Nachruf: Eine Haltestellendurchsage geht vom Band

Allein: Mit der Buchhandlung Dr. Kohl geht nun auch die Haltestellendurchsage.
Unscheinbar, aber doch gut hörbar. Ende Juni 2016 schloss die Buchhandlung ihre Pforten. Tags darauf war auch die Haltestellendurchsage Geschichte.

Der Elton John unter den Busstationen

6 und 69 hießen die Glückszahlen. Wer in diese Buslinien einstieg, war in der Extraklasse unterwegs. Der Bus bringt einen direkt vor das Eingangsportal. Keine lästige Straßenampel trennt mehr vom Campus. Und als Bonbon gab es eine 54-buchstabige Haltestellenansage.
Der Zusatz "Gutenberg-Buchhandlung Dr. Kohl" macht die Station „Uni I“ zum Elton John unter den Unihaltestellen. Kultig, mit einem Schuss Extravaganz. Gegen den monotonen Haltstellen-Durchsage-Mainstream ein Evergreen platziert. Ein Farbklecks fürs Ohr im mausgrauen Alltag. Und nun: Es fehlen mehr als nur 18 Buchstaben aus einem dumpfen Lautsprecher. Es fehlt ein ganzer Schlussakkord.

Nachgefragt bei der MVG

Die bange Frage: Wie geht’s weiter? Die Buchhandlung Dr. Kohl hatte einen Vertrag mit der MVG abgeschlossen und sich die Durchsage ihres Geschäfts als Sponsoringform gesichert.
Ohne Laden, keine Durchsage. Das ist Logik und doch nur schwer zu verkraften für jeden Haltestellen-Nostalgiker. Ob und wie die Lücke geschlossen wird, dazu wollte Michael Theurer, Pressespecher der MVG, keine Aussage machen. 

Zukunftsmusik

Es darf weiter munter spekuliert werden. "Johannes Gutenberg-Universität / Sparkassengeldautomat". Ausgeschlossen! Wortästhetik und Klangmelodik sind dieser Traditions-Haltestelle unwürdig. Werner's Backstube hätte als Zusatz weniger als die rekordverdächtigen 54 Haltestellendurchsage-Buchstaben. Folglich schwer vermittelbar.