Ruelle – Vier Studentinnen, eine Leidenschaft

21.06.2016
Freizeit
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Die Studentinnen Anette Kaiser, Julia Carolin Kothe, Leonie Licht und Eleni Wittbrodt der Kunsthochschule Mainz schaffen mit dem Ausstellungsprojekt ruelle Künstlerinnen und Künstlern einen neuen Raum.

Ruelle kommt aus dem französischen und bedeutet Sträßchen, wird aber auch für ungenutzte Zwischenräume benutzt und steht seit der Epoche der französischen Kunstsalons als gefestigter Begriff für Zusammenkünfte zur Diskussion über Kunst. Es soll ein Ort sein "an dem man sich trifft und sprechen kann und nicht nur etwas an weißen Wänden hängt", sagt Eleni.

Seit April 2015 ist ruelle ein Projektraum, der jungen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit eröffnet, ihre Ideen zu zeigen und in direkten Dialog mit dem Publikum zu kommen, um Diskurse anzuregen. 

"Das Kunstwerk entsteht im Kopf des Betrachters. Jeder hat eine andere Assoziation", erklärt Anette. Den vier Kunststudentinnen liegt es vor allem am Herzen zum Nachdenken anzuregen und dass es "eben nicht ganz klar ist, was für eine Meinung dahinter steckt", führt sie weiter aus.

Entstehung und Intention des Vereins 

Leonie, Anette, Julia und Eleni lernten sich direkt im ersten Semester ihres Studiums kennen und saßen teilweise im selben Atelier. "Es ist sowieso so, dass man dort viel Zeit miteinander verbringt. Es ist eher wie eine Klasse", schildert Eleni.

Das Kunstprojekt und den gleichnamigen Verein ruelle e.V. gründeten sie aber erst deutlich später, da "es immer mal wieder Projekte in Mainz gab, die dann so ein bisschen vorbildhaft waren. Die sind dann aber auch wieder gegangen und im Jahr 2014 gab es ganz lange gar nichts mehr."

Es sei wie eine Leerstelle gewesen, sagt Anette und daher beschlossen die vier den Verein zu gründen. Den damaligen Raum im Mainzer Bahnhofsviertel fanden sie durch Zufall – eine ältere Dame hatte beim Gespräch im Restaurant mitgehört. Finanzieren konnten sie es unter anderem durch Fördergelder des Gutenbergs Lehrkollegs, was ebenfalls dabei half, Ausstellungskataloge zu drucken und das Projekt Publik zu machen. Aktuell suchen die vier Studentinnen nach einer neuen Location für zukünftige Ausstellungen.

In dem Raum wurden in der Vergangenheit schon viele Ausstellungen gezeigt, wie Holy shit, Home Staging oder Four Girls one Room. All diese Projekte sollen die Ambivalenz der zeitgenössischen Kunst verdeutlichen und sind damit "eben eine Chance, weil es alles Positionen sind, die keine Antworten geben, sondern Fragen weiter stellen und die sich nicht so einfach einordnen lassen", erklären Eleni und Anette.

Aktuelles Projekt Organized Orgasms

Am 8. Juni 2016 fand die Eröffnung des neuesten Projekts Organized Orgasms statt, das bis zum 2. Juli andauern wird. "Es wird Ausstellungen und Perfomances geben mit einem großen Rahmenprogramm mit Musik", klärt Anette auf.

Diese Ausstellung verbindet zehn künstlerische Positionen aus ganz Deutschland und dem Ausland, die aus verschiedenen Blickwinkeln Aspekte der Sexualität beleuchten. Hierbei steht die Auseinandersetzung mit geschlechtlicher und sexueller Identitätsfindung im digitalen Zeitalter im Fokus.

Das Ausstellungsprojekt findet im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz statt und wird außerdem von der Kunsthochschule, dem Filmtheater Palatin & Capitol, der Landeshauptstadt und dem Lehrkolleg unterstützt.

Potenzial von Organized Orgasms

Eleni beschreibt, dass Organized Orgasms jeden auf bestimmte Weise berühren könne und deshalb auch das explosive Potenzial viel größer sei. "Man darf jetzt keine Pornografie-Ausstellung erwarten", konkretisiert Leonie. "Viele stellen sich viel nackte Haut vor und ich habe mir nur gedacht, wenn ihr dann vorbei kommt, seht ihr etwas ganz anderes."

Gender ist ihrer Meinung nach zwar ein offen behandeltes Thema in Politik und auch an Hochschulen, jedoch wird vieles banalisiert und verallgemeinert. Daher nutzen sie die Ausstellung dazu, die abseits der Öffentlichkeit entwickelten künstlerischen Positionen mit der gesellschaftlichen Debatte zusammen zu führen. Der Festivalcharakter, welcher durch das breite Rahmenprogramm zum Vorschein tritt, spiegelt die Intention von ruelle wider, und zwar Kunst interdisziplinär zu gestalten.

Dies steht auch im Einklang mit der zeitgenössischen Kunst, in der man nicht mehr streng nach Kategorien unterscheiden kann, sondern alles miteinander verschmilzt. Seien es Malerei, Rauminstallationen, Video- und Soundarbeiten oder Lichtkunst.

Lust den eigenen Blickwinkel zu erweitern?

Die vier sagen selbst, es gäbe immer wieder Leute, die sich in ihre Ausstellungen verirren und sich fragen, wo sie gelandet seien, aber "das wichtigste ist einfach hinzugehen, es sich anzuschauen und sich eine eigene Meinung zu bilden", sagt Anette.

Also hab keine Scheu und lass dich darauf ein. Die aktuelle Ausstellung der vier Kunststudentinnen findest du im Ausstellungsraum im Leichhof 5 in der Mainzer Altstadt von Mittwoch bis freitags von 14.00 bis 19.00 Uhr und am Wochenende von 12.00 bis 19.00 Uhr. 

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