiert werden. Das sagt nicht viel über die Lehre an einer Uni aus, was aber wohl für uns Studenten zunächst relevanter ist."
Die Jura-Studentin Kira äußert sich im Gegensatz zu den meisten anderen Studis positiv zum Thema Ranking. Vor allem vor Beginn ihres Studiums habe sie sich einige Rankings angeschaut, um sich die verschiedenen Unis zu informieren, obwohl sie zugeben müsse, dass es natürlich Unterschiede zwischen den Rankings gebe. "Ich habe keines gesehen, bei dem ich sofort dachte ‚Ja, das hat geholfen. Jetzt weiß ich alles.‘ Aber grundsätzlich finde ich solche Rankings für den ersten Überblick sehr sinnvoll."
Laut Dennis, einem weiteren Studenten des Fachs Jura, habe es nicht viel zu sagen, ob man als Universität in einem Ranking platziert sei. "Der Abschluss, den man am Ende des Studiums macht, zählt für mich mehr als die Publikationsstärke", bringt er seine Zweifel auf den Punkt.
Auch die beiden Studentinnen Julia und Leonie, die beide unter anderem British Studies studieren, zweifeln am Sinn von Hochschulrankings. "Ob ein Studium gut läuft, liegt meiner Meinung nach zum großen Teil an gut vorbereiteten Dozenten", so Julia. "Wenn ein Dozent viel Material in eine Veranstaltung mitbringt, wenn er Spaß an den Themen hat, ist das für mich wichtiger als die Punkte, die in Rankings analysiert werden." Die Menschen, die an einer Uni lehren, seien letztlich ausschlaggebender als die Bewertung der gesamten Universität.
"Rankings sind eigentlich ziemlich unnötig", schließt sich Leonie ihrer Kommilitonin an. "Letztlich kommt es auf die Studenten und Dozenten an und darauf, wie sie mit einzelnen Themen eines Fachs umgehen. Die Publikationsstärke allein kann nicht für bare Münze genommen werden."
Letzten Endes muss jeder selbst entscheiden, wie er oder sie zu Hochschulrankings steht. Trotzdem ist es wichtig, sich klar zu machen, dass auch Rankingsysteme kritisiert werden können und auf keinen Fall absolute Wahrheiten verbreiten. Der Blick aufs Ranking ist schön und gut – doch sollte man sich zusätzlich ein eigenes Bild von einer Uni machen, um herauszufinden, ob diese wirklich den eigenen Vorstellungen entspricht.
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