Von vornhinein wusste ich, dass ich in dieser Vierer Mädels WG nicht glücklich sein werde, und doch zog ich ein. Ich wollte weder eine Vierer WG noch eine reine Mädels WG. Denn was ich wollte, lag dank der hohen Wohnungsnachfrage in Wiesbaden nicht ganz so in meinem Budget.
Ich starre die weißen und kahlen Wände an, die mich in die Vergangenheit zurück versetzen. Ein Jahr ist es her, als ich an der gleichen Stelle stand, in einem unpersönlichen Zimmer mit hellen Holzmöbeln, die nicht entfernt werden dürfen, und einem Waschbecken an der Wand. Auf dem Laminatboden standen Umzugskisten.
Damals war ich voller Tatendrang, dieses Zimmer so einzurichten, dass ich mich darin wohl fühle. Im Nachhinein muss ich sagen, ich habe mein Bestes gegeben, aber auch die schönste Dekoration konnte diese Wohnung nicht gemütlich machen. Ein paar Bilder hingen über meiner blauen Schlafcouch an der Wand. Über dem Bett verdeckten Postkarten und eine große Weltkarte die blauen Flecken von meinen Vormietern. An einer anderen Wand hatte ich mein selbst gestaltetes Schmuck-Brett befestigt. Eindeutig zu viel Deko sowie ein paar Bücher und meine Musikanlage standen auf dem offenen Regal. Mein eigens mitgebrachtes Bücherregal hatte ich hinter die Tür neben den großen Kleiderschrank positioniert. Ein blauer Teppich in der Mitte des Zimmers und mein weißes Fell rundeten das ganze ab. Dies war wirklich meine kleine Oase und quasi mein Rückzugsort geworden. Mein Schlupfloch in dieser schrecklichen Wohnung.
Zwei andere Mädels und ich sind gleichzeitig in die WG eingezogen, eine wohnte bereits dort. Zu dritt hatten wir Neuankömmlinge große Pläne. Wir wollten Bilder von uns in den Flur hängen, die Küchenschränke mit Tafelfolie verzieren, einen kleinen Schrank für das Bad kaufen und die alten Teppiche ersetzen. Nichts davon ist wahr geworden.
Nur ein paar halb leere Ölflaschen und ein Krug zeigen, dass die Küche bewohnt ist. Die drei Schubladen sind gefüllt mit vier Bestecksets, jeder hat sein eigenes. Das Bad ist aufgeteilt in zwei Räume. In dem einen steht eine Dusche. Sie ist nicht in das Zimmer eingebaut, sie ist separat dort hineingestellt und lediglich durch den Wasseranschluss und Abfluss mit dem Raum verbunden. Die Toilette befindet sich in einem kahlen Raum mit einem kleinen Waschbecken und einer Dachluke, durch die im Winter der Kloaufenthalt zu einem echten Ausflug in die eisige Kälte Sibiriens wurde.
Also beschloss ich auszuziehen. Nach einer ewig langen Zeit habe ich nun eine neue WG gegründet. Doch bereits vor dem Einzug gibt es Probleme in der Kommunikation und Absprache mit der Vermieterin. Dennoch, ich konnte mir meine neuen Mitbewohner selbst aussuchen. Die eine ist meine enge Studienfreundin und den anderen haben wir gemeinsam gecastet. Wir kennen ihn noch nicht ganz so gut. Ich bin gespannt, auf was ich mich da eingelassen habe und werde euch auf dem Campus Mainz Wohnblog auf dem Laufenden halten. Hier berichte ich dann über neue und alte Erfahrungen aus der studentischen Wohnkultur.
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