Wie verdreht die öffentliche (eher virtuelle) Diskussion um die Suche und Lobpreisung starker Frauenfiguren im Film ist, zeigt der Hype um Wonder Woman: Ausgerechnet eine mythische, also gänzlich fatalistische Figur, sogar eine, die bei genauem Hinhören nicht mehr als eine Waffe (!) in den Augen ihrer maternalen Ahnen ist, soll für Emanzipation und Gleichberechtigung unter den Superhelden und damit auf der Welt sorgen.
Die Rezeption aber versteht feministische Ideale falsch und macht ausgerechnet eine naive und leere Repräsentationshülle eines bierernsten und leeren Kostüm-und-Degen-Franchise zur Galionsfigur – Simone de Beauvoir dreht sich im Grabe um.
Dabei hätte Regisseurin Patty Jenkins die Gelegenheit gehabt, es besser zu machen: Nach der Ermordung von General Ludendorff merkt Diana, dass irgendetwas nicht stimmt, dass die Sache mit Erzfeind Ares nur ein Schwindel sein könnte. Sie grübelt, zweifelt, denkt! Genau hier hätte man nicht nur mit der Dekonstruktion des Mythos, sondern auch des Genres anfangen können, statt dem retardierenden Moment das übliche pompöse Actionfinale folgen zu lassen.
So aber reiht sich Wonder Woman in das reaktionäre Ensemble der bisherigen Filme ein und erweist der richtigen Suche nach starken Frauenfiguren einen Bärendienst.
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