Muschelkritik | Live by Night

19.10.2017
Freizeit
lcu

Warum Ben Affleck als Ganove der 20er Jahre deutlich mehr Ähnlichkeiten mit Bill Gates als mit Scarface hat.

Wie sagt es der Journalist Thomas L. Friedman so schön: Man muss kein Widerling sein, wenn man Geschäfte macht. Diesem Credo folgt Joe Coughlin, Protagonist in Live By Night, der das klassische Gangstertum ablehnt, also kein Tony Camonte sein will, nur um am Ende den Kopf für die Wiederherstellung des status quo hinzuhalten. Er will ein "smarter Ganove" sein, ein liberaler Multikulturalist, der nichts gegen Schwarze oder Latinos hat. So überlebt er den KKK, die irische und italienische Mafia und sogar die Fundamentalisten, also all jene verblendeten Ideologen, die nicht verstehen können, dass einzig das Geschäft zählt. Coughlin, dessen Geschichte Ende der 20er Jahre spielt, ist so nicht mehr als ein anachronistischer Postideologe. Einer, der seinen dezimierten Kontrahenten freie Wahl und Flexibilität zugesteht, einer, der gegenüber seiner Frau maximal transparent ist und soziale Wohltätigkeiten statt eiserne Disziplin walten lässt. Er ist einer, der sich heute mit anderen liberalen Kommunisten in Porto Davos treffen würde. Schön, dass der Film zeigt, was er eigentlich ist: Ein Mörder.

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!