Mit dem Semesterticket zum Reichenbacher Felsenmeer (bei Bensheim)

16.09.2015
Freizeit
Leo Fiehler

Vorlesungsfreie Zeit ist Kletterzeit. Neben diversen Klettergärten im Bereich des Semestertickets (Darmstadt, Wiesbaden usw.) bietet sich auch eine Fahrt zum Felsenmeer bei Reichenbach an. Der Vorteil: Es ist kostenlos.

Im tiefsten hessischen Hinterland, was die Schönheit der Landschaft allerdings nicht gerade schmälert, liegt unser Ziel: Das Reichenbacher Felsenmeer im Lautertal bei Bensheim. Vom Mainzer Hauptbahnhof geht es mit der Regionalbahn nach Darmstadt und danach weiter entweder über Bensheim (1,5 h) oder über Ober-Ramstadt (2h 20 min). In beiden Fällen geht es am Ende mit dem Bus 665 zum Ziel. Letztere Variante dauert zwar länger, hat aber den Vorteil, dass mehr von der schönen Landschaft vorbeizieht.

Für die Heimreise nach Mainz fährt der letzte Bus Richtung Bensheim um 21:30 Uhr.

Das Felsenmeer

Einmal angekommen am Felsenmeer geht es direkt los - ohne blödes Anstehen, Gurtanlegen oder nervende Sicherheitsbelehrungen wie im Kletterpark -  einfach drauf loskraxeln. Es geht über vor ca. 350 Millionen Jahren herausgebildete, menschengroßen Steine aus Lavagestein, die in der letzten Eiszeit frei und aufeinander gespült wurden. Es hat sich eine Art Flussbett mit überdimensionalen Kieseln gebildet, auf denen sich Wanderin oder Wanderer wie eine winzige Ameise vorkommt. Zwar lässt sich das Felsenmeer in sehr unterschiedlicher, individueller Geschwindigkeit erklimmen, aber die meisten werden  wohl gut ins Schwitzen kommen.

Ungefähr bei der Hälfte des Anstiegs durchquert ein Weg auf einer Holzbrücke das Meer. Selbige bietet einen guten Platz, um kurz auszuruhen und etwas zu trinken. Dafür heißt es von den Steinen auf die Brücke und danach auch wieder runter zu klettern. Je nach eigener Geschwindigkeit dauert es zwischen einer halben und anderthalb Stunden, bis das Felsenmeer erklommen ist. Einmal oben angekommen erwarten einen noch ein paar Überraschungen, mitsamt einem übergroßen Stein, an dem auch kurz richtiges Klettern geübt werden kann.

Da wir erst richtig heiß waren, als wir oben angekommen waren, ging es direkt weiter auf einen der zahlreichen Wanderwege auf und um den Berg herum. Die Wege bieten wunderschöne Aussichten (das Wetter war grandios). Wanderweg Nummer 8 führt wieder ins Tal zurück (ca. 2 h), aber war uns dann doch zu lang, sodass wir wieder umgedreht sind. Der Wanderweg hat sich aber trotzdem gelohnt, weil wir dadurch Rehe, Kühe, Fallobstwiesen und sogar streichelbare Pferde getroffen haben.

Die Länge der Wanderwege sind alle sehr übersichtlich und für erfahrene Wandersleute ein Katzensprung. Bis auf besagte Nummer 8. Mehr Informationen findet ihr in der Broschüre des Felsenmeer Informationszentrums.

Verpflegung/ Restaurant

Wie immer auf Wanderungen empfiehlt es sich, Snacks, Brote und, wenn gewünscht, die ein oder andere Flasche Bier oder Wein selber mitzunehmen. Obwohl ich von dem Genuss von Alkohol vor dem Aufstieg übers Felsenmeer aufgrund der zu hohen Fuß-Umknick bzw. Brech-Gefahr abraten würde. Zweieinhalb Stunden schafft man ja auch mal ohne. Danach schmeckt es umso besser.

Am oberen Ende des Felsenmeers an der Riesensäule gibt es auch ein nettes Holzhaus-Kiosk, das in unserem Fall allerdings geschlossen hatte. Von dort noch ein kleines Stück auf Wanderweg 7 in Richtung Parkplatz Felsenberg liegt jedoch ein sehr nettes, afrikanisches (!) Restaurant mit schönem Interieur. In der Abendsonne lässt sich vom wunderbaren Aussichtspunkt direkt vor der Tür der Blick bis Frankfurt und sogar Wiesbaden genießen. Mainz liegt leider gerade nicht mehr im Blickfeld.

Dort gibt es leckeres, welch ein Wunder, afrikanisches Essen und auch kleine Snacks für den studentischen Geldbeutel. Besonders lecker war das namibianische Windhoek-Lagerbier. Nach dem Kraxeln wird es einem hier im tiefen hessischen Hinterland serviert. Ein Prosit auf die Globalisierung.

Dunkelheit – und jetzt?

Ist es einem schon mal passiert, dass die Zeit beim Wandern (oder im afrikanischen Restaurant) vorbei fliegt, wird klar, dass damit nicht zu spaßen ist und eine Taschenlampe zum lebenswichtigen Utensil werden kann. Uns ist es passiert und zum Glück hatten wir ein solches Utensil eingepackt. Obwohl wir uns natürlich erst einmal verlaufen hatten, konnten wir mit Hilfe der Taschenlampe die Schilder und Nummerierungen der Wege an den Bäumen lesen um auf einem der vielzähligen Wege zurück ins Tal zu gelangen. Im Dunkeln sollte der Weg über das Felsenmeer auf jeden Fall vermieden werden. Stattdessen bietet sich der nebendran gelegene Weg mit Holzstufen an, den erschöpfte Kraxler oder Menschen mit Steinphobie auch für den Aufstieg nutzen können.

Also Vorsicht, wenn der letzte Bus um 21:30 Uhr angepeilt wird. Da ist es im Wald Anfang September schon zappenduster.

Fazit

Insgesamt ein super Tagesausflug, mit toller Kraxelei, superschöner Landschaft, einem unerwarteten, kulinarisch-afrikanischem Erlebnis und netten Pferden. Auch unsere Rückfahrt war lustig, da wir mit der Dorfjugend, die wohl freitags nach Bensheim feiern fährt, im Bus saßen und in Bensheim direkt am Bahnhof die Post abging - mit Riesenrad!

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