Ich treffe Sebastian an einem dieser sehr schönen, goldenen Herbsttage. Glücklicherweise habe ich freitags meinen freien (Lern-)Tag, den ich heute sehr gerne bei Kaffee in einem kleinen Raum im Studihaus verbringe. Im Erdgeschoss wartet Sebastian schon im Aurel-Zimmer auf mich. Wir sprechen mehr als zwei Stunden über das Studium, die besonderen Anforderungen, denen studierende Eltern ausgesetzt sind, Reformüberlegungen und was das eigentlich ist, dieses Aurel. Ein paar Tage später transkribiere ich das aufgenommene Material und weiß, dass ich unsere Inhalte alle gar nicht in diesem Artikel unterbringen kann. Das Gespräch hat mich richtig inspiriert und zum weiteren Nachdenken angeregt.
Sebastian ist 27 Jahre alt und studiert im 14. Semester Biomedizinische Chemie. Er wuppt sein Studium und seine beiden Kinder, was mich sehr fasziniert. Schon mit einem Kind fehlt mir manchmal die Zeit für alles, wie schafft Sebastian es, als alleinerziehender Vater mit zwei Kindern, den Alltag und das Studium zu meistern? Und als ob das nicht schon genug wäre, engagiert er sich zusätzlich noch für Aurel.
Aurel wurde 2012 gegründet und wird aktuell von Rebecca, Anastasia und Sebastian geleitet. Die drei Studierende, die selbst Kinder haben, wurden in der Wahl 2014 durch die studierenden Eltern in ihrem Amt bestätigt und geben auch weiterhin Studierenden mit Kindern eine starke Stimme. So sehen ihre Aufgaben ganz unterschiedlich aus.
Sie setzen sich beispielsweise auf universitätspolitischer Ebene für die Eltern ein. Sie hinterfragen zum Beispiel die vorherrschenden Regelungen zu Urlaubssemester und Exmatrikulationen. Dieses Arbeitsgebiet ist unglaublich wichtig, kommt aber selten bewusst bei den Studierenden an. Denn nur, wenn man sich selbst in einer komplizierten Lage befindet, liest man sich durch das Kleingedruckte der Universitätsordnung.
Für alle sichtbar sind dagegen die Installation von Wickelplätzen in den Damen- und Herrentoiletten, der Eltern-Kind-Raum in der Bibliothek des Georg-Forster-Gebäudes oder die kleinen Lesetische, die man beispielsweise in der UB oder im Philosophicum entdeckt. Bald gibt es in der Mensaria sogar Kinderportionen. Das ist doch ein schönes Symbol dafür, dass Familien auf dem Unigelände willkommen sind.
Die Arbeit des Aurel beschränkt sich aber nicht nur auf die Umsetzung von kinderfreundlichen Plätzen an der Uni und einer politischen Stimme für die Eltern, sondern zeigt sich vor allem auch in ganz praktischen Angeboten. Am meisten wird die Sprechstunde genutzt. Hier können studierende (Bald-)Eltern ihre Fragen rund um Finanzierung, Einschreibeordnung und Mutterschutz loswerden. Als ich hochschwanger war und das Wintersemester begann, hatte ich noch einige Punkte, die mir nicht ganz klar waren und Rebecca half mir ganz wunderbar weiter. Traut euch also und macht einen Termin.
Ansonsten bietet Aurel auch ein Netzwerk. Vielen studierenden Eltern ist es gar nicht bewusst, dass sie nicht alleine in dieser Situation sind und dass viele Eltern die gleichen oder zumindest ganz ähnliche Fragen haben. Aurel veranstaltet Elterntreffs, plant Ausflüge für die Familien, Theaterstücke für die Kids, Nähtreffen für Interessierte und noch einiges mehr.
Vielleicht warst du schon einmal auf dem Campus Flohmarkt, der zwei Mal im Jahr stattfindet und hast dort viele kleine Kinder rumturnen gesehen? Dann hast du auch sicher meinen kleinen Anton wild mit Bällen werfend entdecken können. Denn das Team von Aurel bietet auf den Flohmärkten eine tolle Kinderbetreuung an. Außerdem kann man bei ihnen hilfreiches Eltern-Equipment wie Kinderwagen, Tagebücher oder Babybetten ausleihen.
Zurück zum schönen Herbsttag und meinem Gespräch mit Sebastian. Lies das Interview hier.
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