Ich bin Daniel: In meiner Freizeit engagiere ich mich ehrenamtlich für den Verein Campus Mainz. Der Verein will die Universität vernetzen und das Campusleben auch außerhalb des Hörsaals begleiten. Der Hub für unsere Arbeit ist dabei stets unser Portal campus-mainz.net und die angeschlossenen Social Media- und WhatsApp-Kanäle. Wir begreifen uns als digitaler Verein, der auch mittels eines Wikis sowie Remotezugriff auf unsere Bürorechner Ehrenamt ermöglicht. Die Studierenden stehen dabei im Zentrum unserer Angebote und Events, aber auch als Teil des ehrenamtlichen Rückgrats, das diese Dinge organisiert und leitet. So suchen wir schon, bevor die neuen Studierenden auf dem Campus kommen, Kontakt zu ihnen, um den Campus und unsere Arbeit von der besten Seite zu zeigen.
Stellt euch also folgende Situation vor: Gegen Oktober oder April kommen viele neue Studierende an die Unis der Republik. Bzw. noch nicht ganz, denn an diesem Punkt bekommen sie erst mal Angaben zu ihrem erhaltenen Studienplatz, den Semesterausweis sowie Infos zur Unimail, den Kurswahlprogrammen und dem Studienverlaufsplan. Da prasselt viel auf die neuen Studierenden ein! Unter anderem gibt es auch ein "Erstiheft" mit nützlichen Infos rund um das Studierendenleben. Digitale Infos gibt es in dieser Phase so gut wie nicht. Wir mussten uns also überlegen, wie wir die Studierenden erreichen. Unsere Lösung war, neben den Informationen zu unseren Angeboten einen QR-Code im Heft zu platzieren, der auf eine Landingpage zielt.
Den Code haben wir mit den Campus Mainz-Farben personalisiert und mit einem Shortlink hinterlegt. Den Shortlink kann man jederzeit austauschen, wenn man einen neuen Artikel für eine kommende Generation Studierender schreibt. Der QR-Code bleibt also der gleiche und leitet über einen Shortlink auf eine URL auf unserem Portal um. Auf dieser Seite finden die Erstis dann Informationen rund um ihr Studium. Es gibt Links zu Facebookgruppen für Erstis, zu unseren Social Media Profilen und zu ersten nützlichen Infos wie z.B. "Anlaufstellen auf dem Campus".
Einen Link zu setzen, der Offline- und Onlinewelt miteinander verbindet, ist an dieser Stelle essenziell. Auch wenn es Mode geworden ist, Dinge – selbst digitale – mit dem Smartphone abzufotografieren und zu verschicken, sind viele immer noch (zurecht) keine Fans davon Links abzutippen. Aus einem digitalen wird schnell ein "analoges" Foto ohne Link und Kopierfunktion für beispielsweise einen Text. Aus einem analogen Kontext hinaus auf eine digitale Quelle zu verlinken, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Genau diese Lücke kann der QR-Code schließen, er wurde aber in der breiten Masse nie angenommen. Einzelne Web-2.0-Projekte wie die beliebt gewordenen E-Scooter nutzen sie, um einzelne Roller zur Ausleihe zu identifizieren oder die QR-Codes auf Tischen, um die Coronadaten in Restaurants zu hinterlegen. Auch Snapchat nutzt Snapcodes (erfolgreicher als andere Netzwerke) und bietet damit einen leichten Weg, einem anderen Account zu folgen, ohne lange den Namen einzutippen. Man sieht schon, dass sich dort, wo Menschen in der analogen Welt bequem sind, QR-Codes als Verlängerung in die digitale Welt nutzen lassen. So auch bei uns!
Welcher Studi will, gerade am Anfang, Links abtippen? Seien sie durch Shortlinks auch noch so kurz. Der QR-Code ist für die Generation 20 bis 30 Jahre zwar kein oft genutztes Mittel, aber sie weiß fast schon instinktiv damit umzugehen. Das iPhone hat Beispielsweise in seiner betriebseigenen Kamera-App einen QR-Code-Reader gleich schon integriert (Probiert es mal direkt aus mit dem Code oben :-)). Die Infos im Studienstartheft kommen in einer Zeit, in der die Erstis jede Information wie ein Schwamm aufsaugen. Sie sind neu in der Stadt, kennen niemanden und stehen vor dem nächsten großen Kapitel in ihrem Leben. Die Motivation für die Studis ist also klar und wir wollen dieses Informations- und Kommunikationsbedürfnis auf eine einfache Art befriedigen.
Die Umleitung über einen Shortlink bietet auch noch einen Vorteil, den ich noch gar nicht angesprochen habe. Man kann damit seine Daten tracken und sehen, ob der Code funktioniert. Im Bild sieht man den Longtail, seit wir den QR-Code vor dem Druck angelegt haben und als er dann schließlich langsam als Teil der Studienstartbroschüre verschickt wurde. Mit dem 1. Oktober beginnt offiziell das Wintersemester und das sieht man auch an den Daten. Die Nutzung steigt kurz vor dem 1.10. weil die Erstis dort die Post mit den Unterlagen und der Immatrikulation erreicht. Dann, zwei Wochen vor dem Vorlesungsbeginn Anfang November, schnellt die Clickzahl nach oben.
Hier nochmal eine Grafik der heißen Phase in den letzten 30 Tagen. 12,3 Scans pro Woche. Alle zwei Stunden scannt ein Ersti irgendwo unseren QR-Code. Dass der QR-Code funktioniert kennen wir schon aus den letzten Semestern. Unfreiwillig hatten wir auch einen A/B-Test gestartet, als wir in einem Semester die Einreichung zur Studienstartbroschüre verpasst hatten und kein Code im Heft stand. Die Studizahl in unseren Erstigruppen, die Teilnehmerzahlen bei Events in der Erstiwoche und die Zugriffe auf unsere Erstiartikel waren alle hinter den Erwartungen. Das sollte sich nicht wiederholen!
Man kann selbst von den Digital Natives kommender Studigenerationen nicht erwarten, dass sie Angebote auf Eigeninitiative finden. Wir müssen auf die Studis zugehen und ihnen den Weg ebnen. Der totgeglaubte QR-Code ist zumindest in diesem Use Case eine wunderbare Lösung, viele Menschen zu erreichen und ihnen Zugang zu wichtigen Informationen bereitzustellen.
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