Nachdem eine Wetterlage mit anhaltend über 35 Grad im Schatten mit dem Beginn der Prüfungszeit zusammen fielen, eskalierte die Platzsituation am Wochenende des 4. und 5. Julis in der Bereichsbibliothek der Sozialwissenschaften des Georg-Forster-Gebäudes.
Die Bereichsbibliothek war besonders am Sonntag überfüllt und viele Studierende musste auf dem Boden Platz nehmen. Die Bibliothek ist mit ihrer Fertigstellung 2013 auf dem neusten Stand und verfügt im Gegensatz zu allen anderen Bibliotheken der Universität über eine Klimaanlage. Ihre Beliebtheit bei allen Fachrichtungen wird zunehmend zum Problem für Studierende, die auf die Präsenzbestände der Bereichsbibliothek angewiesen sind.
Unter einem Album mit Bildern der überfüllten Bibliothek auf dem Facebook-Kanal von Campus Mainz entbrannte daraufhin noch am selben Wochenende eine hitzige Diskussion über die Zustände und Lösungsvorschläge für die angespannten Platz- und Raumsituation wurden gepostet.
Die Bibliothek kündigte daraufhin in den folgenden Tagen Sofortmaßnahmen an. Im Rahmen eines Pilotversuches sollen beispielsweise bestimmte Plätze in der Bibliothek reserviert sein. Außerdem gilt in der Georg-Forster-Bibliothek auch weiterhin die auf dem Campus einmalige Pausenscheibenregelung. Die praktische Umsetzung dieser Maßnahmen obliegt jedoch jedem einzelnen Studierenden, von diesen Rechten Gebrauch zu machen.
Außerdem wurden von der UB-Leitung noch die Öffnungszeiten der Zentral- und Bereichsbibliothek im Georg-Forster-Gebäude verlängert. Zusätzlich ist es auch möglich, Bücher aus den Präsenzbeständen der Bereichsbibliothek mit in die Zentralbibliothek zu nehmen.
Der Zentrale Fachschaftenrat und besonders die Fachschaft Soziologie wollten diese Situation jedoch nicht auf sich sitzen lassen und riefen die „fächerübergreifende, interkulturelle Lerngruppe“ ins Leben. Dabei handelt es sich natürlich eher um eine Protest- und Aktionsgruppe, die sich für die Belange der vom Präsenzbestand betroffenen Fachschaften einsetzt.
Vertreter der Gruppe, unterstützt vom AStA und verschiedene andere interessierte Studis, trafen sich daraufhin im Forum vor den Büros der Universitätsleitung und diskutierten mit dem Präsidenten Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch und Universitätsbibliotheksdirektor Dr. Sebastian Brandtner konstruktiv über die angespannte Platzsituation in der Georg-Forster-Bibliothek.
Beim Facebookevent der Protestaktion hatten 117 Personen zugesagt, aber nicht einmal die Hälfte waren schließlich vor Ort. Auch der *Mitinitiator, die Fachschaft Soziologie, mit ihren ungefähr 35 Mitgliedern, war laut mehrerer anwesender Studis nicht vor Ort. Viele beteiligten Studis zeigten sich sehr erstaunt und traurig über das geringe Interesse der Studierenden. Es entstand trotzdem eine angeregte Diskussion unter den circa 30 interessierten Studierenden und Vertretern der Hochschulpolitik.
Das Platzproblem im Georg-Forster-Gebäude gibt es seit der Fertigstellung im Jahre 2013 aber das erste Juliwochenende hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Es könne nicht sein, dass gerade in Zeiten von Prüfungen und Hausarbeiten keine Plätze zu Verfügung stünden für die, die auf die Bücher angewiesen sind, meint ein anwesender Studi.
Das Ausschließen bestimmter Fachrichtungen wurde kontrovers diskutiert. Das Ausschließen einzelner Fachrichtung würde jedoch selbst bei Einigkeit unter den Studierenden bei der Universität nicht durchsetzbar sein, ließ der Präsident und der Direktor während der Diskussion durchblicken.
Ein Vorschlag aus den Reihen der Studierenden war, extra Räume für die jeweiligen Fachrichtungen zu reservieren. Die Fachschaft Publizistik hat bereits ein Raum zugesichert bekommen, die Fachschaft Kunstgeschichte fordert das gleiche Recht nun auch ein. Ob für alle beteiligten Fachschaften Räume übrig bleiben und ob das das Problem lösen kann, ist äußerst fraglich.
Der Unipräsident und der Direktor der Bibliotheken stellten sich nicht nur den Fragen und den Problemen der anwesenden Studierenden, sondern versuchten auch Lösungen und Zukunftsaussichten zu präsentieren. Man plane derzeit weitere Investitionen in Millionenhöhe.
Drei Millionen Euro stellt die Uni für den Aus- und Umbau der alten Rechts- und Wirtschaftswissenschatlichen-Bereichsbibliothek gegenüber des Georg-Forster-Gebäudes zu Verfügung. Dort soll ein Lounge-Bereich entstehen mit Lernzentrum und 700 flexible studentische Arbeitsplätze, wie man einer Pressemitteilung des Präsidenten entnehmen kann. Es solle vor allem aber auch die Be- und Entlüftung mit Blick auf das Thema Sonnenschutz und sommerlicher Wärmeschutz verbessert werden. Da das ReWi-Gebäude eigentlich nicht der Universität gehört, sondern dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) muss der jedoch die Maßnahmen umsetzten und hat auch dort das letzte Wort.
Der Präsident verkündete außerdem vor Ort auf einer Picknick-Decke sitzend, dass man von den drei Millionen Euro, die der Universität jetzt jedes Jahr mehr zur Verfügung stehen, weil der Bund den Landesanteil des Bafögs übernommen hat, eine Millionen in den laufenden Betrieb der Universitätsbibliotheken zu investieren.
Ein Plan für die Zukunft ist auch ein Neubau der Zentralbibliothek in der „Neuen Mitte“ zwischen Philosophicum und Muschel. Die alte Zentralbibliothek war in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet worden und ist bei Weitem nicht für die enorme Anzahl an Studierenden in den vergangenen Jahren ausgelegt. Der Neubau der Zentralbibliothek soll bis zu 1.400 moderne Einzel- und Gruppenarbeitsräume schaffen und langfristig die angespannte Arbeitsplatzsituation in den Bibliotheken entschärfen.
Zusätzlich zur neuen Zentralbibliothek soll die „Neuen Mitte“ auch Grün werden. Ein Art Park- und Wiesenlandschaft rund um den Neubau ist fester Teil der längerfristigen Planungen der Universität. Auch wenn man erste Arbeiten wie den Abriss der alten Chemie bereits sehen kann, wird es höchst wahrscheinlich noch Jahre dauern bis dieses Projekt tatsächlich umgesetzt werden wird.
*In einer alten Version dieses Artikel stand hier noch "Initiator" der Veranstaltung und die Mitgliedszahl der Fachschaft Soziologie belief sich fälschlicherweiße auf "60".
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