Refugee Law Clinic

17.05.2025
Campus-News, Studium...
Johanna Schönberner

Die Refugee Law Clinic (RLC) ist ein Verein von Studierenden, der für Geflüchtete eine kostenfreie Rechtsberatung u.a. beim Asyl- und Zivilrecht anbietet.

Law Clinics unter anderem zu Mietrecht und Asylrecht gibt es deutschlandweit. Die Beratung ist kostenfrei und erfolgt durch Studierende.
In Mainz gibt es die Refugee Law Clinic (RLC). Dorthin können sich Geflüchtete bei nicht fristgebundenen Fragen des Asyl-, Migrations- oder Zivilrechts wenden. Darunter fallen Themenbereiche wie Familiennachzug, Duldungen, Aufenthaltserlaubnisse und Anhörungen beim BAMF.

Die Campus Mainz Redaktion hat mit Dilan Boga (Mitglied des Vorstands der RLC) gesprochen, um mehr über das Engagement der Studierenden zu erfahren. Generell ist das oberste Ziel der RLC „Menschen rechtliches Gehör zu verschaffen, die nicht den Zugang dazu haben, um damit Ungleichheiten abzubauen“.

Wie kann man Berater werden?

Die Beratenden sind Studierende, die eine circa sechsmonatige Ausbildung abgeschlossen haben. Ein Jurastudium ist keine Voraussetzung zur Teilnahme an der Ausbildung. „Die Ausbildung ist darauf angelegt, dass auch fachfremde Personen daran teilnehmen können und das Wissen verständlich step-by-step vermittelt wird.“

Die Ausbildung besteht aus einer verpflichtenden Vorlesung, die dienstags im Wintersemester stattfindet und von verschiedenen Personen gehalten wird. Zusätzlich werden an vier Samstagen weitere Inhalte u.a. Beispielfälle und Soft Skills vermittelt. Die Ausbildung wird abgeschlossen durch eine Klausur über einen fiktiven Fall, der in Zweier-Teams bearbeitet wird, und durch das Absolvieren einer Erstberatung.

Wie läuft die Beratung ab?

In der Regel wird im Vorfeld von den Mandant:innen eine Anmeldung ausgefüllt, in der auch ein Dolmetscher beantragt werden kann.
Daraufhin findet die Beratung bei der Caritas Mainz statt. Dabei nehmen die zwei Beratenden den Sachverhalt auf. Konkrete Einschätzungen dürften sie dort noch nicht geben.

Im Folgenden erstellen sie unter Rückgriff auf ihre Mitschriften einen Schriftsatz, der entsprechende Handlungsoptionen und Möglichkeiten umfasst. Sollten Fragen offenbleiben, können die Beratenden sich von einem:r Anwalt:in beraten lassen, der die RLC unterstützt. Der Schriftsatz wird dann den Mandant:innen zur Verfügung gestellt. Bei Rückfragen wird ein weiterer Beratungstermin vereinbart. 

Warum das Engagement?

Dilan Boga erwähnt, dass es unterschiedlichste Gründe haben kann, sich zu engagieren.
Ein Hauptgrund sei, dass durch das Engagement jedem eine faire Chance auf rechtliches Gehör gegeben werden kann.

Zudem können die Studierenden praktische Erfahrungen sammeln. Dadurch könnten verschiedene Kompetenzen erweitert werden wie interkulturelle Kompetenzen, Empathie und Teamarbeit.
„Man entwickelt neue Perspektiven auf rechtliche und gesellschaftliche Themen. Und wenn man später in dem Bereich tätig werden möchte, ist es eine gute Grundlage, Wissen zu verfestigen und auch zu netzwerken.“
Zu guter Letzt sei es auch eine positive Erfahrung, im Verein Personen zu begegnen, die die gleichen Werte teilen und am Ende einer Beratung zu sehen, dass man einer Person geholfen hat.

Wie fühlt sich die Beratung an?

Zum Zeitpunkt des Interviews hatte Dilan Boga auf Grund interner Verzögerungen ihre Erstberatung noch nicht absolviert, weshalb sie die Informationen einer anderen Beraterin weitergegeben hat. Bei den Beratungen sei es „immer wichtig eine gute Balance zu finden zwischen den emotionalen Aspekten und den sachlichen und rechtlichen Anforderungen.“

Auf Seiten der Mandanten:innen führe es oft schon zu einer Erleichterung, dass „ihnen jemand zuhört und bereit ist, sich die Zeit zu nehmen ihre Situation zu verstehen.“ Daher sei es von Vorteil, dass eine beratende Person immer nur einen Fall hat. Kommt es am Ende der Beratung zu konkreten Hilfen, gäbe das den Mandant:innen Sicherheit und weitere Hoffnung.

Die Gespräche sind häufig emotional fordernd und können auch im Nachgang noch belastend sein. Deshalb sei es gut, dass sie sich im Team austauschen können. Dadurch sei es einfacher, einen emotionalen Abstand wahren zu können. Zudem gebe es vereinsinterne Hilfestellen, an die sie sich wenden können.

Wie kann man sich zusätzlich engagieren?

Neben dem Engagement als Berater:in, kann man sich auch anderweitig im Verein einbringen. Dafür müsse die Ausbildung noch nicht mit Erstberatung abgeschlossen sein.
Dilan Boga hat ihre Ausbildung im Wintersemester 2023/24 gemacht und ist seit Mai 2024 Mitglied des Vorstandes. Dieser teile sich in unterschiedliche Resorts auf (unter anderem den Vorsitz, das Veranstaltungsresort, Ausbildungsresort und Antirassismusresort).

Dilan Boga ist Teil des Social-Media-Ressorts und damit für den Instagram-Auftritt des Vereins mit verantwortlich. Dort kündige sie Workshops, Seminare und Treffen an und vermittele die Vereinsarbeit. Zu den Veranstaltungen gehöre u.a. das Sommerfest und die Weihnachtsfeier. Zudem gebe es jeden 1. Donnerstag im Monat ein öffentliches Plenum mit anschließendem Stammtisch, dem auch Nicht-Mitglieder beiwohnen können.

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!