Nicht? Dann stelle ich sie dir doch einfach mal vor: Hallo, mein Name ist Bettina, ich studiere Kunstgeschichte und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften und bin im achten Monat schwanger.
Ha, jetzt ist es raus. Manch einer fragt sich jetzt vielleicht, ob ich nicht verrückt bin, zwei Kinder während des Studiums zu bekommen. Doch ich kann darauf nur erwidern: Für mich ist es genau richtig. Das Leben als reine Studentin kenne ich gar nicht. Ich bin Mutter und Studentin. Beides lebe ich mit ganzem Herzen. Für mich bedeutet es ein sehr großes Glück, dass ich beides haben darf.
Als ich mit meinem ersten Sohn schwanger war, belegte ich noch keine Veranstaltungen. Nun bin ich mitten im Studium mit dem zweiten Sohn schwanger und erlebe eine ganz neue Studiensituation. Die ersten Wochen hatte ich beispielsweise mit der typischen Schwangerschaftsübelkeit zu kämpfen. Die Konzentration am Ende des letzten Semesters ließ also ein wenig zu wünschen übrig.
Oder kannst du dich daran erinnern, dass ich in den vergangenen Semesterferien einen Lateinkurs besucht habe? Stelle dir eine Schwangerschaftsmigräne, einen tobenden Erstgeborenen und Lateinvokabeln vor. Das war nicht die einfachste Kombination.
Doch neben diesen ersten Schwierigkeiten habe ich bisher das Glück, gesund und fit zu sein. So kann ich alle Kurse besuchen und bin eine Studentin wie jede andere. Auch das Pensum ähnelt dem der letzten Halbjahre. Ich muss vier Referate und zwei Kurzvorträge halten, habe Exkursionen und eine Hausarbeit vor mir.
Glücklicherweise stehen keine Klausuren an, für die ich am Ende des Semesters lernen müsste. Denn genau drei Wochen nach Semesterende ist auch schon der errechnete Entbindungstermin. Was für ein Timing.
In diesen drei Wochen möchte ich die Uni gedanklich komplett hinter mir lassen und mich einfach nur auf unsere Familie konzentrieren. Aber auch nach der Geburt ist für mich erst einmal Familienzeit angesagt. Diese ersten magischen Wochen will ich genießen, ohne im Hinterkopf Aufgaben und Termine zu haben.
Für studierende Eltern (für Mütter UND Väter!) besteht an der Uni Mainz die Möglichkeit, ein Urlaubssemester nach der Geburt zu nehmen. Man ist dann noch an der Uni eingeschrieben, darf aber keine Studienleistungen erbringen und nicht an den Veranstaltungen teilnehmen. An der Goethe-Universität in Frankfurt gibt es andere Regelungen. Hier darf man im Urlaubssemester auch Prüfungen und Hausarbeiten schreiben und somit Leistungspunkte bekommen.
Nach Absprache mit dem Studienbüro und einem Dozenten nehme ich kein Urlaubssemester, sondern bleibe im Wintersemester eingeschrieben. Ich werde dann in diesem Semester mit meinem Sohn zu Hause bleiben, eine Hausarbeit schreiben und sie fristgerecht abgeben.
Und dann bin ich selbst gespannt, wie es weitergehen wird. Mein persönlicher Wunsch ist, dass ich zum Sommersemester wieder mit nur zwei oder drei Veranstaltungen einsteigen kann. Die aktuelle Aussicht auf die Betreuungssituation macht mir jedoch ein bisschen Sorgen. Mein Sohn ist dann etwas älter als ein halbes Jahr und somit - meines Erachtens - noch zu jung für eine regelmäßige Fremdbetreuung.
Aber vielleicht haben meine Eltern wieder die Muße und die Zeit, an einem Tag in der Woche eine einstündige Fahrt auf sich zu nehmen, um auf ihre Enkel aufzupassen? Das hat bereits vor zwei Jahren sehr gut funktioniert.
Oder vielleicht vertrauen wir der Tagesmutter, die momentan unseren großen Sohn betreut, unseren Minimann für ein paar Stunden in der Woche an? Auch muss sich Anton im Herbst von unserer Tagesmutter verabschieden, weil sie nur Kinder unter 3 Jahren betreut. Leider haben wir noch keine Zusage für einen Kindergartenplatz für ihn, sodass ich im Zweifelsfall ab November Vollzeithausfrau mit zwei Kindern bin.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was passieren wird, wie der kleine Mensch tickt und wie genau das nächste Jahr verlaufen wird. Aber seitdem ich Mama bin, habe ich gelernt, dass sich alles fügen wird und dass die Kinder für mich immer Priorität haben. Deshalb bin ich ganz optimistisch.
Ich freue mich jedenfalls, dass ich in diesem Semester noch genug Energie habe und alles mit gewohnter Gewissenhaftigkeit und Freude erledigen kann. Und gleichzeitig freue ich mich unheimlich auf das neue Familienmitglied und dass ich dieses Wunder noch einmal erleben darf.
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