Muschelkritik | Moonlight

07.11.2017
Freizeit
lcu

"Moonlight" besticht nicht durch Narration oder Charakterzeichnung – sondern aufgrund der sichtbar machenden Lichtsetzung.

Was ist Farbe, was ein Farbeindruck? Materialverhaftet, also physikalisch erklärbar? Eine Lichtreflexion im Auge des Betrachters? Oder doch eine qualia, also ein fühlbarer Ausdruck?

In Moonlight werden diese Fragen im losen Konstrukt einer US-amerikanischen Coming-of-Age-Story verhandelt, die im Miami der 80er Jahre beginnt und knapp 20 Jahre später in Atlanta endet: Schwarz-Sein wird in Barry Jenkins' Film zum Ausdruck von Existenz und Gesellschaftspolitik. Schwarz-Sein wird aber auch ästhetisch erfahrbar und das meint nicht die Titelbedeutung, sondern die Lichtsetzung des Films: Vielleicht waren Schwarze im Kino noch nie so distinkt und wahrhaftig wahrnehmbar wie in diesem Film. Dazu passt die wiederkehrende Großaufnahme ganz im Sinne Béla Balázs: Der schwarze Körper wird in seiner dauernden Präsenz sicht- und erfahrbar, seine Physiognomie und Gestik zur menschlichen Leinwand.

Dagegen bildet der Weiße "das große Andere". Seine historischen "Verdienste" von Ghettoisierung bis Kriminalisierung von Schwarzen sind zwar präsent, er aber nicht. Dadurch werden die Figuren aber nicht als seine Opfer determiniert. Im Gegenteil. Moonlight zeigt, dass der Wurf und Aufprall der Schwarzen in eine von Weißen dominierte Welt zwar hart ist. Jedoch macht der Film die Leinwand zum Spiegel seiner Protagonisten. Der Blick des Individuums in selbigen versichert, dass der Kampf für Freiheit und Emanzipation den Aufprall wert ist.

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