Muschelkritik | Küss den Frosch

05.11.2017
Freizeit
lcu

Disney ist nie nur Unterhaltung, Disney ist immer Politik. Das gilt auch für "Küss den Frosch".

Das New Orleans-Märchen "Küss den Frosch" mag einer der charmanteren Animationsfilme der vergangenen Disney-Produktionen sein, doch schützt das nicht vor einer Filmweisheit des Philosophen Slavoj Žižeks: Hollywoods Fiktionen kann man nie ernst genug nehmen, besonders nicht die harmlos wirkenden. Entkleidet man also den Film aus seinem formalen und musikalischen Glanz, ergibt sich ein Zwiespalt. Einerseits kann man gutheißen, dass bei Disney Diversität Einzug gehalten hat. Andererseits muss man auf das Gegenteil pochen, nämlich auf die filmische Aneignung schwarzer Kultur und Geschichte zur kulturindustriellen Nutzbarmachung.

Denn erst wird der Zusammenhalt im Ghetto romantisiert und im Anschluss fleißig an den American Dream geglaubt. Den Antagonisten macht man gar zum Voodoo-Vampir und ganz nebenbei wird die strukturelle Benachteiligung von Schwarzen in einer von Weißen dominierten Gesellschaft als so selbstverständlich angesehen (und damit zementiert) wie das zauberhafte Erscheinen eines mythischen Prinzen.

Wie man sich zu diesem Zwiespalt positioniert, wird beinahe zweitrangig. Wichtiger ist, diesen überhaupt anzuerkennen. Zumindest dafür bietet "Küss den Frosch" eine Möglichkeit.

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