Mehr Freiheit an den Universitäten – Ein Diskussionsabend mit Dorothea Schäfer

24.01.2017
Studium, Freizeit
es

Was den deutschen Universitäten fehlt, sei die Selbstbestimmung – dieser Meinung ist jedenfalls die Landtagsabgeordnete Dorothea Schäfer (CDU). Im Rahmen eines Vortragsabends diskutierte sie mit Studis und Nicht-Studis über Freiheit, Zukunftsaussichten und den schulischen Charakter in der deutschen Forschung und Lehre.

Am 17. Januar 2017 fand in dem Verbindungshaus der Landsmannschaft Merovingia Gießen zu Mainz ein Vortragsabend mit Dorothea Schäfer (CDU), Landtagsabgeordnete in Rheinland-Pfalz, statt.

Der seit 1885 bestehende Männerbund, der gemäß seines Mottos für “Ernst in der Wissenschaft, treu in der Freundschaft“ steht, hatte die Sprecherin für Wissenschaft und Forschung der Landesfraktion der CDU im Ausschuss für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Dorothea Schäfer, eingeladen.

Mehr Diskussion als Vortrag

Was als ein Vortrag über die Arbeit im Ausschuss, mit Fokus auf die Wissenschafts- und Hochschulpolitik in Rheinland-Pfalz angelegt war, entwickelte sich schnell zu einer mehr oder weniger lockeren Diskussionsrunde mit teilweise sehr unterschiedlichen Ansichten. Studierende sowie ältere Mitglieder der Verbindung tauschten rege ihre Ansichten aus und vergaßen dabei fast die ursprüngliche Thematik der Veranstaltung. 

Der eigentliche, von Frau Schäfer gesetzte Schwerpunkt der Veranstaltung stellte die Frage, welche Strukturen an Universitäten ein erfolgreiches Studium ermöglichen. Dabei ging es auch um die Situation an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Die Forderungen von Dorothea Schäfer lassen sich mit einem Stichwort zusammenfassen: Freiheit. Schäfer erklärte, sie stehe für mehr interne und externe Freiheit an den Universitäten, vor allem in Bezug auf die eigene Finanzierung. Sie sprach den baufälligen Zustand vieler Gebäude der Universität Mainz an sowie die teilweise unzureichende Ausstattung und Größe der Räume. Weiterhin kritisierte Schäfer die mangelnde Betreuung der Studierenden aufgrund vieler befristeter Verträge für Lehrende. Ihr Vorschlag: mehr Selbstbestimmung bei der Grundausstattung, vor allem in Bezug auf die Beschäftigung neuer Fachkräfte. 

Schäfer beklagt “ungesicherte Finanzierung der Forschung und Lehre“

Frau Schäfer kritisierte, dass das Land Rheinland-Pfalz die Zuschüsse, die es vom Bund für die Finanzierung von Universitäten und Schulen erhält, teilweise zu anderen Zwecken einsetzen würde. Die vom Gesetzgeber festgeschriebenen jährlichen Zahlungen von 3 Millionen Euro an Forschung und Bildung, seien bereits seit mehreren Jahren nicht mehr vollständig getätigt worden. Die Landesregierung Rheinland-Pfalz schulde, nach Angaben von Frau Schäfer, den Universitäten im eigenen Land rund 116 Millionen Euro.

Auch die Drittmittelfinanzierung von Forschung war ein Thema. Frau Schäfer sprach sich für diese Art der Finanzierung aus: Sie halte die Drittmittelfinanzierung für gut und förderlich. Schäfer äußerte dabei auch Verständnis dafür, dass Drittmittelgeber für ihre finanzielle Unterstützung Forderungen stellen.  

Auf die Frage, wie man die von ihr behauptete “Fremdsteuerung der Universitäten“ beenden könnte, konnte Schäfer zwar keine direkte Antwort liefern, allerdings ließ sie durchblicken, dass eine zusätzliche Steuerungsmaßnahme seitens der Landes- oder der Bundesregierung nicht sinnvoll sei. Schäfer sprach sich für eine Einschränkung des Steuerungsapparats und mehr Selbstbestimmung in der Forschung und den betroffenen Bildungsstätten aus. 

Studis gegen Azubis?

Gegen Ende des Abends ging es schließlich um die Frage, ob die Lernform “Studium“ wirklich für alle geeignet ist. Dabei entwickelte sich eine rege Diskussion, bei der es um den aktuellen Zustand des Studienprogrammes auf der einen Seite, sowie den Fachkräftemangel im handwerklichen Sektor auf der anderen Seite ging.

Während die anwesenden Studierenden den schulischen Charakter ihres Studiums und die Fülle an Prüfungen bemängelten, die ein selbstständiges und interessenorientiertes Studium verhindern würden, widmeten sich die Nicht- oder nicht mehr Studierenden der Frage, warum ein Hochschulstudium zum obersten Ziel vieler junger Menschen geworden ist.  Dabei wurde kritisiert, dass das Abitur und ein anschließendes Studium zum Regelfall geworden seien, während vor allem handwerkliche und soziale Berufe ein immer schlechter werdendes Image zu beklagen hätten.

Auch der aufgeworfene Kritikpunkt, die Politik würde den Studierenden alle möglichen Vergünstigungen “hinterherwerfen“, während die Auszubildenden vernachlässigt werden, wurde vom Teil der anwesenden Studierenden mit Missgunst aufgefasst. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass für Studierende, ohne gesichertes Einkommen seitens der Eltern, das Studium keineswegs ein Spaziergang sei. Die Lebenskosten, gerade in Mainz, seien oft trotz Bafög und einen Nebenjob kaum tragbar. 

Am Ende einer kontroversen Diskussion waren sich doch alle Teilnehmenden zumindest in einem Punkt einig: So wie es jetzt ist, kann es nicht mehr weitergehen, weder für Studierende noch für Auszubildende.

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