Niedrigwasser: Probleme und Entdeckungen

13.10.2022
Campus-News, Studium
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Im Sommer 2022 sorgten die hohen Temperaturen in Verbindung mit Dürren in zahlreichen Gewässern für Niedrigwasser. Hiermit sind sowohl spannende Entdeckungen als auch ernste Probleme verbunden.

Die Trockenheit des Frühjahres wirkte sich ab Juni auch in Deutschland auf die Pegelstände der Wasserstraßen aus. Nach einer kurzen Erholungsphase Anfang Juli wurde das Niedrigwasser ab der Mitte des Monats durch die hohen Temperaturen und den ausbleibenden Regen wieder verstärkt. Schließlich war der Sommer 2022 einer der vier wärmsten seit 1881. Das Phänomen des Niedrigwassers war jedoch nicht nur in Deutschland, sondern auf der gesamten Welt zu beobachten. Vielerorts kamen hierdurch verborgene Schätze zu Tage. Allerdings bringt das Niedrigwasser neben den zahlreichen Entdeckungen auch einige, mitunter ernste, Probleme mit sich, die Menschen wie Natur schaden können. 

Entdeckungen aufgrund des Niedrigwassers

Auch im Mainzer Winterhafen legte das Niedrigwasser im Rhein vergessene Objekte frei. Hier entdeckten am 13. August Spaziergänger:innen ca. 600 Kilogramm Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, darunter Panzerabwehrgranaten, Panzerfäuste und Flakpatronen. Diese wurden durch den Kampfmittelräumdienst und Taucher sichergestellt und nach Angaben eines Experten des Kampfmittelräumdienstes kontrolliert gesprengt. Die Politei warnte Spaziergänger:innen und Badende, da häufig Verwechslungsgefahr mit Steinen bestünde. Neben Mainz wurde auch in Eltville Weltkriegsmunition von Spaziergänger:innen gefunden. 

Vom versunkenen Römerdorf bis zum deutschen Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg traten aufgrund der niedrigen Wasserpegel weltweit zahlreiche längst vergessene Orte und Dinge ans Tageslicht. 

Kuriositäten weltweit

In Spanien wurde neben dem Römerlager "Aquis Querquennis" am Ufer des Limas, das sich normalerweise unter Wasser befindet, auch die tausendjährige Kirche "Sant Roman de Sau" sichtbar, die in den 1960ern einem Stausee zum Opfer fiel. Auch die kleine Stadt Aceredo, welche ebenfalls in einem Stausee unterging, tauchte im Sommer 2022 wieder auf. Ebenfalls wurde eine ca. 5.000 bis 7.000 Jahre alte Steinformation freigelegt, die wahrscheinlich als Friedhof diente und auch als "spanisches Stonehenge" bezeichnet wird. Im Fluss Tiber in Italien konnte sogar eine Brücke aus der Zeit des Kaisers Nero entdeckt werden. Außerdem wurde im Fluss Po ein Wehrmachtswagen aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. In ganz Europa tauchten Überbleibsel aus der Zeit des Krieges auf, die nach mehr als 75 Jahren wieder das Tageslicht erblickten. So auch im Unterlauf der Donau, wo drei Wracks von deutschen Kriegsschiffen, ebenfalls aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, entdeckt wurden. 

An zahlreichen Orten kamen durch die Dürre und das damit verbundene Niedrigwasser immer wieder versunkene Ruinen zu Tage. Dadurch, dass diese nun nicht länger unter Wasser verborgen waren, konnten dort archäologische Ausgrabungen stattfinden. So zum Beispiel auch im Irak, wo die 3.400 Jahre alte Siedlung "Zakhkiku" aus der Zeit des Mittani-Reichs ans Tageslicht trat. 

Ein besonderes Ereignis für die Paläontologie war sicherlich, dass im "Dinosaur Valley State Park" in Texas ca. 113 Millionen Jahre alte Dinosaurierspuren in einem Flussbett entdeckt wurden. 

Wirtschaftliche Probleme durch das Niedrigwasser 

Neben den Gefahren, die sich beispielsweise durch die Entdeckung von Munitionsbeständen für Mensch und Tier ergeben, hat das Niedrigwasser auch enorme Auswirkungen auf die Wirtschaft. 

So war die Binnenschifffahrt besonders stark betroffen, da Frachtschiffe aufgrund der niedrigen Wasserpegel nur zur Hälfte beladen werden durften. Dies führte wiederum zu eingeschränkten Transporten und drohenden Lieferproblemen. Somit stiegen die Transportkosten. Die Verminderung der Ladung wirkte sich negativ auf das Klima aus, weil mehr Schiffe als üblich eingesetzt werden mussten. Dies sorgte für höhere CO2-Emissionen. Negative Auswirkungen hatten die niedrigen Pegel auch auf die Energieversorgung, so dass die Spritpreise stiegen, weil der Rhein den entscheidenden Transportweg für Benzin und Diesel in Süddeutschland darstellt. Zudem kam es aufgrund der Lieferschwierigkeiten zu Engpässen bei den Kohletransporten zu Kraftwerken. 

Weitere Probleme für Mensch und Natur

Viele Menschen werden durch die niedrigen Wasserpegel dazu verlockt, beispielsweise im Rhein schwimmen zu gehen. Aufgrund der häufig sehr starken Strömung kommt es allerdings immer wieder zu gefährlichen Unfällen, die auch im Ertrinken der Badegäste enden können. Vor Schwimmen im Rhein warnt auch der DLRG. 

Allerdings ist nicht nur der Mensch von den sinkenden Wasserständen betroffen. Hieraus ergeben sich auch negative Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt. Steigende Wassertemperaturen und sinkende Wasserstände sorgen nämlich dafür, dass Kleinlebewesen absterben, die dann den Fischen als Nahrung fehlen. Die Bundes-anstalt für Gewässerkunde (BfG) warnt, dass dies die Tiere anfälliger für Krankheiten machen könnte. Bei Niedrigwasser steigt zudem der Anteil des Abwassers in den Gewässern. Dies sorgt laut dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung für eine Erhöhung der Konzentration von Schad- und Nährstoffen im Wasser, was wiederum zu Schadstoffanreicherungen führen kann, die vom Menschen durch Fische als Nahrungsmittel aufgenommen werden können. 

Ausblick

Nach den äußerst niedrigen Wasserständen in den deutschen Flüssen im Sommer 2022 meldet das BfG mit Stand vom 5. Oktober, dass es zurzeit kaum mehr Niedrigwasser an den deutschen Bundeswasserstraßen gebe. Infolge der Regenfälle während des Monatswechsels September/Oktober 2022 würden die Pegelstände an Rhein und Donau deutlich über der Niedrigwassermarke liegen. Jedoch ist der Rheinpegel üblicherweise im Herbst am niedrigsten, weshalb "die Rückkehr einer großräumigen Niedrigwasserlage im Verlauf des Herbstes" laut BfG möglich sei. 

Der immer weiter voranschreitende Klimawandel macht das Auftreten von Niedrigwasser zu einem in der Zukunft wahrscheinlich häufiger auftretenden Ereignis. 

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