Nachruf: Adieu, Monsieur Schüller!

25.02.2018
Campus-News, Studium
csd

In der vergangenen Woche verstarb Dr. Thorsten Schüller, Dozent der Johannes Gutenberg-Universität. Der Nachruf einer Studentin.

Eine traurige Nachricht erreichte uns Französisch-Studierende im Laufe der letzten Woche: Unser allseits geschätzter Dozent Dr. Thorsten Schüller ist "an den Folgen einer schweren Krankheit" gestorben, wie es das Romanistische Seminar in einem Nachruf mitteilte. Kaum zu glauben, war er doch das Gesicht, das mich und viele andere von Anfang an begleitet hatte. Ich für meinen Teil sorgte ja auch immer dafür. Jedes Semester aufs Neue hielt ich auf JOGU-StINe Ausschau nach seinen Seminaren. Hatte ich dann etwas entdeckt  klick, "anmelden".

Wer war Dr. Thorsten Schüller?

Dr. Thorsten Schüller wurde am 26.11.1975 in Zell an der Mosel geboren. Nach seinem Studium der Romanistik, der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft und der Komparatistik in Bayreuth und Paris sowie einem Stipendium an der Humboldt-Universität in Berlin, fand er 2003 den Weg zu uns nach Mainz und hat 2007 an der Johannes Gutenberg-Universität promoviert. Seine Forschungsschwerpunkte reichten unter anderem von der Frankophonie in afrikanischen Literaturen zu Avantgardeströmungen in Europa und Lateinamerika. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit den Auswirkungen von 9/11 auf die Kultur und mit der Populärkultur in der Literatur. 

Wer war Dr. Thorsten Schüller für uns?

Es hatte seine Gründe, warum Dr. Schüller unter uns Studierenden so beliebt war. In seinen Kursen fühlte man sich wohl, da er mit seinem ruhigen und offenen Wesen eine ganz andere Ausstrahlung hatte als manch andere Dozierende. Obwohl man schnell merkte, dass er über ein breitgefächertes Wissen verfügte, schwang in seinem Auftreten als Professor immer eine enorme Bodenständigkeit mit. Egal, ob es um Literaturklassiker wie Flauberts "Madame Bovary" oder komplexe psychoanalytische Theorien à la Freud und Co. ging, in den Seminardiskussionen begab er sich immer auf eine Augenhöhe mit seinen Kursteilnehmenden und war offen für die Meinungen, die er zu hören bekam. Man fühlte sich bei ihm nicht so, als müsste man einem allwissenden Professor imponieren, sondern so, als ob man sich mit einem weisen Freund unterhalten würde, der nun einmal mehr Lebenserfahrung besaß als man selbst. 

Auch generell hatte er einen besonderen Umgang mit seinen Studierenden. Tatsächlich schien er uns alle zu kennen. Vielleicht nicht immer unbedingt mit Namen  wer könnte das schon bei hunderten von Studis aber zumindest hatte man das Gefühl, mehr als nur eine Matrikelnummer zu sein. Und er nahm sich Zeit für uns: Nicht nur in den Sprechstunden, auch nach den Seminaren hörte er uns mit höchster Geduld und Konzentration zu, ohne mit dem einen Fuß bereits über der Türschwelle zu sein. Bei per Mail versendeten Problemen kamen zeitnah Antworten mit Lösungen bzw. Lösungsansätzen zurück, ohne, dass man vor Ratlosigkeit in Verzweiflung geriet. Selbst wenn man ihn im Philosophicum entdeckte, während er zu einem seiner Seminare schlenderte, durfte man ihn ansprechen. Dr. Schüller war aber nicht nur ein guter Dozent, sondern auch ein sehr sympathischer Mensch. Es war eine schöne Abwechslung, jemanden wie ihn gekannt zu haben  verläuft die Kommunikation zwischen Dozierenden und Studis doch oftmals sehr minimalistisch und anonym ab. Dr. Schüller zeigte uns, dass es auch anders gehen kann.

Ein großer Verlust

Wie sehr die meisten von dem plötzlichen Tod betroffen sind, kann man in der Facebook-Gruppe für Französisch-Studis sehen. Viele fassten dort ihre Trauer in Worte. So beschreibt ihn einer seiner ehemaligen Studenten als "überragenden Dozenten, überragenden Literaturwissenschaftler", der seine Freude und seinen Enthusiasmus am Fach auf seine Studierenden übertragen konnte. Andere wiederum reden zurecht von einer "Inspiration". Es ist traurig, dass zukünftige Studis nicht an dieser Inspiration teilhaben können.

Es ist ein großer Verlust für uns Studierende, für das Romanistische Seminar und für die Universität.

Viel bleibt nicht mehr zu sagen.

Adieu, Monsieur Schüller!

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