Der Podcast „Hörsaal-Deutschlandfunk Nova“ befasst sich mit Wissenschaft und alltäglichen Phänomenen, die Forscher:innen über unser Leben herausfinden. In der Folge „Prüfungsrecht –Warum KI-Einsatz bei Klausuren erlaubt sein sollte“ befasst er sich mit dem Thema KI als Hilfsmittel für Prüfungen an der Uni. Eine Zusammenfassung des Podcasts findet ihr im weiteren Artikel.
Ein Student der Uni München musste für seine Master-Bewerbung einen Essay einreichen. Die Prüfer:innen waren sich nach mehrmaliger Prüfung sicher: Der Essay wurde mit Hilfe von KI geschrieben. Der Fall landete am Ende sogar vor dem Oberlandesgericht München. Das Gericht hat den Professor:innen zugestimmt und die Bewerbung des Studenten wurde gestrichen.
KI sei ein Verstoß gegen die wissenschaftliche Praxis, aber was bedeutet wissenschaftliche Praxis eigentlich? Diese Frage sei sehr schwer zu beantworten, sind sich die Podcaster:innen einig. Hilfsmittel seien schon immer ein Teil vom Studium gewesen. Googlen dürfe man ja auch. Studierende suchen sich außerdem auch auf andere Art Hilfe. Es sei auch erlaubt, sich mit Kommilitonen:innen zu treffen und sich zu besprechen. Des Weiteren könne kein Prüfer kontrollieren, ob sich Studierende Hilfe zu Hause suchen durch Fachkenntnisse von Bekannten. Der signifikante Unterschied zur Arbeit mit künstlicher Intelligenz sei laut Podcast folgender: KI kann alle Arbeitsprozesse abdecken und Student:innen müssten keine Eigenleistung mehr bringen. Eine Prüfung sei immer eine momentane Abfrage des individuellen Leistungsstandes. Bei Nutzung von KI wäre der Zweck einer Prüfung also verfehlt.
KI kann mit verschiedenen Detektoren nachgewiesen werden, welche Essays und Aufsätze scannen. Dieser Scan sei nicht endgültig, aber ermöglicht bereits eine Vorauswahl, um möglichen Betrug aufzudecken. Im Podcast wird erwähnt, dass der Einsatz dieser Detektoren aber nicht unproblematisch sei. Die eingesetzten Detektoren kommen oft aus den USA. Dort sei der Datentransfer nicht klar geregelt, sodass man sich hier in einer datentechnisch unsicheren Situation bewege. Des Weiteren würden die Essays nochmal von Prüfer:innen händisch geprüft, weshalb der Einsatz dieser Detektoren fragwürdig sei. Es sei immer schwierig, Student:innen eine plötzliche Verbesserung abzusprechen. Die Podcastler:innen ziehen hier den Vergleich, dass sich auch kein Prüfender Gedanken machen würde, wenn ein guter Studierender in einer Prüfung plötzlich eine sehr schlechte Leistung erbringen würde.
Aktuell seien die größten Probleme, dass es keine genauen Richtlinien gibt. Viele wüssten nicht, was sie dürfen und was nicht. Die Prüfungsordnungen müssten komplett umgeschrieben werden. Eine solche Änderung wäre radikal. Die Podcaster:innen sind sich einig, verbieten oder dulden sei zu einfach. Eine im Podcast vorgeschlagene Möglichkeit ist, dass KI zum Gestalten genutzt werden soll. Es könnte Module geben, in denen gelehrt wird, wie man ChatGPT richtig benutzt. Der Prozess des Einsatzes müsste dokumentiert werden und es sollen Schwachstellen aufgezeigt und überarbeitet werden. So könne eine Eigenleistung gesichert sein.
Im Podcast heißt es, KI sei gekommen, um zu bleiben. Es ist ein digitales Assistenzsystem, mit dem Studierende umgehen können sollen. Aktuell gibt es sehr viele Grauzonen, wodurch der Umgang mit KI in Prüfungen und Hausarbeiten sehr schwierig ist. In der Zukunft ist das aber durchaus vorstellbar. Eine wichtige Grundlage dafür ist aber die Überarbeitung von Prüfungshandreichungen, um klare Linien zu schaffen.
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