Praktikolumne | Ohne Geld: Einen Monat pleite auf dem Campus

25.06.2015
Studium, Freizeit
aw

Tschüss Lernpausen mit Freunden und Chaqwa-Kaffee, tschüss Druckorgien in der Zentralbib, tschüss leckere Schokokekse aus der Mensa: Einen Monat lang kein Geld ausgeben auf dem Campus, lautete die Herausforderung für die Kolumne. Durch Koffeinmangel gezeichnete, müde Tage oder Freude über eingespartes Geld?

 

Der erste Tag

Mitte Mai, sommerliche Temperaturen und Sonnenschein. Warum nicht zur Uni radeln? Ich schnappe mir ein Leihrad und quäle mich die Saarstraße hoch. Endlich angekommen, laufen mit lauter Studis mit Eis über den Weg. Stimmt ja, die neue Eistheke. So ein kühles Eis, das wäre nach der Anstrengung was… Mist, heute ist der erste Tag meiner Praktikolumne. Aufgabe: Einen Monat kein Geld ausgeben auf dem Campus. Das Eis hat sich somit ganz schnell erledigt. Und – wenn man es ganz genau nehmen will – ist auch Mietradeln jetzt nicht mehr drin.

Sparsam leben? Der Campus und seine Verlockungen

Habt ihr schon mal nachgerechnet, was ihr am Tag so auf dem Campus ausgebt? Als Student lebt man eigentlich sparsam. Und die Mensapreise scheinen dies auch zunächst zu unterstützen. Für zwei Euro hat man die Chance ein warmes, gesundes und – wenn man Glück hat – sogar noch leckeres Mittagessen zu bekommen.
Aber mal ehrlich - wer bleibt denn ausschließlich bei den günstigen, gesunden Gerichten in der Mensa? Hier mal ein Schokocroissant, da ein Kaffee, noch einen Cookie zum Nachtisch. Und schon ist man doch wieder einiges an Geld los. Zu Essensausgaben kommen dann auch noch die Druckkosten. Und so summiert sich das. Gerade noch 20 Euro auf die Studikarte geladen und schon wieder leer.

Mensafrust

Sparsam leben auf dem Campus ist auf jeden Fall machbar. Die Frage ist: will man das auch? Denn ganz ohne Nachteile geht es natürlich nicht. Es wäre sicherlich übertrieben, zu sagen, dass man jede Mittagspause zu einem Eremiten wird, der abgeschieden von seinen Freunden, die in der Mensa fürstlich speisen, in einer Ecke sitzt und an seinem Butterbrot knabbert. Aber ganz so cool ist der Mensabesuch mit Freunden dann doch nicht.

Nach einer Mittagsvorlesung geht es in der ersten Woche der Kolumne gleich in die GFG-Mensa. Die Verlockung ist groß: Kaffeeduft, riesige Kuchenstücke, Kuskus-Salat. Und auch das warme Angebot hätte an diesem Tag meinem Geschmack entsprochen: Zucchinischiffchen mit Ratatouille-Auflage und Mozzarella überbacken. Es riecht nicht nur ziemlich lecker, sondern schmeckt nach Aussage meiner Freunde auch so.
Ich sitze daneben mit einem belegten Brötchen, das ich mir am Morgen geholt habe, und Wasser. Irgendwie frustrierend. Und: gespart habe ich nicht, ganz im Gegenteil. Die Zucchini-Schiffchen hätten 2,20 Euro gekostet, mein Brötchen vom Bäcker dagegen stolze 2,65 Euro. Merke: dieses Vorhaben ist recht sinnlos – wenn es denn zum Geld sparen dienen soll – wenn man das Brötchen aus der Mensa einfach mit einem Brötchen vom Bäcker ersetzt.

DIY für die Brotdose

Selbst machen ist also angesagt. Käsebrot und Banane – einfach, aber ein Klassiker. Wraps – etwas aufwendiger, aber dafür mal was anderes und wirklich seeehr lecker. Taboulé Salat – wunderbar frisch an warmen Tagen. Ich habe also durchaus Neues ausprobiert. Die Vorteile von selbst gemachtem Essen: Man spart nicht nur Geld, sondern auch Müll. Es ist (meistens) gesünder als „schnell mal was vom Bäcker/aus der Mensa“. Und man wird kreativer, nach dem hundertsten Käsebrot möchte man vielleicht doch mal etwas abwechslungsreicher speisen.

Pleite sein macht unflexibel

Natürlich spart man Zeit, wenn man sich schnell etwas in der Mensa holt, anstatt sich extra in die Küche zu stellen. Außerdem: die Verpflegung für den Uni-Tag will gut geplant sein. Spontan sein ist nicht drin. Nicht mal eben mit den Freunden in die Mensa gehen, weil das Mittagsgericht heute so lecker klingt. Nicht mal schnell ‘nen Kaffee, wenn einem in der Vorlesung schon die Augen zu fallen. Kein Eis zur Erfrischung am Nachmittag. Und wenn einem doch mal etwas Wichtiges dazwischen kommt und man es nicht mehr schafft, sich etwas zum Mitnehmen vorzubereiten, hat man wohl leider einfach Pech. Ehrlich gesagt: ziemlich nervig. Und auch so ein Grund, warum ich froh bin, dass die Challenge vorbei ist.

Gut für die Umwelt, schlecht für mich

Was nervt noch? Parken an der Uni kostet Geld. Und ist damit nicht erlaubt. Das Parken fehlte mir während dem Monat sehr. Denn es ist unheimlich praktisch, wenn man mal wieder zu spät dran ist. Oder wenn man bis spät abends in der Uni ist und die Busse nur noch sporadisch fahren. Darauf zu verzichten, ist gut für die Umwelt und für den Geldbeutel – nicht aber für notorisch verspätete Pendler. Ich muss zugeben, hier hatte die Challenge aber auch etwas Gutes: ich habe einen neuen Parkplatz in der Nähe entdeckt, kostenlos, in einer Seitenstraße.
Außerdem fehlen die regelmäßigen Druckorgien in der Bib, die man immer mal dazwischen schieben kann, wenn man gerade Zeit hat. Nachdem ich einige Wochen nichts ausgedruckt hatte, konnte ich zuhause gleich einen riesigen Stapel an Texten ausdrucken. Aber auch das bringt wieder einen Vorteil mit sich: man wird sich bewusst, wie hoch der Papierverschleiß wirklich ist und überlegt vielleicht doch nochmal, ob man dies oder jenes wirklich ausdrucken muss. Ich habe mir jedenfalls durch die Challenge den ein oder anderen Ausdruck gespart, der sich im Nachhinein als unnötig herausgestellt hätte.

Fazit? Es war nicht alles schlecht

Natürlich hat die Challenge mir neue Erfahrungen und auch einige Vorteile gebracht. Natürlich habe ich Geld gespart, für mehr oder weniger unnötige Ausgaben. Das merke ich daran, dass meine Studikarte nicht mehr ständig nach Geld schreit. Aber mal ehrlich: wofür ist diese Karte denn da, wenn nicht zum Geld ausgeben?  Ich glaube, Konsumverzicht und Selbst-mach-Hype sind nichts für mich. Ich freue mich, dass ich ab jetzt wieder liquide auf dem Campus unterwegs bin. Ich bleibe bei Automatenkaffee und Mensa-Pausen mit Freunden statt Tupperdosen und Konsumverzicht.
Trotzdem ist es wichtig den eigenen Konsum immer wieder kritisch zu hinterfragen. Und ab und zu ist es ganz cool, mal neue Rezepte für unterwegs auszuprobieren. Wenn denn Zeit und Motivation da sind.

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